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Fahrschüler bauen Kameras in Masken ein, um sich Führerschein in Prüfung zu erschummeln

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Von: Sina Alonso Garcia

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Enttarnt: Eine FFP2-Maske mit eingenähter Kamera.
Enttarnt: Eine FFP2-Maske mit eingenähter Kamera. © TÜV Süd/dpa

Unter Fahrschülern in Baden-Württemberg kursiert seit der Pandemie eine neue Betrugsmasche. Über versteckte Kameras in der FFP2-Maske lassen die Prüflinge einen Gehilfen beim Theorie-Test mitlesen, der ihnen die Antworten über Kopfhörer einflüstert.

Stuttgart - Es klingt völlig absurd - und dennoch ist es in Fahrschulen in Baden-Württemberg Realität gewesen: Menschen, die die Führerscheinprüfung absolvieren, haben sich vermehrt eine Mini-Kamera in ihre FFP2-Maske einbauen lassen. Über illegale Ecken des Internets platzierten die Prüflinge diese für 1.000 bis 2.000 Euro - inklusive eines Komplizen, der alle Fragen zur Theorieprüfung mitlesen und ihnen die Antworten per Mini-Kopfhörer ins Ohr flüstern konnte. „Für diese Leute, die nicht lernen wollen oder zu viel Geld haben, ist die Pandemie zumindest bei der Prüfung geradezu ein Vorteil“, sagte der Leiter der Technischen TÜV-Prüfstelle Baden-Württemberg in Filderstadt bei Stuttgart, Marcellus Kaup, gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa).

Dass es für die Kameras in den FFP2-Masken eine große Nachfrage gab, konnte auch Jochen Klima, Chef des baden-württembergischen Fahrlehrerverbands, bestätigen. „Es scheint einen riesigen Markt zu geben“, sagte er. Es sei jedoch aus seiner Sicht weniger die sprachliche Hürde beim Test, die zum Betrug reize: „Man kann die Prüfung in elf Fremdsprachen ablegen, auch in Hocharabisch“, so Klima.

Betrug in der Fahrschule: Komplize sitzt meist vor der Fahrschule im Auto

Laut Jochen Klima lief der Betrug mit den Kameras in der Theorieprüfung meist so ab, dass der Komplize vor der Fahrschule im Auto saß und über das Kamerabild auf dem Laptop die Fragen auf dem Prüfbogen mitlas. Über den kaum zu sehenden Kopfhörer im Ohr empfing der Prüfling die richtigen Antworten.

Wie TÜV-Experte Marcellus Kaup erklärte, habe es auch Fälle gegeben, in denen Betrüger mit Impulsen arbeiteten, die auf Oberschenkel oder Bauch übertragen wurden, wenn der Prüfling mit der Computermaus über die richtige Antwort fuhr. „Es gibt sogar Fälle, da wird versucht, die Prüfer-Software zu hacken“, so Kaup damals. Nach bestandener Prüfung wurde das Honorar gezahlt und man ging wieder getrennter Wege.

Betrug bei theoretischer Fahrprüfung: Strafen fallen milde aus

Sensibilisiert durch die zunehmenden Betrugsfälle mit Kameras, nutzten die Prüfer als Gegenmaßnahme Detektoren, die die verbotene Technik erkennen sollten. Außerdem sensibilisierte der TÜV seine Prüfer dafür, auf auffälliges Verhalten der Fahrschüler zu achten. Das Problem: Die Betrüger hatten keine nennenswerten Strafen zu befürchten. Der Rechtslage zufolge dürfen sie beim Auffinden einer Kamera bei der nächsten Prüfung sechs Wochen später wieder antreten. Dies sei „völlig unzureichend“ und „ein Sicherheitsrisiko“, monierte der Fahrlehrerverband.

Anmerkung der Redaktion

Dieser Artikel erschien ursprünglich am 7. März 2022. Da er für unsere Leser noch immer eine Relevanz hat, hat ihn die Redaktion aktualisiert.

Kuriose Meldungen aus Fahrschulen machen immer wieder die Runde. In Nordrhein-Westfalen fuhr ein dreister Fahrschüler mit dem eigenen Auto zur Fahrprüfung. Der Grund: Er wollte es pünktlich zur Fahrprüfung schaffen. In Polen fiel ein Mann 192 Mal durch die Führerscheinprüfung und trieb seinen Fahrlehrer damit zur Weißglut.

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