sofortigen Abzug der Kämpfer illegaler Terrorgruppierungen aus dem Nahen Osten aufgefordert. Sollte sich ein Einsatz dieser Kämpfer bewahrheiten, dann hätte der jahrzehntealte Konflikt eine neue Dimension. Harte Beweise für den Einsatz von Söldnern gab es nicht.
Zuvor hatten US-Präsident Donald Trump, Macron und Kremlchef Wladimir Putin in einer gemeinsamen Erklärung die Einhaltung der Waffenruhe und einen Dialog gefordert. Während sich Armenien offen zeigte für Verhandlungen, lehnte Aserbaidschan das ab. Mit Unterstützung der Türkei betonte Aserbaidschan mehrfach, Armenien das Gebiet entreißen zu wollen. Der aserbaidschanische Präsident Ilham Aliyev hatte damit gedroht, sich das Gebiet militärisch notfalls zurückzuholen. Er kritisierte, dass die jahrelangen Verhandlungen für sein Land keine Fortschritte gebracht hätten.
Armenien beklagt seit rund einer Woche heftigen Artilleriebeschuss aus Aserbaidschan und mehr als 200 Tote in den eigenen Reihen und in Bergkarabach. Auch die Hauptstadt Stepanakert in Bergkarabach sei am Freitag stark mit Raketen beschossen worden. Dabei seien Häuser und Infrastruktur zerstört worden. Ein Mensch sei gestorben, elf
weitere Bewohner seien verletzt worden, teilten die Behörden mit.
Update vom 2. Oktober, 20.27 Uhr: Bei Gefechten in der umstrittenen Kaukasusregion Bergkarabach sind nach Angaben von Aktivisten mindestens 28 pro-türkische Kämpfer aus Syrien getötet wurden. Angehörige von drei Kämpfern bestätigten der Nachrichtenagentur AFP deren Tod. In Online-Medien in Nordsyrien tauchten Bilder von vier toten Kämpfern auf. Sie gehörten zu insgesamt rund 850 Kämpfern, die Ankara zur Unterstützung der aserbaidschanischen Truppen in die Region entsandt habe, wie die syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Freitag mitteilten.
Besonders brisant ist dieser Vorfall auch, weil Armenien der Türkei bereits vorgeworfen hatte Kämpfer aus Syrien nach Aserbaidschan zu schleusen. Sowohl die Türkei als auch Aserbaidschan hatten den Vorwurf abgestritten. Armenien bezichtigte das gegnerische Land zudem, Streumunition einzusetzen, die völkerrechtlich verboten ist. Ihre Verwendung wird aus humanitärer Sicht stark kritisiert, da „ein erheblicher Prozentsatz der Submunitionen nicht detoniert, sondern als Blindgänger vor Ort verbleibt und die Bevölkerung gefährdet“, wie das Auswärtige Amt auf seiner Webseite erklärt. In über 100 Staaten ist ihr Einsatz verboten. Die Türkei hat ebenso wie Russland Interesse daran, ihren Einfluss in der Region auszuweiten.
Russlands Präsident Wladimir Putin und der armenische Regierungschef Nikol Paschinjan äußerten sich „ernsthaft besorgt“ wegen der Berichte über die Beteiligung „illegaler, bewaffneter Gruppen aus dem Nahen Osten“, wie es in einer Erklärung des Kreml hieß. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron forderte ebenfalls eine Erklärung aus Ankara.
Update vom 2. Oktober, 15.34 Uhr: Die Hauptstadt der umkämpften Region Bergkarabach ist nach armenischen Angaben am Freitag von Streitkräften Aserbaidschans angegriffen worden. Bei den Angriffen auf Stepanakert seien mehrere Menschen verletzt worden, erklärte ein Vertreter des Verteidigungsministeriums in Eriwan auf seiner Facebook-Seite. „Es gibt viele Verletzte in der Zivilbevölkerung, und die zivile Infrastruktur wurde beschädigt“, schrieb Arzrun Owanissjan weiter. Welche Waffen bei den Angriffen zum Einsatz kamen, teilte er nicht mit.
Zuvor hatte sich Armenien zu Waffenstillstandsverhandlungen mit Aserbaidschan bereit erklärt. Armenien stehe „bereit“ für Gespräche innerhalb der sogenannten Minsk-Gruppe der Organisation für Zusammenarbeit und Entwicklung in Europa (OSZE), teilte das Außenministerium in Eriwan am Freitag mit.
