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Tübingen will Tiny Houses mit genialer Idee fördern

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Von: Anna-Lena Schüchtle

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Tiny Houses gegen Wohnungsknappheit? Seit einigen Jahren wird diese Idee diskutiert. Auch Boris Palmer scheint ein Fan des Konzepts zu sein. In Tübingen will er dem Wohnraummangel jetzt damit begegnen.

Tübingen - Besonders in Großstädten wird vielerorts überlegt, wie man mit Tiny Houses den Wohnungsmarkt entlasten könnte. Seit Jahren steigen die Wohn- und Immobilienpreise in den Ballungsgebieten von Baden-Württemberg stark an. Immer mehr Menschen zieht es in Großstädte und ihr Umland. Das hat zur Folge, dass Wohnraum gerade dort knapp und zur Mangelware geworden ist. Bestes Beispiel ist Stuttgart, wo der Mietspiegel und die Preise für Immobilien seit Jahren steigen. Können Tiny Houses das Problem lösen?

Wohnraum ist auch in den Städten und wirtschaftsstarken Regionen rund um die schwäbische Metropole Stuttgart knapp - etwa im Kreis Ludwigsburg, dem Rems-Murr-Kreis oder Esslingen. Gründe dafür sind vor allem die hohe Lebensqualität und die starke Wirtschaft, die die Landeshauptstadt verspricht. Und auch Universitätsstädte wie Freiburg oder Heidelberg locken seit Jahren vor allem junge Menschen an. Als platz- und kostensparende Alternative bieten sich gerade dort Tiny Houses als Wohnraum an - von dieser Idee scheint nun auch der grüne Oberbürgermeister Boris Palmer überzeugt zu sein.

Tiny Houses in Tübingen: Boris Palmer möchte mehr Platz zum Wohnen schaffen

Tiny Houses sollen Tübingen auf die Zukunft vorbereiten. Etwa 1.000 Menschen sind laut Wohnraumbericht 2018 seit 2011 pro Jahr nach Tübingen gezogen - aktuell haben rund 88.500 Menschen ihren Hauptwohnsitz in der Universitätsstadt. Weitere 7.500 sollen laut Bevölkerungsvorausrechnung des Statistischen Landesamts in den nächsten zehn Jahre dazukommen. Da all diese Menschen Platz zum Wohnen brauchen, weist Tübingen fortlaufend neue Baugebiete aus. So stieg der Wohnungsbestand bis 2017 auf etwa 41.300 Wohnungen, was jedoch nicht genug ist, um dem großen Zuzug gerecht zu werden. Die Stadt überlegt daher, mithilfe von Tiny Houses für Entlastung zu sorgen.

Zwei Personen sitzen vor einem Tiny House
Tiny Houses sind platzsparend und flexibel. © Nicolas Armer/dpa

Da all diese neu hinzugezogenen Menschen Platz zum Wohnen brauchen, weist Tübingen fortlaufend neue Baugebiete aus. So stieg der Wohnungsbestand bis 2017 auf etwa 41.300 Wohnungen, was jedoch nicht genug ist, um dem großen Zuzug gerecht zu werden. Tiny Houses sollen daher nun Abhilfe schaffen. Oberbürgermeister Boris Palmer (Grüne) kontaktierte bereits im April 2019 Grundstückseigentümer im Stadtgebiet und forderte sie auf, ihre freien Flächen innerhalb von zwei Jahren entweder selbst zu bebauen oder ihre Grundstücke zum Verkehrswert an die Stadt abzugeben. Nur ein Drittel der Betroffenen erklärte sich jedoch bereit, dem Ersuch nachzukommen und Platz für Tiny Houses zu schaffen.

Aus diesem Grund soll nun ein weiterer Brief von Boris Palmer an jene 160 Grundstücksbesitzer folgen, die bis jetzt ablehnend oder gar nicht auf die Forderungen der Stadt reagiert hatten, Tiny Houses zu beherbergen. In diesem Brief bietet der grüne Oberbürgermeister noch eine dritte Option „der zeitweisen Verpachtung ihrer Grundstücke für ein Tiny House“ an, wie eine Sprecherin der Stadt Tübingen der Deutschen Presseagentur mitteilte. Die Rede ist dabei von einem Verpachtungszeitraum von mindestens 15 Jahren.

Tiny Houses: Das steckt in den Minihäusern mit 40 Quadratmeter Wohnfläche

Bei Tiny Houses handelt es sich um kleine Häuschen, die in der Regel nicht mehr als 40 Quadratmeter Wohnfläche haben, aber dennoch alles zum Wohnen Wesentliche wie Wohn- und Schlafbereich sowie Küche und Badezimmer zur Verfügung stellen. Ebenfalls eine Alternative stellen sogenannte Modulhäuser dar, die mit bis zu 80 Quadratmeter immer noch kleiner und platzsparender als klassische Einfamilienhäuser sind. Im Unterschied zu einem Campingwagen müssen die Tiny Houses jedoch ebenfalls erschlossen werden, brauchen also Zugang zu Strom, Wasser und Abwasser.

Das Konzept, mit Tiny Houses dem Wohnraummangel in Ballungsgebieten zu begegnen, ist trotz boomender Baubranche aktueller denn je. Die steigende Zahl von Single-Haushalten und der Trend zu häufigen Wechseln des Arbeitsorts machen die flexiblen Minihäuser für viele interessant. Das zeigte sich auch in Tübingen: Innerhalb von nur zwei Tagen sollen sich bereits 30 Interessenten des Vorhabens gemeldet haben. „Vielleicht gelingt es, Baulücken mit dem Konzept der Tiny Houses temporär oder sogar langfristig zu nutzen», wird Oberbürgermeister Boris Palmer von der Deutschen Presseagentur zitiert.

Oberbürgermeister Boris Palmer möchte mit Tiny Houses dem Wohnraummangel in Tübingen begegnen

Tiny Houses könnten ein Mittel sein, um in Großstädten dem aktuen Wohnraummangel zu begegnen. Die aktuelle Corona-Pandemie scheint vermeintlich auch Auswirkungen auf den Immobilien- und Mietmarkt zu haben: 2020 stagnieren oder sinken die Preise in vielen Städten und Landkreisen von Baden-Württemberg. Auch in Stuttgart flacht die Kurve ab. Corona ist jedoch nicht die einzige Ursache dafür. Derweil wird auch in Tübingen mit Hochdruck an einem Impfstoff gegen Covid-19 geforscht. Der grüne Oberbürgermeister Boris Palmer stellte sich als Testperson für einen potentiellen Impfstoff zur Verfügung.

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