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Landwirtschaftsministerium fordert Abschuss von „Problemwolf“ im Schwarzwald

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Von: Sina Alonso Garcia

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Im Schwarzwald versetzt ein hungriger Wolfsrüde Landwirte in Sorge. Bereits zehnmal hat er Rinder angegriffen. Landwirtschaftsminister Peter Hauk fordert scharfe Maßnahmen.

Bernau - Unter Landwirten und Jägern wird er nur der „Problemwolf“ genannt: Ein Rüde mit der Bezeichnung GW1129 hat im Schwarzwald bereits zehnmal Rinder angegriffen. Laut dem SWR macht die Situation vielen Landwirten derart zu schaffen, dass sie nachts kaum schlafen können. Ständig befürchten sie, morgens gerissene Tiere vorzufinden. In einer Gesprächsrunde in Bernau (Kreis Waldshut) am Montag diskutierten rund 50 Bauern, Jäger und Gastronomen, wie sie weiter vorgehen sollen. Baden-Württembergs Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU) war ebenfalls vor Ort und fordert einen schnellen Abschuss des „Problemwolfs“.

Die Debatte um die Wölfe im Schwarzwald kochte zuletzt wieder hoch, als mehrmals hintereinander ein Wolfspaar in der Region gesichtet wurde. Experten vermuten, dass sich eine zugewanderte Fähe einem sesshaften Rüden angeschlossen hat und sich deshalb bald ein ganzes Rudel bilden könnte. Umso größer ist die Sorge der Landwirte um ihre Weidetiere. Einige äußern ihren Unmut über den Schutzstatus des Wolfs. Nachdem Wölfe 150 Jahre lang in Deutschland als ausgerottet galten, erobern sie sich seit dem Jahr 2000 ihren einstigen Lebensraum zurück und stehen unter Artenschutz.

Abschuss von Wölfen in Deutschland: Diese Regeln gelten aktuell

Der Abschuss eines Wolfs ist in Deutschland gesetzlich nur dann erlaubt, wenn eine Gefahr nicht anders abzuwenden ist. Herdenschutz und Umsetzung der artenschutzrechtlichen Regelungen ist grundsätzlich Ländersache. In Baden-Württemberg wurde das Herdenschutzkonzept erst kürzlich nachgebessert. Demnach dürfen Wölfe abgeschossen werden, die innerhalb von sechs Monaten und innerhalb einer Region zweimal Schutzmaßnahmen überwinden und Rinder angreifen. Das hat das Umweltministerium dem SWR auf Nachfrage bestätigt. „Es ist klar, dass es eine Schwelle dessen gibt, was wir den Tieren zumuten können“, sagt Landesumweltministerin Thekla Walker (Grüne).

Umweltministerium bittet um Mithilfe: Wolfssichtungen melden

Beobachtungen mit Verdacht auf Wolf sollten umgehend der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) in Freiburg gemeldet werden: info@wildtiermonitoring.de oder 0761 4018 274.

Im sogenannten „Fördergebiet Wolfsprävention Schwarzwald“ unterstützt das Land Tierhalter beim Anschaffen von Schutzmaßnahmen – etwa von Weidezäunen oder Herdehunden. Sogar Lamas und Esel sollen innerhalb eines Pilotprojekts zum Schutz von Rindern zum Einsatz kommen. Die Viehhalter aus der Region hegen allerdings Zweifel an der flächendeckenden Umsetzung der Schutzmaßnahmen. Als problematisch erachten sie etwa die Installierung von Weidezäunen an steilen Hängen. Ein weiterer Kritikpunkt: Zu viele Zäune könnten das Landschaftsbild des Schwarzwalds verschandeln.

„Problemwolf im Schwarzwald“: Landwirtschaftsminister fordert schnelles Handeln

Landwirtschaftsminister Peter Hauk nimmt die Sorgen der betroffenen Landwirte ernst. Eine großflächige Bezäunung hält er nicht für zielführend. Hinsichtlich des Problemrüdens ist seine Haltung eindeutig: „Ich fordere ganz klar, es muss schleunigst die Erlaubnis gegeben werden, diesen Rüden abzuschießen – nach Naturschutzrecht“, so Hauk. In Zukunft will er Wölfe auch ins Jagdrecht verankern, damit örtliche Jäger entsprechende Maßnahmen ebenfalls umsetzen können.

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Baden-Württembergs Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU) fordert den Abschuss des „Problemwolfs“ im Schwarzwald. (Symbolfoto) © Patrick Pleul/dpa

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Während viele Landwirte Hauks Vorstoß zum Abschuss des Wolfes unterstützen, äußert der NABU Baden-Württemberg Kritik an der Forderung. Bevor ein Abschuss überhaupt möglich sei, müsse zunächst ein angemessener Herdenschutz umgesetzt werden, so der NABU. Zudem sei der Landwirtschaftsminister nicht dafür zuständig. Wie der Naturschutzbund erklärt, sei ein Abschuss des Wolfs lediglich dann erlaubt, wenn er den Herdenschutz wiederholt überwinden würde.

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