Update vom 22. Juli, 20.03 Uhr: In New York wurde ein Protestcamp von der Polizei geräumt. Im Schutze des Morgengrauens hatten sich die Beamten vor dem Zeltlager formiert und waren dann geschlossen vorgerückt. Zelte, Campingstühle und andere Habschaften wurden entfernt. Die Zeltstadt war im Rahmen um die Proteste gegen Polizeigewalt und Rassismus entstanden. In US-Medien wurde aber unlängst die Frage aufgeworfen, wie viele tatsächliche Demonstranten denn noch darin leben. Angeblich seien bereits viele Protestierende der ersten Stunde bereits vergangene Woche ausgezogen und Obdachlose in die Zelte eingezogen.
Bürgermeister Bill de Blasio hatte am Dienstag angekündigt, dass das Lager im Park neben dem New Yorker Rathaus bald beseitigt werden würde. „Wir erlauben keine Lager in dieser Stadt“, hatte er gemahnt. Die öffentliche Sicherheit genieße Priorität, auch wenn er das Recht auf Protest respektiere.
Update vom 22. Juli, 12.05 Uhr: Bürgermeister einiger US-Metropolen haben sich nun gegen den amerikanischen Präsidenten Donald Trump gestellt. Der Grund: Er schickte gegen den Willen örtlicher Behörden Bundespolizisten nach Portland, um dort Proteste zu beenden, und plant solche Einsätze offenbar auch in anderen Städten. Konkret nannte die US-Regierung in diesem Zusammenhang unter anderem Chicago. Washingtons Bürgermeisterin Mariel Bowser hat die Regierung nun gemeinsam mit mehreren Amtskollegen aufgefordert, den umstrittenen Einsatz der Bundespolizisten zu stoppen. In einem Brief an Heimatschutzminister Chad Wolf und Justizminister William Barr schrieben die Hauptstadt-Bürgermeisterin und ihre Kollegen, der Einsatz von Bundesbeamten sei „beispiellos" und verstoße gegen die US-Verfassung. Er sei von örtlichen Sicherheitskräften weder bewilligt, noch mit ihnen abgesprochen worden.
Zudem forderten sie den Kongress in einem weiteren Brief auf, den Einsatz der Bundestruppen zu untersuchen. Die beiden Briefe veröffentlichte Browser am Dienstg (Ortszeit) auf Twitter.
In einem der beiden Briefe, die unter anderem auch die Bürgermeister von Portland, Chicago und Seattle unterzeichneten, heißt es: „In Portland haben Bundeskräfte jede Nacht erhebliche Gewalt gegen Demonstranten angewandt.“ Der Einsatz von Bundestruppen in Portland habe zu Eskalationen geführt und das „Risiko von Gewalt gegen Zivilisten und Strafverfolgungsbeamte“ erhöht. Zudem warfen die Bürgermeister der US-Regierung vor, die Sicherheitskräfte zu politischen Zwecken zu nutzen. „Ihre Worte und Taten haben ein Klima der Angst und des Misstrauens geschaffen“, heißt es in einem der Schreiben weiter.
Das Weiße Haus hat unterdessen angekündigt, dass sich Trump am Mittwochnachmittag (15.15 Uhr Ortszeit, 21.15 Uhr mitteleuropäischer Zeit) zum Thema Gewalt in US-Städten äußern wolle.
Update vom 22. Juli, 9.15 Uhr: Nachdem US-Präsident Donald Trump am Dienstag angekündigt hatte, Bundespolizisten neben Portland auch in Chicago einzusetzen, ist es in der US-Metropole wieder einmal zu einer Schießerei gekommen. Dabei sind nach Angaben der Polizei mehrere Menschen verletzt worden. Wie ein Polizist am Dienstagabend (Ortszeit) mitteilte, ereignete sich die Tat bei einer Beerdigung. 14 Personen seien mit Verletzungen in Krankenhäuser gebracht worden. Zunächst war unklar, in welchem Zustand sie sich befinden. Unbekannte gaben am Dienstagabend Schüsse aus einem schwarzen Auto auf Gäste einer Beerdigung ab, teilte der Polizist vor Journalisten mit. Und auch Teilnehmer der Zeremonie hätten ihrerseits auf die Insassen in dem Auto geschossen.
