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„A wie Anton“ ist Geschichte: Nazi-Bezüge aus Buchstabier-Alphabet verbannt

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Von: Nadja Pohr

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Das neue Buchstabier-Alphabet
Die neue Buchstabiertafel besteht nun aus Städtenamen statt Vornamen. © Deutsches Institut für Normen

Das Deutsche Institut für Normung hat die neue Buchstabiertafel vorgestellt, die künftig genutzt werden soll. Nur eine Stadt aus Baden-Württemberg wurde aufgenommen.

Stuttgart - Die Buchstabiertafel hat vermutlich jeder schon einmal in seinem Leben genutzt. Spätestens beim Telefonieren wird auf „A wie Anton“ oder „I wie Ida“ zurückgegriffen. Ab sofort gelten die Namen des Buchstabier-Alphabets jedoch der Vergangenheit an und sollen künftig nicht mehr genutzt werden.

Das Deutsche Institut für Normung e. V. (DIN) hat die nun geltende Buchstabiertafel vorgestellt. Die Änderung hatte im vergangenen Jahr der Antisemitismusbeauftrage aus Baden-Württemberg, Michael Blume, angestoßen. Zur Zeit des Nationalsozialismus hatten Nazis aus dem Alphabet jüdische Namen, wie beispielsweise das „N wie Nathan“ durch „N wie Nordpol“ ausgetauscht. Aufgrund dieser Bezüge wurden Forderungen laut, wonach die Buchstabiertafel zu erneuern sei.

„T wie Tübingen“: Städtenamen bilden neue Buchstabiertafel für Deutschland

Die neue Buchstabiertafel setzt sich nur noch aus Städtenamen zusammen. Jetzt heißt es beim Diktieren unter anderem „N wie Nürnberg“ oder „T wie Tübingen“. Der zuständige DIN-Arbeitsausschuss hat die aus der Öffentlichkeit eingegangenen Kommentare zum Norm-Entwurf geprüft und das Endergebnis präsentiert. Das Institut orientierte sich bei der Vergabe überwiegend an den bekannten deutschen Kraftfahrzeugkennzeichen. Im Vergleich zu einem ersten Entwurf wurden dabei neun Städtenamen ersetzt. Zudem entfallen die Ansagewörter für die Laute „CH“ und „SCH“.

Zu den gestrichenen Städten gehört auch Stuttgart. Die Kritik: der Anfangslaut der Landeshauptstadt von Baden-Württemberg bedient die Kombination „ST“ und passt somit nicht als perfektes Beispiel für den Buchstaben „S“. Man entschied sich letztlich für „S wie Salzwedel“. Auch „A wie Augsburg“ wurde aufgrund des Doppellauts „AU“ ersetzt, stattdessen wird jetzt „A wie Aachen“ genutzt. Ursprünglich hatte das Land Baden-Württemberg gehofft, dass Stuttgart und Tübingen in das Buchstabier-Alphabet aufgenommen werden. Man hat es aber nur mit Tübingen geschafft.

Seitenhieb gegen Stuttgart: Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer freut sich

Dass Stuttgart nicht Teil des Buchstabier-Alphabets geworden ist, freute auch Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer ein wenig. „Während Stuttgart am Sch-Laut gescheitert ist, bleibt Tübingen als einzige Stadt aus Baden-Württemberg auch in der Endfassung dabei“, schrieb Palmer auf Facebook. Er befürwortete zudem die Änderung der Buchstabiertafel. „Eine Veränderung, mit der ich gut leben kann“, schrieb auch eine andere Nutzerin.

Anmerkung der Redaktion

Dieser Artikel erschien ursprünglich am 18. Mai 2022. Da er für unsere Leser noch immer eine Relevanz hat, hat die Redaktion ihn aktualisiert.

Die meisten Nutzer hielten die Änderung des Buchstabier-Alphabets jedoch für unnötig und wollten bei den alten Namen bleiben. „Ich bleibe bei der Buchstabiertafel, wie ich sie gelernt habe. Basta“, äußerte ein Nutzer. „Ach herrje, wenn sich das mal jemand merken kann“, zweifelte ein anderer. Auch die Wahl der Städtenamen störten einige. „Einfach nur furchtbar. Wie viel Leute haben sich wieder damit beschäftigt?“, kritisierte eine Userin.

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