„Unentdeckt überlebt“: Tiefsee-Fisch am Bodensee galt lange als ausgestorben, bis jetzt

Jahrzehntelang galt der Tiefsee-Saibling im Bodensee als ausgestorben. Vor einigen Jahren tauchte er plötzlich wieder im Netz eines Fischers auf. Jetzt haben Forscher das Rätsel gelöst.
Stuttgart - Es ist eine tierische Sensation. Eigentlich galt der Tiefsee-Saibling im Bodensee als ausgestorben. Als Grund dafür hatte man die massive Überdüngung des Gewässers in den 1970er- und 1980er Jahre angesehen. Doch 2011 zappelte plötzlich wieder ein Vertreter der Gattung im Netz eines Fischers.
Im Anschluss folgte eine aufwendige Untersuchung der möglichen Gründe für die unerwartete Rückkehr des Tiers, deren Ergebnisse jetzt vorliegen. Diese besagen, dass die entdeckten Ur-Saiblinge genetisch und optisch identisch zu den historischen Exemplaren sind, die sogar schon in Museen aufbewahrt wurden. Ganz im Gegensatz zu den gemeinen Saiblingen, die nie verschollen waren. Diese unterscheiden sich von dem Ur-Saibling nämlich enorm.
Unterschiede zwischen den Saiblingen
So ist der normale Saibling (Salvelinus cf. umbla) zwischen 20 und 45 Zentimeter groß und hält sich üblicherweise in Tiefen zwischen 50 und 100 Metern auf. Der Tiefsee-Saibling (Salvelinus profundus) ist dagegen nur bis zu 27 Zentimeter groß und lebt, wie der Name bereits verrät, in weitaus größeren Gewässertiefen zwischen 70 und 150 Metern. Letzteres dürfte auch der Grund dafür sein, weshalb es dem Bodenseebewohner so lange gelungen ist, unentdeckt zu bleiben.

Dr. Jan Baer von der Fischereiforschungsstelle Langenargen sagte dazu gegenüber Merkur.de: „Die heutigen Tiefsee-Saiblinge stammen direkt von ursprünglichen Exemplaren ab. Es muss also einigen Tieren gelungen sein, in der Tiefe des Sees unentdeckt zu überleben.“
Ur-Saiblinge könnten eine Zukunft im Bodensee haben
Den Fischern zuliebe wurden zunächst hunderttausende Jungfische des normalen Saiblings dem Bodensee hinzugefügt. Diese Zuchtfische haben sich letztlich durchgesetzt. Allerdings werden inzwischen keine fremden Saiblinge mehr in den See ausgesetzt und die Projektverantwortlichen hoffen nun darauf, dass sich die letzten Nachkommen des Ur-Saiblings wieder durchsetzen werden.
Immerhin: Weil die Fische zu unterschiedlichen Jahreszeiten laichen, gibt es keine Kreuzungen. Die Hoffnung auf eine Zukunft des Ur-Saiblings im Bodensee lebt also.