Das Auto sei davongefahren, allerdings hätten die Unbekannten weiter Schüsse abgegeben, bis sie einen Unfall gebaut hätten und anschließend zu Fuß in verschiedene Richtungen geflohen seien. Eine Person sei mittlerweile festgenommen worden und werde befragt. Der Polizist erklärte weiter, dass derzeit ermittelt werde, ob es sich bei den Gruppen um Gangs handele und ob diese schon früher aufeinandergetroffen seien. Bemerkenswert: Aus Sicherheitsgründen sei eine Polizeistreife bei der Beerdigung gewesen. Weitere Details sind bislang nicht bekannt.
Das Weiße Haus kündigte ebenfalls am Dienstagabend - unabhängig von dem jüngsten Vorfall - an, dass sich Trump am Mittwoch zur Bekämpfung von Gewaltverbrechen in US-Städten äußern werde. Er beklagt die Zunahme solcher Verbrechen in den amerikanischen Metropolen. Trump hatte zuletzt außerdem Bundespolizisten gegen den Willen der örtlichen Behörden nach Portland geschickt, um dort Proteste gegen Rassismus und Polizeigewalt zu beenden. Damit geht die Regierung in den USA einen äußerst ungewöhnlichen Schritt. Am Vortag hatte Trump dann angekündigt, den Einsatz von Bundespolizisten auch für fünf andere US-Metropolen, unter anderem auch für Chicago, prüfen zu lassen.
Weiter hatten US-Medien am Montag berichtet, dass das Heimatschutzministerium bereits fest plane, Bundesbeamte zur Verbrechensbekämpfung nach Chicago zu schicken. Hintergrund sei die dort grassierende Gewalt, die unter anderem auf viele illegale Waffen, soziale Probleme und zersplitterte Gangs zurückgeht. Erst am vergangenen Wochenende hatte Trump mit Blick auf die Schusswaffengewalt gesagt: „Das ist bei weitem schlimmer als Afghanistan.“
Update vom 21. Juli, 13.32 Uhr: Medienberichten zufolge will die US-Regierung in dieser Woche auf eigene Faust Bundesbeamte zur Verbrechensbekämpfung in die Millionenmetropole Chicago im US-Bundesstaat Illinois schicken. Hintergrund ist die grassierende Gewalt in der drittgrößten Stadt der Vereinigten Staaten, die unter anderem auf eine große Anzahl illegaler Waffen, zersplitterte Gangs und soziale Probleme zurückgeht.
Unter Berufung auf ungenannte Quellen berichteten die Chicago Tribune und der Sender CNN am Montag (Ortszeit), dass das Heimatschutzministerium plant, mehr als 150 Mitarbeiter eines investigativen Arms der Einwanderungsbehörde ICE zu entsenden. Den Berichten zufolge ist allerdings nicht bekannt, was ihre genauen Aufgaben sind und welche Grenzen ihnen gesetzt werden. Die Bürgermeisterin von Chicago, Demokratin Lori Lightfoot, hat „große Bedenken“, insbesondere angesichts der Geschehnisse in Portland im US-Bundesstaat Oregon. „Wir brauchen keine Bundesbeamten ohne Abzeichen, die Menschen von der Straße holen und sie, wie ich glaube, unrechtmäßig festhalten“, sagte sie.
US-Präsident Trump hatte am Montag den Einsatz von Sicherheitskräften des Bundes in Portland verteidigt und außerdem ein Eingreifen in anderen Metropolen angedroht. Im Hinblick auf die nach Medienberichten mindestens zwölf Toten durch Schusswaffen am Wochenende in Chicago sagte Trump am Montag: „Das ist bei weitem schlimmer als Afghanistan.“ Zudem kritisierte er die Zunahme von Gewaltverbrechen in New York, Philadelphia, Baltimore und Oakland. Alle diese Städte würden von „radikalen linken“ Demokraten geführt, behauptete der Republikaner.