In der Nacht zum Freitag meldeten sich außerdem auch die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union mit einem gemeinsamen Statement. Sie forderten ein sofortiges Ende der Gewalt in der Konfliktregion Bergkarabach im Südkaukasus. Der Verlust von Menschenleben und die Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung seien nicht hinnehmbar, heißt es in der beim Brüsseler Gipfel veröffentlichten Erklärung.
Zudem hat die EU-Kommission humanitäre Hilfe angekündigt. Sie stelle eine halbe Million Euro für zivile Opfer der Kämpfe auf beiden Seiten bereit, erklärte die Behörde am Freitag in Brüssel. Damit würden medizinische Ausrüstung, Lebensmittel und andere Güter für mehrere Tausend Menschen finanziert, weitere künftige Hilfen seien möglich.
Update vom 1. Oktober, 22.59 Uhr: Die Zeichen in der umkämpften Region Bergkarabach stehen auf Ent- statt Anspannung: Russland hat nach eigenen Angaben mit der Türkei vereinbart, sich im Konflikt um die umstrittene Kaukasusregion eng abzustimmen. Wie das Außenministerium in Moskau mitteilte, bekräftigten Außenminister Sergej Lawrow und sein türkischer Kollege Mevlüt Cavusoglu in einem Telefonat die Bereitschaft beider Länder für eine „enge Abstimmung“ um die „Lage zu stabilisieren“. Das Ziel ist es demnach, den Konflikt um Bergkarabach über „friedliche Verhandlungen“ zu lösen.
Ankara machte zunächst keine Angaben zum Inhalt des Telefonats. Aus türkischen Diplomatenkreisen verlautete, das Thema sei der „Angriff Armeniens“ gewesen. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte eine Waffenruhe zuvor von einem Rückzug der pro-armenischen Kämpfer aus Bergkarabach und anderen Teilen Aserbaidschans abhängig gemacht. Armenien müsse sich „aus jedem Bereich des aserbaidschanischen Territoriums“ zurückziehen, sagte Erdogan in einer Fernsehansprache.
Bergkarabach liegt in Aserbaidschan, wird aber mehrheitlich von Armeniern bewohnt, welche die Region auch unter ihrer Kontrolle haben. Bis heute wird die selbsternannte Republik Bergkarabach international nicht anerkannt und gilt völkerrechtlich als Teil Aserbaidschans. Der Konflikt um Bergkarabach dauert bereits seit Jahrzehnten an. Allerdings hatte in den vergangenen Jahren in dem Gebiet relative Ruhe geherrscht, bis dann am Sonntag neue Kämpfe aufflammten.
Bei dem Konflikt spielt auch die Konkurrenz zwischen Russland und der Türkei um Einfluss in der Kaukasusregion eine wichtige Rolle. Das ölreiche Aserbaidschan hat seine Armee in den vergangenen Jahren hochgerüstet und kann auf die Unterstützung der Türkei zählen. Am Dienstag hatte das armenische Verteidigungsministerium erklärt, ein türkischer F-16-Jet habe ein armenisches Militärflugzeug abgeschossen. Die Türkei wies den Vorwurf zurück.
Russland gilt historisch als Armeniens Schutzmacht und unterhält dort einen Militärstützpunkt. Zugleich pflegt Moskau gute Beziehungen zu Aserbaidschan und beliefert es mit Waffen.
Update vom 1. Oktober, 21.02 Uhr: Ungeachtet internationaler Aufrufe zur Zurückhaltung gehen die Kämpfe in der umstrittenen Kaukasusregion Bergkarabach weiter. Am Donnerstag intensivierten sich die Gefechte sogar, wie es aus dem armenischen Verteidigungsministerium hieß. „Wir fordern eine sofortige Einstellung der Feindseligkeiten“, forderten die Staatschefs der sogenannten Minsk-Gruppe der Organisation für Zusammenarbeit und Entwicklung in Europa (OSZE) in einer gemeinsamen Erklärung. Die Gruppe zur Entschärfung des Konflikts wird seit 1992 von Russland, Frankreich und den USA geleitet.
