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„Traurig aber wahr“: Traditionsmetzgerei im Kreis Karlsruhe schließt nach über 100 Jahren

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Von: Sina Alonso Garcia

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Metzgerei Daurer
Die Metzgerei Daurer kämpft mit Personalmangel. Gleichzeitig sinkt die Nachfrage nach Fleischprodukten. © metzgerei-daurer.de

Die Metzgerei Daurer in Stutensee-Blankenloch blickt auf eine lange Firmengeschichte zurück. Nach 114 Jahren machen die Inhaber ihr Geschäft dicht. Am Ostersamstag öffnet die Metzgerei zum letzten Mal.

Stutensee - Mehr als 100 Jahre lang galt die Metzgerei Daurer in Stutensee (Kreis Karlsruhe) als eine beliebte Anlaufstelle für Fleischfans. Metzgermeister Michael Daurer führt den Laden bereits in der dritten Generation. Dabei legt er laut eigenen Angaben großen Wert auf eine gesunde und artgerechte Aufzucht der Tiere, weshalb er eng mit Landwirten aus der Region zusammenarbeitet. In letzter Zeit häufen sich allerdings die Probleme: Personalmangel, anstehende Investitionen, ein fehlender Nachfolger und laufende Betriebskosten machen dem Betrieb zu schaffen. Nun ist offenbar ein Punkt erreicht, an dem dem Metzger keine andere Wahl bleibt: Er muss sein Geschäft für immer schließen.

„Die Entscheidung ist sehr kurzfristig gefallen“, sagt Daurer im Gespräch mit den Badischen Neueste Nachrichten. Probleme wie den Mangel an Nachwuchskräften oder steigende Betriebskosten konnte er jedoch am Ende nicht mehr ignorieren. „Ich hätte die Kosten auf die Kunden umlegen müssen“, sagt er. Auch das veränderte Konsumverhalten in der Gesellschaft spiele eine Rolle. So gebe es immer mehr Vegetarier und Veganer, die ihm als Kunden nicht mehr zur Verfügung stehen.

Metzgereien vor dem Aus: Auch andere Betriebe in Baden-Württemberg betroffen

Ähnlich wie Daurer geht es auch anderen Metzgern in Baden-Württemberg. So verkündete erst kürzlich eine Traditionsmetzgerei in Stuttgart ihre Schließung. „In ein paar Jahren sind gute Metzger Mangelware“, sagt Michael Daurer. Dies könne jedoch eine Chance sein für diejenigen, die sich für den Beruf des Metzgers interessieren. Wer in Zukunft eine entsprechende Ausbildung habe, könne wirklich erfolgreich sein, so Daurer. Wie Obermeister Sven Herrwerth von der Fleischerinnung Karlsruhe-Bruchsal erklärt, würden die hohen Investitionskosten allerdings viele junge Metzger von der Gründung eines eigenen Unternehmens abschrecken.

Metzgerei Daurer: Chronik eines Traditionsbetriebs

Die Metzgerei wurde 1909 von Johann Leopold Hofheinz in Stutensee-Blankenloch gegründet. Später wurde der Familienbetrieb durch seinen Sohn Willi Hofheinz gemeinsam mit dessen Ehefrau Brunhilde weitergeführt. Nach dem Tod ihres Mannes führte sie das Unternehmen zwei Jahre alleine, bis sie 1962 Karl Daurer heiratete und zusammen mit ihm die Metzgerei dann unter dem Namen „Metzgerei Daurer“ betrieb. 1987 wurde der Betrieb für zehn Jahre verpachtet, bis 1997 Metzgermeister Michael Daurer das Unternehmen gemeinsam mit seiner Frau Christine wieder übernommen hat.

Neben den Metzgereien verschwinden derzeit auch immer mehr andere Handwerksbetriebe und Traditionsgeschäfte von der Bildfläche. In Lörrach schließt Ende März ein Blumenfachgeschäft nach 99 Jahren, auch in Stuttgart macht ein Traditionsgeschäft dicht – und das sind nur wenige Beispiele von vielen.

Metzgerei Daurer schließt – Kunden sind fassungslos: „Schade und bedauerlich“

In Stutensee sorgt die Ankündigung, dass Michael Daurer seine Räumlichkeiten verkauft hat, derweil für Bedauern. Unter einer Meldung des ehrenamtlichen Nachrichtenportals meinstutensee.de zeigt sich ein Kunde betroffen. „Ein weiterer, spürbar großer Verlust eines eingefleischten traditionellen Versorgers mit erstklassigen Fleisch- und Wurstwaren“, schreibt er in einem Kommentar. „Ich erinnere mich gerne an die massiven Fleischwurststückchen, die einem als Kind von Brunhilde persönlich über die Theke, in die Hand gedrückt wurden.“ Er erinnere sich an seine Jugend, als das Geschäft teilweise von Kunden überfüllt gewesen sei. Das Anstehen habe er jedoch gerne in Kauf genommen – vor allem für den selbstgemachten Fleischsalat. „Schade und bedauerlich, dass es nun soweit kommt, dass auch dieser Betrieb seine weitere Versorgung einstellen wird und dann doch sehr bald seine Türen schließt. Traurig aber wahr.“

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