Der Urin geht in die nächste Kläranlage, der Kot wird laut Patzer in einer Verwertungsanlage in Brandenburg entsorgt.
Das Deutsche Wanderinstitut in Marburg beobachtet das Tübinger Pilotprojekt mit Spannung. Laut dem Vorsitzenden Klaus Erber ist die Toilettensituation entlang der Wanderwege tatsächlich ein Thema und habe sich mit der Corona-Pandemie verschärft. «Durch Corona ist eine unglaubliche Zahl an Menschen hinzugekommen, die sich für das Wandern begeistern.» Ihn erreichten viele Anfragen von Betreibern von Premiumwanderwegen, wie man die vielen Taschentücher entlang der Wege verhindern könnte. «Das Hauptproblem aus meiner Sicht liegt am Startpunkt der Wanderwege», sagt Erber. Die Menschen reisten mit ihren Autos an, vielfach seien sie dabei eine Stunde unterwegs. «Wenn sie dann am Startpunkt sind, brauchen sie eine Toilette. Der Mann geht zum nächsten Baum, ansonsten liegen Papiertaschentücher herum».
Den unvermeidbaren Toilettengang eines Wanderers hat unter anderem Albstadt im Zollernalbkreis mit der «Netten Toilette» anders gelöst. Dieses Konzept ist mittlerweile in ganz Deutschland verbreitet. Dabei werden die Gastronomen der Stadt, in Albstadts Fall die Gastronomen an den Wanderwegen, mit eingebunden. Die Gastgeber stellen ihre täglich gereinigten und gepflegten Sanitäranlagen kostenfrei und öffentlich zur Verfügung und erhalten im Gegenzug ein monatliches Serviceentgelt von der Stadt.
Aktuell gibt es laut dem Deutschen Wanderinstitut rund 760 Premiumwege von Dänemark bis Südtirol, von Belgien bis Salzalpen. Davon befindet sich mit etwa 730 der überwiegende Teil in Deutschland. In Baden-Württemberg gibt es zurzeit rund 140 Premiumwanderwege, davon 110 Premium-Rundwanderwege, 7 Premium-Streckenwanderwege und 23 Premium-Spazierwanderwege.
«Das Pilotprojekt ist sicherlich sinnvoll und kann helfen, dass weniger menschliche Hinterlassenschaften in der Natur landen», sagte der Nabu-Landesvorsitzende Johannes Enssle.