Bisher deutet allerdings nichts auf eine Deeskalation hin. In der Kleinstadt Martuni, die rund 25 Kilometer von der Frontlinie entfernt ist, flüchteten die Bewohner am Donnerstag vor starkem Beschuss in ihre Keller. „Ich habe dieses Haus mit meinen eigenen Händen gebaut“, sagte der 54-jährige Bauarbeiter Artak Alojan, der mit einem älteren Nachbarn in seinem Keller saß. „Ich werde nirgendwo hingehen. Ich werde hier in der letzten Schlacht sterben.“
Zwei französische Journalisten, die Einwohner von Martuni befragten, wurden nach Angaben der armenischen Botschaft in Frankreich durch „aserbaidschanische Fliegerbomben“ schwer verletzt. Der Reporter und der Fotograf der Zeitung Le Monde sollten nach Angaben von Präsident Macron ausgeflogen werden.
Zu den Opferzahlen gibt es bisher nur unvollständige Angaben. Auf armenischer Seite sollen seit Sonntag 104 Soldaten und acht Zivilisten getötet worden sein. Aserbaidschan schweigt über Opfer in seiner Armee und spricht lediglich von 19 getöteten Zivilisten. Ein Sprecher des armenischen Verteidigungsministeriums erklärte, bei den neuen Gefechten seien etwa 350 aserbaidschanische Soldaten getötet worden.
Update vom 1. Oktober, 16.39 Uhr: Im Konfliktgebiet Bergkarabach sind nach französischen Informationen Kämpfer dschihadistischer Gruppen aus Syrien aktiv, die über die Türkei in die Region kamen. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron sprach vor Beginn des EU-Gipfels in Brüssel am Donnerstag von einer „sehr ernsten Sache“. Darüber solle mit den anderen EU-Staats- und Regierungschefs beraten werden. Der Gipfel dauert bis Freitag.
Update vom 1. Oktober, 15.22 Uhr: Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat Bemühungen der USA, Russlands und Frankreichs um eine Waffenruhe in der Konfliktregion Bergkarabach als „nicht akzeptabel“ bezeichnet. Vor dem Parlament in Ankara warf er den drei Staaten am Donnerstag vor, das Problem in der Region fast 30 Jahre ignoriert zu haben. Deshalb sei man jetzt mit diesen „negativen Entwicklungen“ konfrontiert.
Die Türkei unterstützt in dem Konflikt ihren Verbündeten Aserbaidschan. Erdogan bezeichnete Armenien in der Rede als „Banditenstaat“, der sich aus Bergkarabach zurückziehen müsse. Das sei Voraussetzung für einen bleibenden Frieden. Die Präsidenten der USA, Russlands und Frankreichs hatten am Donnerstag dagegen in einer gemeinsamen Erklärung die Rückkehr zu einer Waffenruhe ohne Vorbedingungen verlangt.
Update vom 1. Oktober, 14.30 Uhr: Nach Kreml-Angaben haben die Präsidenten der USA, Russlands und Frankreichs in einer gemeinsamen Erklärung die militärische Gewalt in der Konfliktregion Bergkarabach verurteilt. Zwischen den beiden verfeindeten Ländern Armenien und Aserbaidschan war es in den vergangenen Tagen zu schwerem Beschuss gekommen.
Wie der Kreml in Moskau mitteilte, forderten sie am Donnerstag die sofortige Einstellung der Kampfhandlungen und die Rückkehr zur Waffenruhe. Unterzeichnet wurde die Erklärung demnach von US-Präsident Donald Trump, Frankreichs Staatsoberhaupt Emmanuel Macron und Kremlchef Wladimir Putin.
In Stepanakert, der Hauptstadt von Bergkarabach, blieb es am Donnerstag zunächst ruhig. Ein Großaufgebot der Polizei machte allerdings die angespannte Lage deutlich. In der Nacht wurde die wegen der Kämpfe verdunkelte Stadt von zwei Explosionen erschüttert. Offenbar gelangen keiner der Konfliktparteien nennenswerte militärische Erfolge.
Update vom 30. September, 15.14 Uhr: Der Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan um die Region Bergkarabach bleibt weiterhin angespannt. Am Mittwoch (30. September) hat der armenische Regierungschef Nikol Paschinjan ein Vermittlungsangebot Russlands ausgeschlagen. Beide Konfliktparteien kündigten eine Fortsetzung intensiver Kämpfe entlang der Frontlinie an, die sich über 180 Kilometer erstreckt. Mit der Einmischung anderer Länder wächst international die Befürchtung, dass sich der Konflikt ausweiten und sich sogar zu einem Stellvertreterkrieg zwischen Russland und Türkei entwickeln könnte.
