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„Wie konnte all das dermaßen entgleisen?“: Lanz nimmt Ricarda Lang in die Mangel

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Von: Niklas Noack

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Die Trauzeugen-Affäre beschäftigt die Grünen weiterhin. Parteichefin Ricarda Lang verteidigte den Entscheidungsweg von Vizekanzler Robert Habeck um die Entlassung von Staatssekretär Patrick Graichen, wird aber von Markus Lanz im ZDF in die Mangel genommen.

Filderstadt/Hamburg - Die Grünen stehen derzeit stark unter Druck. Und die Chefin, Ricarda Lang, versucht nahezu täglich, die Kastanien aus dem Feuer zu holen. Für die Partei, aber vor allem für Wirtschafts- und Klimaminister Robert Habeck (Grüne). Der Grund ist die Affäre um dessen einstigen Staatssekretär Patrick Graichen.

Hintergrund: Graichen wollte Michael Schäfer zum neuen Geschäftsführer der Deutschen Energie-Agentur (Dena) machen. Eine schwierige Wahl, denn Schäfer war Graichens Trauzeuge. Unter anderem CSU-Chef Markus Söder sprach anschließend von Vetternwirtschaft und forderte Graichens Entlassung. Doch Habeck zögerte, sodass das Thema immer mehr hochkochte. Am Mittwoch (17. Mai) zog er schließlich doch die Reißleine und Habeck entließ Graichen mit den Worten: „Es war ein Fehler zu viel.“

Markus Lanz stellt der Grünen-Chefin Ricarda Lang knallharte Fragen.
Markus Lanz (r.) stellt der Grünen-Chefin Ricarda Lang knallharte Fragen. © IMAGO / Metodi Popow/Georg Wendt/dpa/Montage

Ricarda Lang versteht in der Causa Graichen die Frage: „Warum nicht früher?“

Diese späte Entscheidung versuchte Grünen-Chefin Lang zu rechtfertigen, unter anderem in der ZDF-Runde bei „Markus Lanz“. Der Moderator, der längst dafür bekannt ist, Politikerinnen und Politiker nicht mit leeren Floskeln davonkommen zu lassen, hakte auch bei Lang mehrfach nach und fragte sie: „Wie konnte all das dermaßen entgleisen?“

Lang verteidigte derweil den Entscheidungsweg: „Ich kann verstehen, dass viele Bürger denken: ‚Warum nicht früher?‘ Aber ich finde es richtig, nicht willkürlich und überhastet eine Entscheidung zu treffen.“ Vielmehr lobte Lang sogar den Entschluss von Habeck, den sie in der „Gesamtschau“ für richtig und „konsequent“ hielt.

Markus Lanz entgegnet Ricarda Lang: „Das war alles, aber konsequent und schnell war das nicht“

Bei dem Wort „konsequent“ wurde ZDF-Moderator Lanz stutzig. Er sagte: „Das war alles, aber konsequent und schnell war das nicht.“ Daraufhin sprach Lang von einer „Fehlerkultur“ und darüber, es sei der Anspruch in der Politik, so wenige Fehler wie möglich zu machen. „Aber es wird natürlich nicht immer funktionieren. Es werden weitere Menschen Fehler machen.“ Auch von einer „zweiten Chance“, die man bekommen müsse, war die Rede. Doch im Zusammenhang mit der Graichen-Affäre hatte das Ministerium um Habeck eben festgestellt, dass zu viele Fehler gemacht wurden. Unter anderem auch in Sachen „Vertrauen“ und „Compliance“, wie Lang klarstellte.

Die Journalistin Kerstin Münstermann, die ebenfalls bei Lanz zu Gast war, warf an dieser Stelle ein, sie finde es interessant, dass die Grünen einen Staatssekretär schützen, aber nicht den eigentlichen „Schatz“ im Wirtschaftsministerium, nämlich Vizekanzler Robert Habeck. „Denn am Ende bleibt es an Habeck hängen und das kann ja weder im Interesse von Herrn Graichen, der ihm ja offenbar nahesteht, noch im Interesse von Herrn Habeck und der Grünen Partei sein“, meinte Münstermann. Ähnlich hatte zuletzt auch CSU-Mann Söder angemerkt, dass aus der Affäre um Graichen eine Habeck-Affäre werden könne.

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