Paul Belthle leitet mit nur 16 Jahren seinen eigenen Betrieb: „Ich habe immer was zu tun“

Im beschaulichen Beuron im Landkreis Sigmaringen ist Paul Belthle bekannt wie ein bunter Hund. Der 16-Jährige ist wohl der jüngste Ölmüller Deutschlands.
Sigmaringen - Während andere Teenager mit 16 Jahren Mädchen, Fußball oder die Playstation im Kopf haben, hat Paul Belthle eine ganz andere Leidenschaft: Ölpressen. Aus seinem Hobby ist mittlerweile ein kleiner Betrieb geworden, in dem sogar seine Eltern, Onkel und die Großeltern mitanpacken.
Mit seinen 16 Jahren ist Paul Belthle wohl der jüngste Ölmüller Deutschlands. Dass er so jung einmal einen Betrieb leiten und sogar der Chef der eigenen Eltern werden würde, hätte der junge Mann aus Baden-Württemberg wohl nicht gedacht.
Eltern, Großeltern und Onkel - die ganze Familie packt beim Ölpressen mit an
Angefangen hat alles vor vier Jahren, als Paul Belthle von seiner Großmutter eine Ölmühle zu Weihnachten geschenkt bekam. Klingt im ersten Moment ungewöhnlich, doch für Paul das perfekte Geschenk. Schon zuvor experimentierte er gerne in der Küche seiner Eltern, presste Äpfel, stellte Bananenchips her oder stampfte Sauerkraut. Mit der Ölmühle traf Pauls Großmutter also den Nagel auf den Kopf. Der Teenager experimentierte herum, presste Öle und versuchte verschiedene Variationen aus. Schnell wurde aus dem anfänglichen Hobby eine richtige Leidenschaft. „Das ist schon etwas Aufregendes, weil du nie weißt, wie es am Ende schmeckt“, sagte er gegenüber dem SWR.
Aus dem Hobby ist mittlerweile ein Familienbetrieb geworden. Bei den „Ölfreunden“ sind sogar Pauls Eltern angestellt. Denn durch das Coronavirus in Baden-Württemberg haben sie ihre Jobs verloren. Zuvor betrieben Jürgen und Yvonne Belthle eine Jugendherberge sowie einen Kanuverleih. Durch die Pandemie und deren Einschränkungen blieben die Gäste und somit die zahlende Kundschaft aus. Ganz anders bei der Öl-Manufaktur. Durch den Russland-Ukraine-Konflikt ist Speiseöl vielerorts Mangelware.
Das Geschäft mit dem Speiseöl lief für Paul und seine Familie daher umso besser. Neben Pauls Eltern helfen mittlerweile auch zwei Onkel sowie die Großeltern aus. Von der Produktion bis hin zum Vertrieb stemmen die Belthles alles gemeinsam.
Paul Belthle produziert knapp 100.000 Flaschen Öl im Jahr
Öl-Knappheit gibt es im Betrieb in Beuron bisher keine. Während Aldi, Lidl und Co. Alltagsprodukte rationierten, gibt es bei den Belthles Öl im Überfluss. Knapp 100.000 Flaschen Öl produziert Pauls Betrieb mittlerweile. Vertrieben wird es über einen eigenen Onlineshop, aber auch Supermärkte verkaufen das besondere Öl. Die Auswahl ist groß: Neben herkömmlichen Sorten wie Rapsöl oder Schwarzkümmelöl stellen Paul und seine Familie auch ausgefallenere Sorten her. Dazu gehören etwa Hanföl, Kräuteröle oder auch scharfes Chiliöl.
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Paul ist inzwischen das Markenzeichen des Betriebs geworden. Mit seinem Bogarthut ziert der 16-Jährige auch das Logo der Marke. Bei so viel Verantwortung muss der Baden-Württemberger auch noch für die Schule pauken. Doch mit der Unterstützung der gesamten Familie ist das kein Problem. „Ich habe immer etwas zu tun“, sagt er selbst. Schlimm findet er das allerdings nicht. „Ich brauche das auch, weil mein Leben sonst leer wäre.“