Update vom 21. Juli, 7.28 Uhr: US-Präsident Donald Trump hat seine Drohung, Einheiten der Bundespolizei in weitere von demokratischen Politikern regierten Städten zu entsenden, konkretisiert. Nach Portland würden solche Einsätze derzeit auch in Chicago und New York geprüft, sagte Trump am Montag in Washington. Zudem nannte er als mögliche Einsatzgebiete für Verbände der Bundespolizei auch Baltimore, Detroit und Philadelphia. In diesen Städten herrsche in Wirklichkeit die „radikale Linke“, sagte Trump. Dies dürfe nicht zugelassen werden.
Update vom 20. Juli, 19.30 Uhr: US-Präsident Donald Trump hat den Einsatz von Sicherheitskräften und Para-Militärs in der Metropole Portland verteidigt und auch mit dem Einsatz in weiteren Stätten gedroht. „Portland war völlig außer Kontrolle“, sagte der 74-Jährige mit Blick auf die Proteste gegen Polizeigewalt und Rassismus, die seit knapp zwei Monaten andauern. Die Teilnehmer der Demonstrationen seien „Anarchisten, das sind keine Demonstranten“, sagte der US-Präsident.
Trump äußerte sich auch kritisch über die Lage in den Großstädten New York City, Philadelphia und Baltimore. In diesen Städten sollen zukünftig auch mehr Sicherheitskräfte des Bundes zum Einsatz kommen, da die „radikalen linken“ Demokraten, welche die Städte regieren, die Situation nicht in den Griff bekommen würden.
Zu den Sicherheitskräften in Portland sagte Trump, diese hätte „einen fantastischen Job“ gemacht und viele Menschen festgenommen und auch im Hinblick auf die bevorstehende Präsidentschaftswahl teilte Trump weiter ordentlich aus. Sollte sein Konkurrent Joe Biden zum US-Präsident gewählt werden, „würde das ganze Land zur Hölle fahren.“
Portland/Washington - Wegen anhaltender Proteste gegen Rassismus und Polizeigewalt in der US-Stadt Portland im Bundesstaat Oregon hat Präsident Donald Trump militarisierten Sicherheitskräfte* - die ohne erkennbare Abzeichen und Namensschilder agieren, in die Stadt gesandt. Sie sind dort jedoch gegen den Willen der Stadt und des Bundesstaates im Einsatz. Oregons Justizministerin hat eine Klage gegen den Einsatz eingereicht.
In der Nacht zum Sonntag kam es erneut zu Zusammenstößen zwischen Sicherheitskräften und Demonstranten, die gegen Rassismus und Polizeigewalt protestierten. Laut Informationen der örtlichen Polizei von Portland wurden Mülleimer angezündet sowie ein Gebäude einer Polizeigewerkschaft gestürmt und in Brand gesteckt. Das Feuer sei unter Kontrolle gebracht und keine Beamten verletzt worden, erklärte die Polizei via Twitter. Zuvor hatten die Kräfte des Bundes in der Nacht zum Samstag auch Tränengas gegen Demonstranten eingesetzt.
Die Demonstrationen in Portland - knapp 4000 Kilometer westlich von Washington - begannen vor knapp zwei Monaten infolge der Tötung des Afroamerikaners George Floyd* bei einem brutalen Polizeieinsatz in Minneapolis. Anschließend kam es in Portland auch wiederholt zu gewaltsamen Auseinandersetzungen mit der Polizei und Sachbeschädigungen. Portland steht schon seit längerem im Ruf, eine aktive linksradikale Szene zu haben.
Dennoch ist der Einsatz von Sicherheitskräften der Bundesregierung gegen den erklärten Willen eines Bundesstaats oder einer Stadt sehr ungewöhnlich. Daher werfen führende Demokraten der Regierung vor, Oregon zum Spielball eines Wahlkampfs zu machen, in dem sich der Republikaner Trump* als Mann für Recht und Ordnung inszenieren will. Der US-Präsident brüstete sich diese Woche mehrfach damit, dass die Kräfte des Bundes die Situation in Portland unter Kontrolle gebracht hätten.
