„Sei, wer auch immer du sein willst“: Transfrau kämpft im Europa-Park um den Titel als „Miss Germany“
Unter 15.000 Bewerberinnen hat es die 19-jährige Saskia von Bargen ins Finale der „Miss Germany“-Wahl geschafft. Am 4. März tritt sie gegen neun Konkurrentinnen an – und will mit ihrer Botschaft Akzente setzen.
Rust - Seit bald 100 Jahren werden in Deutschland jährlich „Miss Germany“-Wahlen abgehalten. Inzwischen geht es hier allerdings nicht mehr nur um Schönheit, sondern auch um die Botschaft der Kandidatinnen. Durch das neue Konzept des „Female Empowerments“ werden Persönlichkeiten in den Fokus gerückt, deren Ausstrahlung eine wichtigere Rolle spielt als das äußere Erscheinungsbild. In die diesjährige Top 10 hat es auch die 19-jährige Saskia von Bargen aus Friedrichsfehn im niedersächsischen Ammerland geschafft. Am 4. März tritt sie als einzige Transfrau unter den Kandidatinnen im Europa-Park Rust im Finale zu „Miss Germany 2023“ an.
„Die E-Mail von der Zusage, dass ich in der Top 160 bin, kam sehr überraschend, da ich noch nie gehört hatte, dass es eine Transfrau dort gab“, sagt von Bargen „Umso mehr freue ich mich, dass ich es sogar noch weiter geschafft habe.“ Warum sie sich überhaupt beworben hat: Sie will Menschen – vor allem Transpersonen – zeigen, dass „auch eine nicht biologische Frau eine Frau ist“. Von Bargen wurde als Junge geboren, erklärte aber schon als fünfjähriges Kind, dass sie ein Mädchen sei. Als sie volljährig war, ließ sie sich geschlechtsangleichend operieren.
Saskia von Bargen: Erste Transfrau bei „Miss Germany“-Wahl im Europa-Park
„Eine Frau identifiziert sich nicht nach dem Geschlecht oder dem Aussehen, denn es gibt viele Arten von Frauen. Seien es feminine oder maskuline“, sagt von Bargen. Für sie ist jede Frau „einzigartig und besonders“. Dass sie sich als Transfrau in ihrem Körper wohlfühlt, vermittelt Saskia von Bargen auch auf ihrem Instagram-Profil. Dort postet sie neben Model-Fotos auch Inhalte, die mit ihren Erfahrungen als Transperson zu tun haben. „Sei, wer auch immer du sein willst“, schreibt sie etwa in einem Beitrag – und zeigt Fotoaufnahmen von sich von früher und von heute.
Für Saskia von Bargen steht fest: „Jede Frau und jeder Mann sollte sich in seinem Körper wohlfühlen und wenn das nicht der Fall ist: keine Hemmungen oder Ängste haben! Es sollte keine Überlegungen geben, wie es andere Menschen aufnehmen, denn nur man selbst sollte sich wohlfühlen und glücklich sein.“ Genau darin besteht auch die Botschaft, die sie vermitteln will: Jeder soll ein selbstbestimmtes Leben freier Liebe und grenzenloser Akzeptanz führen.
„Miss Germany“: Früher zählten Modelmaße, heute Persönlichkeit
Während es noch vor ein paar Jahren bei „Miss Germany“ um die perfekten Modelmaße ging, vollzogen die Organisatoren des Wettbewerbs 2019 eine radikale Wendung. Seitdem stehen die Persönlichkeit und die Mission der Teilnehmerinnen im Vordergrund – und nicht das Aussehen. In der Ausschreibung zur Miss-Wahl heißt es: „Ob du dich für ein glitzerstreuendes Einhorn hältst, eine Staatsanwältin oder Plus-Size-Queen bist: Auf unserer Reise geben wir jeder, die ihre Geschichte erzählen möchte, das Megafon in die Hand. Dabei verzichten wir auf Beschränkungen wie Größe, Konfektion, Glaube oder stigmatisierte und klein gedachte Hürden. Wir feiern die Vielfältigkeit des Seins und freuen uns auf Bewerberinnen, die uns und die Menschen um sie herum mit ihrer Persönlichkeit begeistern und mitreißen.“
Auf unserer Reise geben wir jeder, die ihre Geschichte erzählen möchte, das Megafon in die Hand. Dabei verzichten wir auf Beschränkungen wie Größe, Konfektion, Glaube oder stigmatisierte und klein gedachte Hürden.
Dass es bei „Miss Germany“ inzwischen mehr um die Persönlichkeit als um rein optische Kriterien geht, zeigte sich auch bei der Wahl 2022, bei der sich die „Greenfluencerin“ Domitila Barros gegen ihre Konkurrentinnen durchsetzte. Die junge Frau wuchs in einer brasilianischen Favela auf und brachte Straßenkindern das Lesen und Schreiben bei. Heute setzt sie sich für Nachhaltigkeit, Umweltschutz und soziale Gerechtigkeit ein. Ganz reibungslos lief die Miss-Wahl im vergangenen Jahr allerdings nicht ab: Gerade, als die Siegerin gekürt wurde, stürmte TV-Total-Moderator Sebastian Pufpaff die Bühne.