1. bw24
  2. Baden-Württemberg

„Menschen feiern bewusster“: Freiburger organisiert alkoholfreie Partys

Erstellt:

Von: Elisa Buhrke

Kommentare

Wenn Deejay Hurricane im Freiburger Club The Great Räng Teng Teng auflegt, herrscht striktes Alkoholverbot. Trotzdem stößt die Partyreihe auf wachsendes Interesse.

Freiburg - Noch ist die Tanzfläche verhältnismäßig leer, wenn eine der drogenfreien Partys von Deejay Hurricane stattfindet. Bei einer Veranstaltung Mitte Januar kamen rund 35 Menschen, im November waren es noch 15, wie er im Interview mit der Badischen Zeitung sagt. Langfristig wünsche er sich 50 bis 60 Gäste.

Laut dem DJ und Veranstalter bieten die Partys gerade für Menschen mit Suchtproblematik Gelegenheit, dennoch ausgelassen zu feiern. Und wagten sich die Feierwütigen erst einmal auf der Tanzfläche, sei die Stimmung ähnlich wie in jedem anderen Club auch. Auf Twitter sorgt das neue Partykonzept für hitzige Diskussionen.

Alkoholfreie Partys in Freiburg: Deejay Hurricane will Safe Space zum Feiern schaffen

„Zu Beginn des Abends sind die Gäste oft noch etwas verhalten“, sagt Deejay Hurricane, dessen tatsächlicher Name anonym bleiben soll. „Sind sie dann einmal auf der Tanzfläche, ist die Atmosphäre nicht mehr so anders.“ Die Idee für die drogenfreie Partyreihe hätte er bereits vor längerer Zeit gehabt. Einerseits wolle er mit ihnen einen Safe Space zum Feiern für (ehemals) suchtkranke Menschen schaffen. Andererseits erhoffe er sich, dass die Partys auch ohne Alkohol Erfolge feiern.

„Ich bin der Meinung, dass auch Musik allein eine so kraftvolle Wirkung entfalten kann, die Menschen in eine Art Ekstase zu versetzen. Das Interessante ist, dass mir Gäste rückgemeldet haben, dass der Partybesuch sie zur Selbstreflexion gebracht hat.“ Worüber die nüchternen Besucher bei Nacht sinnieren, verrät der DJ nicht. Wer dennoch dem Alkohol beim Feiern treu bleibt, für den eignet sich das perfekte Kater-Frühstück.

Twitter-Community gespalten: „Selbst im Kloster geht mehr Party ab“

Die Frage, ob eine Partynacht auch ohne Alkohol funktionieren kann, spaltet das Internet. Unter einem Twitter-Post kommentiert ein Nutzer: „Selbst im Kloster geht mehr Party ab. Die dürfen wenigstens Wein trinken.“ Ein anderer findet: „Des is ja wie Bodybuilding ohne Steroide. Einfach langweilig.“

Eine Frau hält in einem Club ein Glas hoch.
Alkohol gehört für viele zum ausgelassenen Feiern dazu. Auf den Partys des Freiburgers Deejay Hurricane hingegen sind Drogen jeglicher Art tabu. (Symbolfoto) © Sebastian Gollnow/dpa

Gleichzeitig reagieren aber auch viele positiv. „Geile Idee“, liest man in einem Kommentar. „Für Menschen mit Suchterkrankungen eine tolle Sache. Und dass man sich darüber lustig macht, ist eher ein Zeichen von Schwäche“, bewertet ein weiterer Nutzer die Diskussion über die Partys. Ganz so neu ist die Idee von Deejay Hurricane dann aber doch nicht. Laut einem Kommentar ist das Konzept bereits vor mehr als 40 Jahren entstanden: „Stichwort „straight edge“. Jetzt also in der schwäbischen Utz-utz-utz-Variante.“

Partys ohne Drogen: Kopie der Punk-Szene Straight Edge?

Straight Edge bezeichnet eine Jugend- und Subkultur aus dem Bereich des Hardcore Punks, die Anfang der 1980er Jahre in den USA entstand. Ihr Motto: Kein Alkohol, keine Zigaretten, keine ständig wechselnden Geschlechtspartner. Einige Straight-Edge-Anhänger weiteten ihren Lebensstil auch auf den Bereich der Ernährung aus, indem sie keine tierischen Produkte und Koffein mehr konsumierten. Erkennungszeichen der Bewegung ist ein großes „X“.

Das Partykonzept von Deejay Hurricane scheint sich an der Verzichtskultur Straight Edge zu orientieren: Schließlich wüteten auch die Mitglieder der Hardcore-Punk-Szene in Moshpits auf Konzerten und tanzten auf Partys die Nacht durch, jedoch immer unter dem Gebot der Nüchternheit. Die Punkrock-Band Drinking Squad aus dem Schwarzwald hält vom alkoholfreien Lebensstil Straight Edge hingegen nichts.

Auch interessant

Kommentare