1. bw24
  2. Baden-Württemberg

Traditions-Versandhaus aus Baden-Württemberg beantragt Insolvenz

Erstellt:

Von: Nadja Pohr

Kommentare

Vor 100 Jahren wurde das Versandhaus Klingel mit Sitz in Pforzheim gegründet. Nun hat das Traditionsunternehmen Insolvenz beantragt. Rund 1.800 Mitarbeiter sind betroffen.

Pforzheim - Als Galeria Karstadt Kaufhof im März angekündigt hatte, deutschlandweit 52 Filialen zu schließen, sorgte das für viel Aufregung. Der Betriebsrat sprach von einem „rabenschwarzen Tag“ und geht von etwa 5.000 verlorenen Arbeitsplätzen aus. Auch einige Galeria-Kaufhäuser in Baden-Württemberg sind von den Schließungen betroffen. Es ist bereits der zweite Versuch, den Handelsriesen durch das Schutzschirm-Insolvenzverfahren wieder auf Kurs zu bringen.

Nun trifft es auch einen der größten Versandhändler in Deutschland: Die Pforzheimer Klingel-Gruppe hat Insolvenz angemeldet. Am Mittwoch (11. Mai) habe sich die Geschäftsleitung des Traditionsunternehmens an seine Mitarbeiter gewandt, berichtet die Stuttgarter Zeitung (StZ).

Traditions-Versandhaus Klingel insolvent: Rund 1.800 Mitarbeiter betroffen

Das Versandhaus Klingel wurde 1923 gegründet und hat seinen Sitz in Pforzheim. Laut einer Mitteilung des Unternehmens sind von der Insolvenz die „K-Mail Order GmbH & Co. KG“ (Hauptgesellschafter) aus Baden-Württemberg sowie die zwei Hamburger Tochtergesellschaften „Impressionen Versand GmbH“ und „Schneider GmbH & Co. KG“ betroffen. In den drei Unternehmen sind rund 1.800 Mitarbeiter beschäftigt.

Ein Antrag auf Insolvenzverfahren wird ausgefüllt
Die Pforzheimer Klingel-Gruppe hat Insolvenz angemeldet. (Symbolfoto) © Fernando Gutierrez-Juarez/dpa

Unser Baden-Württemberg-Newsletter versorgt Sie regelmäßig mit allen wichtigen News aus dem Ländle. Hier geht es zur Anmeldung.

Die weiteren Gesellschaften der Klingel-Gruppe mit insgesamt mehr als 250 Beschäftigten seien von den Maßnahmen nicht betroffen, heißt es. „Ursachen der aktuellen Lage sind die schwierigen Marktbedingungen, unter anderem bedingt durch die deutliche Konsumzurückhaltung seit dem Beginn des Ukraine-Kriegs, signifikant gestiegene Kosten sowie die hohe Inflation“, teilte das Traditionsunternehmen mit. Unter anderem sind die Preise für die Katalogproduktion, deren Versand und Logistik stark gestiegen.

Klingel-Gruppe hat mehr als 3,3 Millionen Kunden – Geschäftsbetrieb soll zunächst weiter laufen

Bei der insolventen Hauptgesellschaft und den Tochtergesellschaften der Klingel-Gruppe soll der Geschäftsbetrieb nun zunächst vollumfänglich weiterlaufen. Begleitet wird das Insolvenzverfahren von Rechtsanwalt Martin Mucha von der Kanzlei Grub Brugger, der verspricht, die drei Verfahren bestmöglich im Sinne der Gläubiger zu steuern.

Nach Angaben des Unternehmens kaufen mehr als 3,3 Millionen Kunden im Alter zwischen 55 und 70 Jahren bei den Klingel-Marken. Das Bestellverfahren, die Abwicklung von Retouren und alle anderen Serviceleistungen bleiben wie gewohnt. Wie die StZ schreibt, wolle sich das Traditions-Versandhaus nun aber auf starke Produkt- sowie Vertriebsmarken konzentrieren und den Fokus, neben dem traditionellen Print-Geschäft, auch auf den Online-Handel legen.

Auch interessant

Kommentare