Polizei in Baden-Württemberg nutzt Speiseöl gegen Klimakleber – „Das ist doch die pure Verschwendung“
Die Polizei in Baden-Württemberg wird künftig mit Speiseöl gegen die Klimakleber der Gruppierung „Letzte Generation“ vorgehen. Im Netz gibt es dafür Kritik.
Stuttgart - Die Umweltschutzbewegung „Letzte Generation“ greift bei ihren Protesten zu extremen Formen, um die Politik beim Thema Klimawandel zum Handeln aufzufordern. Aktivisten kleben sich unter anderem auf Bundesstraßen oder an Flughäfen, blockieren den Verkehr oder beschmieren Kunstwerke, um auf ihre Themen aufmerksam zu machen. Ende 2022 äußerte die Gewerkschaft der Polizei Baden-Württemberg die Befürchtung, dass die Auseinandersetzungen bei Aktionen künftig eskalieren könnte.
Auf die Klimakleber hat sich die baden-württembergische Polizei allerdings nun gut vorbereitet. Man habe sich sehr frühzeitig mit den neuen Aktionsformen der Gruppierung Letzte Generation auseinandergesetzt, teilte das Innenministerium auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur (dpa) mit. Ihre Verklebungen könnten die Beamten der regionalen Polizeipräsidien in der überwiegenden Mehrzahl binnen 30 bis 90 Minuten auflösen. Als Lösungsmittel für den verwendeten Sekunden-Kleber werden zumeist herkömmliche Pflanzenöle verwendet. Bei den Bürgern im Netz stößt diese Tatsache auf Unverständnis.
„Pure Verschwendung“: Bürger ärgern sich über Speiseöl gegen Klimakleber
Für viele Menschen ist es nicht nachvollziehbar, warum die Polizei in Baden-Württemberg Speiseöl gegen die Klimakleber einsetzt. Immerhin war das Öl im vergangenen Jahr durch den Ukraine-Krieg zwischenzeitlich zu einem knappen und teuren Gut geworden. „Viele können sich das Öl nicht mehr leisten, aber für die Nichtsnutze ist das Beste gut genug“, ärgert sich daher eine Userin auf Facebook. „Finde es nicht passend, das Pflanzenöl, das nicht gerade billig ist, dazu zu nutzen“, schreibt eine weitere auf Instagram. „Schade ums Öl, man sollte sie kleben lassen“, kommentiert eine Nutzerin.

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Weitere User im Netz halten das Vorgehen für eine „ganz schön teure Maßnahme“. Außerdem stört sie noch ein weiterer Aspekt daran: „Das ist doch die pure Verschwendung von Lebensmitteln“, schimpft ein Nutzer beispielsweise. „Traurig, dass man Lebensmittel vergeuden muss, um die Straßen zu reinigen“, schreibt ein weiterer. Die Bürger schlagen statt Speiseöl eine andere Methode für die Polizei vor: „Verkehr umleiten und sitzen lassen“, heißt es. Manch einer würde auch zu härteren Mitteln greifen und die Klimakleber einfach wegziehen.
Polizei in Baden-Württemberg durch Blockadeaktionen massiv gefordert
Die Polizei Baden-Württembergs ist durch die Proteste auch personell gefordert: Sie war in diesem Zusammenhang im vergangenen Jahr rund 1020 Stunden im Einsatz. Hiervon entfielen rund 948 Stunden auf Verkehrsblockaden. Nach Angaben des Landeschefs der Deutschen Polizeigewerkschaft, Ralf Kusterer, sind nicht die Auflösungen der Blockaden kräftezehrend, sondern die Folgen davon in Form von Staus und Umleitungen. Der Aufwand dafür entsprach laut einer Antwort des Ministeriums auf eine AfD-Anfrage bislang rund 60.650 Euro.
Für die Polizeigewerkschaft ist auch eine Präventivhaft nach bayerischem Vorbild denkbar. Diese drohe Menschen, wenn sie weitere Aktionen ankündigen. Die baden-württembergische Regelung sei nicht auf den Sachverhalt der Klima-Aktionen zugeschnitten, sondern auf Fälle wie Ingewahrsamnahme eines Betrunkenen oder eines Suizidgefährdeten, monierte Kusterer. Außerdem sei sie nur auf zwei Wochen begrenzt. (dpa/nap)