„Wir leben in einer Demokratie, nicht in einer Bananenrepublik“, erklärte die Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, am Samstagabend (Ortszeit). Der Missbrauch der Bürger Oregons für die „politischen Spiele“ Trumps werde nicht toleriert. Weiter stellte Pelosi Maßnahmen des Repräsentantenhauses in Aussicht, um diesen „eklatanten Machtmissbrauch“ zu stoppen. Demokratische US-Senatoren des Westküstenstaats kündigten an, ein Gesetz einzubringen, das den Einsatz von Sicherheitskräften des Bundes stark einschränken würde.
Trump verteidigte unterdessen den Einsatz am Sonntag. „Wir versuchen, Portland zu helfen, nicht zu schaden“, schrieb er auf Twitter. Die örtlichen Demokraten hätten schlicht versagt, die „Anarchisten und Unruhestifter“ unter Kontrolle zu bringen.
Der Bürgermeister von Portland, Ted Wheeler, hingegen forderte den Rückzug der Kräfte des Bundes: „Herr Präsident, das ist ein Angriff auf unsere Demokratie.“ Die Entsendung paramilitärischer Einsatzkräfte, bei denen nicht mal klar sei, in wessen Auftrag sie handelten und die keine Namensschilder trügen und Demonstranten ohne erkennbaren Grund festnähmen, ließen die Proteste nur weiter eskalieren, erklärte er.
Bei dem seit einigen Tagen andauernden Einsatz beruft sich die Regierung auf das Recht, vor Ort ein Bundesgericht zu schützen. Schon seit Wochen macht Trump Wahlkampf mit einer Botschaft von „Recht und Ordnung“*. In Videos seiner Kampagne wird nahegelegt, dass die USA bei einem Wahlsieg der Demokraten in Chaos und Anarchie versinken würden. Doch für den amtierenden Präsidenten sieht es in puncto Wiederwahl derzeit nicht gut aus. Umfragen sehen ihn hinter Konkurrent Joe Biden und besonders an seinem Umgang mit der Corona-Pandemie gibt es unter Politikern, Experten und der auch der US-Bevölkerung massive Kritik.
Zum Höhepunkt der friedlichen Floyd-Proteste gegen Rassismus und Polizeigewalt hatte Trumps Regierung auch in der Hauptstadt Washington Kräfte des Bundes eingesetzt - und dafür heftige Kritik von Bürgermeisterin Muriel Bowser geerntet. Demokraten warfen Trump vor, die Sicherheitskräfte des Bundes wie eine private Miliz einzusetzen.
Pelosi ließ am Samstagabend (Ortszeit) in einer schriftlichen Erklärung mitteilen: „Im Vormonat hat die Regierung Tränengas gegen friedliche Demonstranten in Washington eingesetzt, jetzt zeigen Videos, wie Protestierende in Portland in nicht gekennzeichneten Fahrzeugen entführt werden.“ Portland sei das aktuelle Ziel des Präsidenten, aber jede andere Stadt könne als Nächstes dran sein, warnte Pelosi weiter. Senator Jeff Merkley warf Trump vor, sich aus dem Handbuch „autoritärer Regierungen“ zu bedienen. „Eine Geheimpolizei hat in unserer demokratischen Republik keinen Platz“, schrieb er.
Übrigens: Hintergrundwissen zur Black Lives Matter-Bewegung erhalten Sie ebenfalls bei Merkur.de*. (dpa/cia) *Merkur.de ist Teil des Ippen-Digital-Netzwerks.
Wiederholt sorgt Trump mit umstrittenen Posts zur Briefwahl für Wirbel. Derweil beunruhigt auch die Hurrikan-Saison die Lage in den USA - ein Corona-Hotspot ist direkt betroffen. Bei Schießereien in einer US-Stadt sind mindestens vier Menschen getötet worden.