Hinsichtlich der „intensiven militärischen Auseinandersetzungen“ sei es „unangemessen“ von einem „Gipfel zwischen Armenien, Aserbaidschan und Russland zu sprechen“, sagte Paschinjan der russischen Nachrichtenagentur Interfax. Damit Verhandlungen stattfinden könnten, müsste erst eine „passende Atmosphäre“ geschaffen werden.
Russland hatte angeboten, zwischen den verfeindeten Nachbarstaaten zu vermitteln. Auch der UN-Sicherheitsrat hatte beide Seiten aufgefordert an den Verhandlungstisch zurückzukehren und die Kämpfe „unverzüglich“ zu beenden. Seit dem Beginn am Sonntag wurden mindestens 98 Menschen getötet, darunter 17 Zivilisten. Beide Länder kommunizieren, dem jeweiligen Gegner noch größere Verlust zugefügt zu haben.
Erstmeldung vom 30. September, 10.55 Uhr:
Baku/Eriwan - Am vierten Tag in Folge ist es zwischen den beiden verfeindeten Ländern Armenien und Aserbaidschan zu schwerem Beschuss gekommen. Der Konflikt um die Südkaukasusregion Bergkarabach bricht nicht ab. Am Mittwochmorgen (30. September) habe es an der gesamten Demarkationslinie Artilleriefeuer gegeben, teilte eine Sprecherin des armenischen Verteidigungsministeriums in Eriwan. Dagegen hält das Militär Aserbaidschans, dass die Stadt Terter auf eigenem Staatsgebiet von den Armeniern angegriffen worden sei. Viele Menschen seien verletzt und Gebäude zerstört worden.
Der UN-Sicherheitsrat hat die „unverzügliche“ Einstellung der Kämpfe gefordert. Die 15 Mitgliedstaaten des mächtigsten UN-Gremiums riefen die Konfliktparteien dazu auf, „ohne Zögerung" an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Dafür sollten sie mit der sogenannten Minsk-Gruppe der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit (OSZE) kooperieren. Der Sicherheitsrat veröffentliche am Dienstagabend (29. September) in New York eine entsprechende Erklärung.
Einigung scheint zunächst noch nicht in Sicht. Sowohl der aserbaidschanische Präsident Ilham Alijew als auch der armenische Regierungschef Nikol Paschinjan hatten kurz zuvor die Fortsetzung der Kämpfe angekündigt. Beide Seiten nehmen für sich in Anspruch, den feindlichen Truppen bereits schwere Verluste zugefügt zu haben.
Zudem befürchtet der UN-Sicherheitsrat, dass durch den Eingriff ausländischer Mächte weiter Öl ins Feuer geschüttet wird und sich der neu entbrannte Konflikt weiter ausbreitet. Am Dienstag hatte das armenische Verteidigungsministerium den Vorwurf erhoben, ein türkischer Kampfjet habe ein armenisches Militärflugzeug abgeschossen. Ankara dementierte dies sofort.
Auch der Sondergipfel der EU-Staats- und Regierungschefs wird sich am Donnerstag und Freitag mit dem Konflikt befassen, wie Ratspräsident Charles Michel ankündigte. Bundeskanzlerin Angela Merkel* (CDU*) hatte am Dienstag in Telefonaten mit Paschinjan und Alijew eine Rückkehr an den Verhandlungstisch im Rahmen der Minsk-Gruppe gefordert. Russlands Präsident Wladimir Putin wiederum unterstrich bei einem Telefonat mit Paschinjan die „dringliche Notwendigkeit“ einer Waffenruhe.
Bergkarabach liegt in Aserbaidschan, wird aber mehrheitlich von Armeniern bewohnt, welche die Region auch unter ihrer Kontrolle haben. Der Konflikt um die Region dauert bereits seit Jahrzehnten an. Nach einem blutigen Krieg mit 30.000 Toten hatte das ehemals autonome sowjetische Gebiet Anfang der 90er Jahre seine Unabhängigkeit von Aserbaidschan erklärt. Die Region wird jedoch von keinem Land als eigener Staat anerkannt und gilt international nach wie vor als Teil Aserbaidschans.
Am Sonntag war der Konflikt nach Jahren relativer Ruhe neu aufgeflammt. Verkompliziert wird die Lage durch die Konkurrenz zwischen der Türkei und Russland um größeren Einfluss im Südkaukasus. (lb/dpa/AFP) *Mekur.de ist Teil des Ippen-Digital-Netzwerks