Habeck-Affäre und „grüne Korruption“? Ricarda Lang kontert Söder-Attacke
CSU-Chef Markus Söder hat den Grünen Vetternwirtschaft vorgeworfen und forderte von Wirtschaftsminister Robert Habeck Konsequenzen. Dazu äußerte sich jetzt Grünen-Vorsitzende Ricarda Lang.
Stuttgart - Wer im Glashaus sitzt, der sollte nicht mit Steinen werfen. Ein Leitsatz, nach dem in der Politik nur selten gehandelt wird. Dies könnte man sich auch bei der Äußerung von Markus Söder (CSU) denken, der beim Parteitag am Samstag die Grünen angriff und Wirtschaftsminister Robert Habeck nahelegte, seinen Staatssekretär Patrick Graichen zu entlassen.
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Hat Graichen Schäfer mit „Sie“ angesprochen?
Hintergrund ist, dass dieser Michael Schäfer zum neuen Geschäftsführer der Deutschen Energie-Agentur (Dena) machen wollte. Eine problematische Auswahl, da Schäfer Graichens Trauzeuge war und die beiden ihre freundschaftliche Beziehung sogar aktiv verheimlicht haben sollen. Angeblich habe Graichen Schäfer in einem Bewerbungsgespräch mit „Sie“ angesprochen.
Gründe, weshalb Söder nun Konsequenzen forderte, denn ansonsten könne laut dem bayrischen Ministerpräsidenten aus der Affäre Graichen, eine Habeck-Affäre werden. Söder wirft dem Wirtschaftsministerium also Vetternwirtschaft vor. Weiter sagte er: „Die ganze grüne Sippe wird da irgendwie beschäftigt“ – „Bruder, Schwester, Onkel, Tante.“ Er sprach sogar von „grüner Korruption“.

Ricarda Lang nimmt Kritik an, aber nicht von Markus Söder
Kritik ist laut Grünen-Chefin Ricarda Lang zwar nicht unberechtigt, kommt in dieser Schärfe aber aus der falschen Ecke. „Wenn das jetzt aber am lautesten unter anderem von der CSU und Markus Söder kommt, der mit der Amigo-Affäre, der mit der Maskenaffäre Vetternwirtschaft zu so einer Art Arbeitsmodell gemacht hat, dann muss man auch ehrlich sagen, da ist der Vorwurf der Doppelmoral auch eher Projektion“, so die Politikerin in der ARD-Sendung „Bericht aus Berlin“. Damit sprach Lang die Vermittlung von Corona-Masken an, woran die Union in der Pandemie mitverdiente.
Dass die Grünen im Zuge der Graichen-Affäre Fehler gemacht hätten, gab Lang allerdings ohne Umwege zu. Diese seien klar eingestanden worden, sagte die Grünen-Chefin, für die das Thema somit erledigt ist. Wer nun neuer Geschäftsführer der Dena wird, ist weiterhin fraglich. Schäfer wird wohl aber keine Chance mehr haben.