Würth will bis 2030 drei Viertel der Arbeit in der Logistik von Robotern ausführen lassen
Der Schraubengigant Würth will bis 2030 in der Logistik einen Automatisierungsgrad von 75 Prozent erreichen und so auch dem Fachkräftemangel entgegenwirken.
Stuttgart/Künzelsau - Die Digitalisierung in der Arbeitswelt ist in allen Bereichen in vollem Gange. Mercedes-Benz hat mit der Factory 56 am Standort in Sindelfingen gezeigt, dass eine volldigitalisierte Autofabrik noch immer menschliche Mitarbeiter für die Kontrolle benötigt. Dennoch wird es durch die Digitalisierung einige Jobs bald nicht mehr geben, während andere Berufe in Zukunft immer wichtiger werden. Auch die Würth-Gruppe mit Sitz in Künzelsau will das Potential der Digitalisierung und Automatisierung ausschöpfen und so auch in der Logistik dem aktuellen Fachkräftemangel, der sich in Zukunft noch verstärken könnte, entgegenwirken.
Die Würth-Gruppe ist nach eigenen Angaben Weltmarktführer in der Entwicklung, der Herstellung und dem Vertrieb von Montage- und Befestigungsmaterial und eines der größten Familienunternehmen in Baden-Württemberg. Wie das Unternehmen in einer Mitteilung zur Bilanzpressekonferenz vom 4. Mai erklärt, sollen die automatisierten Logisitikprozesse ein weiteres Unternehmenswachstum sichern. Die Würth-Gruppe konnte zwar ein zweistelliges Umsatzplus verzeichnen und befindet sich erneut auf Rekordkurs, die herausfordernden Zeiten gehen am Unternehmen dennoch nicht spurlos vorbei.
Würth will bis 2030 drei Viertel der Arbeitsschritte in der Logistik von Robotern ausführen lassen
Der Multimilliardär Reinhold Würth hatte den Schraubenhersteller seit 1954 zum heutigen Weltmarktführer mit über 85.000 Mitarbeitern und einem Umsatz von fast 20 Milliarden Euro ausgebaut. Das Familienunternehmen aus Baden-Württemberg will dennoch kontinuierlich weiter wachsen. Um dem demographischen Wandel und dem zunehmenden Fachkräftemangel entgegenzuwirken, will Würth laut Mitteilung die von Robotern abgewickelten Prozesse in der Logistik erhöhen. „Unsere Roboter in der Logistik erhöhen einerseits die Produktivität“, sagt Robert Friedman, Sprecher der Konzernführung der Würth-Gruppe. „Andererseits entlasten sie unsere Mitarbeitenden bei körperlich anstrengenden Tätigkeiten.“
Würth-Gruppe
Die Würth-Gruppe ist ein weltweit tätiges Unternehmen mit Hauptsitz in Künzelsau, Baden-Württemberg. Das Unternehmen wurde 1945 von Adolf Würth gegründet und hat sich auf den Vertrieb von Montage- und Befestigungsmaterial spezialisiert.
Heute ist die Würth-Gruppe mit über 400 Gesellschaften in mehr als 80 Ländern aktiv und beschäftigt weltweit mehr als 85.000 Mitarbeiter. Der Umsatz betrug im Jahr 2022 rund 20 Milliarden Euro.
Zu den Kerngeschäftsfeldern des Unternehmens gehören der Vertrieb von Schrauben, Muttern, Dübeln, Werkzeugen und chemisch-technischen Produkten sowie Dienstleistungen wie Logistik- und Montageleistungen.
Die Würth-Gruppe ist auch in anderen Bereichen tätig, wie zum Beispiel im Bereich Elektronik und Elektromechanik, Unternehmenssoftware und IT-Dienstleistungen, Kunststofftechnik, Bau- und Möbelbeschläge sowie in der Automobilindustrie.
Das Unternehmen ist in Familienbesitz und wird von Reinhold Würth geleitet, dem Sohn des Unternehmensgründers. Die Würth-Gruppe legt großen Wert auf Nachhaltigkeit und engagiert sich in verschiedenen sozialen und kulturellen Projekten.
Durch automatisierte Prozesse könne zudem die schnelle und zuverlässige Lieferung für die Kunden gewährleistet und die Verfügbarkeit der Produkte gedeckt werden. Mit der Automatisierungsstrategie „Vision Logistik 2030“ will die Würth-Gruppe bis Ende des Jahrzehnts in den umsatzstärksten Gesellschaften einen Automatisierungsgrad von 75 Prozent erreichen. Konkret würde das bedeuten, dass Roboter drei Viertel der Arbeit in der Logistik übernehmen sollen. Aktuell herrscht in der Wirtschaft aber ohnehin die Sorge vor einer Ablösung menschlicher Fachkräfte durch Roboter und künstliche Intelligenzen.
Würth weist Stellenabbau durch Automatisierung der Logistik-Prozesse ab – „Halten an Mitarbeitern fest“
In der Autoindustrie sind Produktionsroboter bereits seit langem im Einsatz, aber auch Prozesse in anderen Branchen werden zunehmend automatisiert. Der Europa-Park testet beispielsweise selbstfahrende Roboter als Bedienungen im Restaurant. Dass die zunehmende Automatisierung bei Würth mit einem Stellenabbau einhergeht, weist Robert Friedman aber entschieden zurück. Es geht „nicht darum, den Menschen zu ersetzen“, sagt er. „Im Gegenteil: Wir halten an unseren knapp 12.000 Logistik-Mitarbeitenden fest und bauen Personal auf. Vielmehr geht es uns um ein perfektes Ineinandergreifen von Mitarbeitenden, Robotern, Arbeitsplatzgesundheit und Unternehmenswachstum, um die Zukunft der Würth-Gruppe zu sichern.“

Die Würth-Gruppe hat laut Mitteilung im Jahr 2022 weltweit über 2.400 neue Mitarbeiter eingestellt und beschäftig derzeit 85.637 Menschen, davon 26.113 allein in Deutschland. Trotz der für die Wirtschaft herausfordernden Jahre 2021 und 2022 konnte das Familienunternehmen ein deutliches Umsatzwachstum verzeichnen. Für das laufende Geschäftsjahr ist Würth trotz der guten Vorzeichen aber nur vorsichtig optimistisch. „Trotz der vielen wirtschaftlichen und politischen Unabwägbarkeiten blicken wir vorsichtig optimistisch auf das Jahr 2023“, so Friedman. „Wir rechnen mit einem mittleren einstelligen prozentualen Umsatzwachstum sowie einem Ergebnis auf Vorjahresniveau.“