Faszinierende Sandkunst im Blühenden Barock: Künstler entführen auf eine Reise durch Europa
Im Blühenden Barock in Ludwigsburg gastiert bis Ende August wieder die Sandkunst-Ausstellung. BW24 war vor Ort und hat mit Sandkünstler Jeroen van de Vlag gesprochen.
Ludwigsburg - Die Sonne sticht bereits am Vormittag vom Himmel. Doch Sandkünstler Jeroen van de Vlag lässt sich davon nicht beirren. Ruhig und konzentriert arbeitet er an seiner neuesten Skulptur - der Sagrada Familia. Schicht für Schicht modelliert der Künstler die sandige Masse. Das spanische Bauwerk ist nur eine von vielen Sandfiguren, die bereits im Blühenden Barock in Ludwigsburg eingezogen sind. Auch der Pariser Eiffelturm, eine venezianische Gondel und ein griechischer Tempel dürfen nicht fehlen.
Unter dem Motto „Reise durch Europa“ verzaubern im unteren Schlossgarten insgesamt 17 Sandskulpturen die Besucher. Infotafeln geben Hinweise zu den abgebildeten Bauwerken, Ländern und Figuren. An einer einzelnen Skulptur bauen van de Vlag und sein vierköpfiges Team bis zu sechs Tage, wie er im Gespräch mit BW24 erklärt. Für seine Sagrada Familia hat er sich an Fotos des Original-Bauwerks orientiert und die Größenverhältnisse ausgemessen. „Wir arbeiten mit natürlichem Sand, der sehr viel Lehm enthält. Das sorgt für Stabilität“, sagt der Künstler. Die Masse ist so beständig, dass ihr selbst Regen nichts anhaben kann. „Natürlich müssen wir die Figuren immer mal wieder nachbearbeiten - aber das liegt auch daran, dass Gäste sie einfach anfassen. Oder eben Tiere, die hier unterwegs sind.“
Sandausstellung im Blühenden Barock: Besucher staunen über Detailtiefe der Skulpturen
Vom sandigen Schloss Neuschwanstein aus führt der Weg die Besucher vorbei an Sehenswürdigkeiten, Kulinarik und Symbolen verschiedener Nationen aus ganz Europa. Staunend verweilen die Gäste vor den Skulpturen. „Einfach Wahnsinn, wie detailreich das gemacht ist, oder?“, sagt eine Besucherin, die gemeinsam mit ihren Freundinnen vor einem norwegischen Troll steht. Wie ein Schild verrät, ist der Troll im Rahmen eines „Speed-Carving-Contest“ entstanden - einem Wettbewerb auf Zeit. Dabei haben Teilnehmer laut dem Veranstalter nur zwei Tage Zeit, um ihr Kunstwerk fertigzustellen.
Jeroen van de Vlag, der bereits seit 27 Jahren als Sandkünstler arbeitet, wirkt an der Sagrada Familia derweil äußerst routiniert. Die Türmchen von Barcelonas Wahrzeichen stehen bereits. Den Rest der Sandmasse - ursprünglich ein riesiger, fester Sandklotz aus mehreren Schichten - trägt er langsam mit einem Spachtel ab und formt die Details. Bei seinen Figuren plant er immer bereits im Voraus, wie viel Kubikmeter Sand er jeweils benötigt. Alle Entwürfe für die Skulpturen im „Blüba“ stammen aus seiner Feder. „Das erfordert wirklich Detailarbeit“, sagt er. Über das Motto, das sich das Team jedes Jahr neu mit den Veranstaltern überlegt, freue er sich dieses Jahr sehr. „Europa - das bietet unzählige Möglichkeiten“, sagt er begeistert.
„Sand-Kunst“ im Blühenden Barock
Vom 2. Juli bis 25. August 2022 entführt das Team aus internationalen Sandkünstlern Besucher auf eine Reise durch ganz Europa. Der Eintrittspreis ist im regulären „Blüba“-Eintritt mit inbegriffen. Weitere Infos finden Interessierte unter blueba.de/de/sand-kunst.
Wie wird man eigentlich Sandkünstler? Jeroen van de Vlag berichtet
Schon früh hat der gebürtige Holländer van de Vlag sich für Kunst interessiert. So bewarb er sich einst für ein Kunststudium, schaffte es damals aber nicht, einen der begrenzt vorhandenen Studienplätze zu ergattern. Stattdessen studierte er Ernährungskunde in den Haag. Durch Zufall kam er in seiner Freizeit zu einem Projekt, bei dem Sandskulpturen gebaut wurden. Seither hat ihn die Faszination nicht mehr losgelassen. 1995 arbeitete er für eine Sandskultpturen-Firma, 2005 zog er zu seiner Frau in die Schweiz und arbeitet seither als Selbständiger. Im Winter modelliert er statt Sand häufig mit Eis - so wirkte er etwa an den Eisfiguren im Europa-Park und schon häufig an Projekten mit Schneeskulpturen in den Alpen mit.