Husten und Ausschlag: Klassenzimmer in Ludwigsburg mit gefährlichen Schadstoffen belastet

In Schulungsräumen des Bildungszentrums West in Ludwigsburg wurden erhöhte Schadstoffwerte gemessen. Ein Problem, das offenbar immer schlimmer wird.
Ludwigsburg - Nach Monaten im Homeschooling hat das Schuljahr 2021/2022 für Schüler in Baden-Württemberg* vor wenigen Tagen mit Präsenzunterricht gestartet. Allerdings findet der Unterricht aufgrund des Coronavirus in Baden-Württemberg* unter besonderen Bedingungen und Regeln statt, um die Kinder vor einer Infektion zu schützen. Luftfilter in Klassenräumen sollen dabei helfen, das Infektionsrisiko einzudämmen*, indem sie virushaltige Partikel aus der Raumluft zu entfernen (BW24* berichtete).
Solche Filter kommen auch in den Schulen im baden-württembergischen Ludwigsburg* zum Einsatz. Jedoch aus einem anderen Grund: Klassenräume des Bildungszentrums West sind mit gefährlichen Schadstoffen belastet. Ein mögliches Gesundheitsrisiko für Schüler und Lehrkräfte.
Baustoffe aus den 1950ern Grund für Schadstoffbelastung in Ludwigsburger Klassenzimmern
Wie unter anderem die Ludwigsburger Kreiszeitung (LKZ) berichtet, ist die Schadstoffbelastung ein alt bekanntes Problem. Bereits 2015 wurden bedenkliche Werte gemessen. Besorgniserregend ist jedoch, dass sich die Werte noch weiter verschlechtert haben. Das hat die neuste Messung im Auftrag der Stadt Ludwigsburg ergeben. Für Schlagzeilen sorgte vergangenes Jahr auch eine andere Schule in Ludwigsburg. Die Carl-Schaefer-Schule veröffentlichte Maskenfotos und löste damit einen Shitstorm aus*.
Die Räume des Bildungszentrums West sind mit Polychlorierte Biphenyle (PCB) und Formaldehyd belastet- Baumaterialien, wie man sie vor allem in den 1970er-Jahren einsetzte. Vor allem Formaldehyd kann gesundheitliche Auswirkungen wie Reizhusten, trockene Augen sowie Hautreizungen zur Folge haben. In den Schulen wurde das Material in Akustikdecken und Holzständerwänden verbaut. PCB sind synthetische Stoffgemische, welche seit den 1950er Jahren in elektrotechnischen Bauteilen, Fugenmassen sowie für Anstriche verwendet wurden.
Beide Stoffe, also PCB und Formaldehyd, stehen außerdem im Verdacht, in hohen Dosen krebserregend zu sein. Von solch hohen Werten sind die Klassenräume in Ludwigsburg allerdings auch laut den neusten Messungen weit entfernt. Dies bestätigte auch das Gesundheitsamt. „Wir haben die Hoffnung, dass sich das Ganze beruhigt“, sagt Rektor Mathias Hilbert gegenüber der LKZ.
Ludwigsburger Schulen: Besonders Fachräume sind auffällig stark mit Schadstoffen belastet
Doch warum hatten sich die Werte verschlechtert? Offenbar ist das Wetter in Deutschland* schuld. Hohe Luftfeuchtigkeit kann einen hohen Einfluss auf die Schadstoffwerte haben und diese erhöhen. Im August brachte ein Sommerhoch Temperaturen bis zu 30 Grad*, dadurch war die Luftfeuchtigkeit zu dieser Zeit relativ hoch. Damit stieg auch der Schadstoffwert: in einigen Räumen lag die Belastung mit Formaldehyd über dem Richtwert von 0,1 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft, einmal wurde sogar ein Wert von 0,15 gemessen. Bei der Belastung mit PCB hingegen wurde der Grenzwert von 300 Nanogramm in keinem Klassenzimmer überschritten.
Laut Gutachten sind 90 Schulräume des Otto-Hahn-Gymnasiums, der Realschule und Osterholzschule für unbedenklich, solange regelmäßig gelüftet wird. Weitaus schlechter sehen da die Werte der Fachräume der Schulen aus. 17 Räume sind laut Gutachten problematisch. Dazu zählen unter anderem die naturwissenschaftlichen Dunkelräume und die Werk- und PC-Räume der Realschule.
Lüften, Filter und Putzdienst sollen Belastungswerte senken
Nächtliches Lüften, mobile Luftreiniger und ein Putzdienst sollen vorerst Abhilfe schaffen. Auch die Lüftungsanlagen wurden nachgebessert, in den Problemräumen soll noch nachgebessert werden und künftig auch nachts laufen. Das Otto-Hahn-Gymnasium und die Daimler-Realschule gehen aktuell nur mit regelmäßigem Lüften gegen die Schadstoffe vor. Anders an der in der Osterholzschule: Hier wurden Räume bereits saniert.
Außerdem werden die Schulen künftig häufiger gereinigt, da sich PCB auch im Staub festsetzt. Damit die Werte im Sommer durch Hitze und hohe Luftfeuchtigkeit nicht wieder steigen, soll außerdem der Sonnenschutz der Räume verbessert werden. Mobile Luftfilter, wie sie auch in Restaurants und Cafés gegen das Coronavirus eingesetzt werden*, sollen die Luftqualität in den Klassenräumen verbessern. *BW24 ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.