Tatort sollte sich nicht in experimentellen Genres bewegen: Wiener Ausgabe enttäuscht mit zu viel Grusel

Überzeichneter Grusel und abstruse Handlung: Der Wiener Tatort am Sonntag machte seinem Namen alle Ehre. „Das Tor zur Hölle“ für jeden, der eigentlich einen richtigen Krimi erwartet hat. Ein Kommentar.
Wien - Tatort-Fans freuen sich am Sonntagabend meist auf einen soliden Krimi mit bekannten Gesichtern. Man könnte sagen: Nicht mehr und nicht weniger. In letzter Zeit versucht das Format allerdings häufig, mit experimentellen Ausgaben zu überzeugen. Im Falle des Wiener Tatorts am Sonntag ging das leider gehörig nach hinten los.
Bereits nach wenigen Minuten war klar: Dieser Tatort ist keiner von den klassischen. Das Setting: Eine katholische Kirche, düstere Satanssymbole und ein dämonisches Flair. Der Tote: Ein katholischer Priester, der zu Lebzeiten Exorzismus an seinen Klienten betrieb. Diese Information reichte dem Zuschauer, um zu wissen: Das könnte jetzt wild werden.
Tatort aus Wien: Figuren wirkten völlig überzeichnet
Die Figuren - etwa die Wissenschaftlerin mit der seltsamen Stimme, der merkwürdige Psychiater oder der Ex-Zuhälter - wirkten alle miteinander völlig überzeichnet. Scheinbar bewusst hat man sich hier für die Übertreibung entschieden. Für jemanden, der weder am Genre Grusel noch Horror interessiert ist, war dieser Krimi nur schwer zu ertragen.
Eigentlich gehören Bibi Fellner (Adele Neuhauser) und Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) zu den beliebtesten Ermittlern im Tatort. Doch auch, wenn man die beiden mag, fiel es einem schwer, bei diesem Exorzismus-Fall dranzubleiben. Ständig tauchten neue Figuren und Handlungsstränge auf. Die Charaktere wirkten realitätsfern und unglaubwürdig. Auch der Plot schien am Ende ziemlich an den Haaren herbeigezogen und wirr.
Experimentelle Tatorte: Bei den Zuschauern nicht unbedingt beliebt
Es ist nicht das erste Mal, dass ein experimenteller Tatort nach hinten los geht: Erst vor wenigen Monaten erntete etwa ein Grusel-Tatort aus Bremen vernichtendes Feedback. Die Regie-Verantwortlichen könnten sich die Rückmeldungen durchaus zu Herzen nehmen und einsehen: Am Ende möchte ein Großteil der Zuschauer - trotz aller Innovationsfreude - dann eben doch den guten, alten Krimi!