Scholz-Kracher: Umfrage-Debakel für Laschet - nur Söder hält stand und entfacht offenen Unions-Zoff

Ein Jahr vor der Bundestagswahl treibt die Kanzler-Debatte schillernde Blüten: Die SPD reüssiert auf einmal, nur Markus Söder hält Stand. Und die CDU fällt in zwei Teile.
- Mit der Nominierung Olaf Scholz' ist der SPD offenbar ein Kanzler-Coup gelungen - die Umfragen zeigen Überraschendes.
- Getroffen sind die Grünen und vor allem die CDU - ihr Kanzler-Kandidaten erleben das nächste Debakel.
- Im Fokus steht weiter Markus Söder. Seine Kanzler-Chancen scheinen die Schwesterpartei tief zu spalten.
Berlin/München - Schon mehr als ein Jahr vor dem angepeilten der Termin der Bundestagswahl hat die SPD ihren Kanzlerkandidaten gefunden - und scheint sich damit tatsächlich einen großen Gefallen getan zu haben. So sieht es zumindest in einer Momentaufnahme vom Wochenende aus.
Denn während die Union öffentlich über die Kanzler- (oder eher Söder-)Frage streitet, legen die Genossen in Umfragen unerwartet klar zu. Die Entscheidung für Olaf Scholz scheint der SPD tatsächlich zu helfen. Zugleich gibt es in Deutschland nur einen Mann, dem mehr Deutsche die nötige Kanzler-Kompetenz zutrauen als Scholz. Der heißt ausgerechnet Markus Söder - und spaltet die CDU auf das Heftigste.
Kanzler-Debatte: Olaf Scholz und Markus Söder in Umfrage ganz vorne - Grüne verlieren, Debakel für Laschet und Co.
Eine aktuelle Umfrage sieht nach der Nominierung Scholz‘ deutliche Umwälzungen: “Im Sonntags-Trend“ der Bild am Sonntag (Artikel hinter Bezahlschranke) steigen die Sozialdemokraten um drei Prozentpunkte auf 18 Prozent - und liegen damit nun sogar wieder vor den Grünen, die um zwei Punkte auf 16 Prozent fallen. Die Partei steht nun ebenfalls unter Druck.
Auch die Union büßt nach der Erhebung des Instituts Kantar Emnid zwei Punkte ein - dabei war die Befragung bereits vor dem SPD-Paukenschlag gestartet und zwei Tage nach danach beendet worden. Auch bei Forsa legten die Sozialdemokraten zuletzt zu.
Eine andere Erkenntnis der BamS-Umfrage könnte sogar noch schwerer wiegen: Immerhin 29 Prozent der Befragten halten Scholz für einen geeigneten Kandidaten für die Nachfolge von Kanzlerin Angela Merkel* - damit liegt der Vizekanzler deutlich vor den CDU-Politikern Friedrich Merz (19 Prozent), Jens Spahn (18 Prozent) und Armin Laschet* (13 Prozent). Auch den Grünen Robert Habeck (18 Prozent) lässt er klar hinter sich. Nur einem potenziellen Mitbewerber erhält mehr Zuspruch: CSU-Chef Markus Söder, dessen Gesundheitsministerin gerade heftig unter Beschuss steht, mit satten 38 Prozent.
Markus Söder offenbar weiter Kanzler-Favorit - in der CDU gärt es
Diese Zahlen mögen angesichts des Umfragezeitraums von 6. bis 12. August mit Vorsicht zu genießen sein. Schließlich brach erst mitten in dieser Phase die Debatte um die peinliche bayerische Corona-Test-Panne los. Doch sie werfen ein Schlaglicht auf ein Problem der Union: Die SPD hat offenbar einen Kandidaten, der für viele Deutsche kompetenter wirkt, als das Spitzenpersonal der CDU. Und der Streit um Söder und seine Kontrahenten schlägt weiter hohe Wellen bei den Unionsparteien.
Teils gibt es nun offenen Unmut - womöglich auch wegen der aktuellen Schwächephase Söders. Er sei „irritiert über die Diskussion über eine Kanzlerkandidatur Markus Söders“, sagte der rheinland-pfälzische CDU-General Patrick Schieder der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (FAS). Die Debatte berge Risiken sowohl für CDU als auch für CSU.
Ein „führendes Fraktionsmitglied“ wollte von der Sonntagszeitung zwar nicht namentlich genannt werden, wurde aber noch deutlicher und erklärte, es sei von Söders Verhalten „genervt“: „Entweder er offenbart seine Absichten, oder er tut der Schwesterpartei den Gefallen und hält sich ein wenig zurück.“
Zugleich gibt es weiter auch viele Söder-Befürworter: Niedersachsens Wirtschaftsminister Bernd Althusmann erinnerte an ein seit einiger Zeiten kursierendes Personal-Modell, das Söder und Spahn in die entscheidenden Positionen hieven würde. Der Chef der Landesgruppe Sachsen-Anhalt in der Unions-Fraktion, Christoph Bernstiel, sprach vom „Super-Team Spahn und Söder“. Er schoss zugleich gegen Laschet: Es sei zu hoffen, dass dieser „seine Kandidatur aufgibt". Laschet hatte zuletzt vor allem Negativschlagzeilen gemacht. Auch ein Wahlkampf-Flop war zu vermelden.
Söder sorgt für Streit: Klare Aufforderung von Kramp-Karrenbauer - kein Scholz-Konkurrent bei der CDU?
Wie stark die offene Frage die CDU durcheinanderwirbelt, ist aus einer anderen von der FAS kolportierten Anekdote abzulesen. Von „Eingeweihten" will das Blatt erfahren haben, dass Noch-Parteichefin Annegret Kramp-Karrenbauer Söder schon im Juli in einem Telefonat persönlich zur Zurückhaltung aufforderte. Für Frieden gesorgt hat das aber offenbar nicht.
So geht das Ringen weiter. „Der künftige Vorsitzende der CDU muss auch Kanzlerkandidat sein“, formulierte der Landes-Generalsekretär Schieder auch eine Position, die intern sehr umstritten scheint - und die den Umfragen zufolge viele Wähler nicht goutieren würden. Käme es so, schiene die SPD* auf einmal tatsächlich zumindest in der Kanzler-Frage tatsächlich die Nase vorn zu haben. Wenn es Olaf Scholz, der sogar seinen ehemaligen Widersacher Kevin Kühnert inzwischen überzeugen konnte, am Ende nicht so ergeht wie dem schnell abgestürzten Hoffnungsträger Martin Schulz 2017. (fn) *Merkur.de ist Teil des Ippen-Digital-Netzwerks.
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