1. bw24
  2. Baden-Württemberg

Biber-Zuhause in Trümmern: Wütender Bürger zerstört Damm mit Bagger

Erstellt: Aktualisiert:

Von: Valentin Betz

Kommentare

Eine erste Wasserburg wurde im Usatal bereits gesichtet, Fachleute gehen davon aus, dass in wenigen Jahren der Biber im Usinger Land wieder heimisch ist.
Ein Biber hat in Horb am Neckar einen Damm gebaut. Einem Bürger passte das nicht, weshalb er das Bauwerk mit seinem Bagger zerstörte (Symbolbild). © picture alliance / Patrick Pleul

Der Biber ist ein faszinierendes Nagetier, das aber nicht von allen gern gesehen wird. Im Landkreis Freudenstadt wollte ein Bürger einen Konflikt mit dem Bagger lösen.

Horb-Dießen - Der Umgang mit Natur und Tieren lässt manchmal kein gutes Urteil über die Menschen in Baden-Württemberg zu. Wiederholt kommt es im Südwesten zu Fällen von Tierquälerei oder zumindest sehr zweifelhaften Aktionen. Erst vor wenigen Wochen hatte ein Schütze einen streng geschützten Luchs erschossen und kam damit ungestraft davon.

Selbst bekannte Institutionen können sich teils nicht von einem fragwürdigen Verständnis von Tierwohl freisprechen. So klagte die Organisation Peta den Freizeitpark Tripsdrill wegen angebundener Greifvögel an. Auch wenn die Beziehung zwischen Mensch und Natur nicht frei von Komplikationen ist, sollte Gewalt niemals eine Lösung sein. Wie der Schwarzwälder Bote berichtet, wählte im Landkreis Freudenstadt ein Mann aber wohl diesen Weg. Sein Ziel: Ein ortsansässiger Biber und dessen Bau.

Biber-Damm zertrümmert: Bürger malträtiert Zuhause von geschütztem Tier

Der Biber war in Baden-Württemberg laut Landesnaturschutzverband lange Zeit ausgestorben. 1846 wurde das Tier hierzulande ausgerottet. Seit den 1980er Jahren kehrt Deutschlands größtes Nagetier aber auch wieder in den Südwesten zurück. Für die Natur übernimmt der Biber eine wichtige, gestalterische Rolle. Deshalb ist er inzwischen streng geschützt, aber sein Einfluss sorgt auch für Konflikte mit dem Mensch.

Ein Beispiel dafür ist Horb am Neckar, wo sich ein Biber im Dießener Tal in einem Bach eingenistet und einen Damm gebaut hat. Das stattliche Bauwerk liegt nur 400 Meter unterhalb eines Sägewerks und zog offenbar den Ärger eines Bürgers auf sich. Wie der Schwarzwälder Bote berichtet, nahm der sich einen Bagger und zertrümmerte den Biber-Damm.

Damm von streng geschütztem Biber zerstört: Bürger begeht damit Straftat

Mit diesem Akt der Zerstörung hat sich der Bürger über ein ausdrückliches Verbot hinweggesetzt. Der Biber darf zudem weder verfolgt, gefangen noch getötet werden. Das Nagetier wurde durch den Bagger glücklicherweise wohl nicht verletzt. „Mittlerweile hat der Biber den Damm wieder aufgebaut“, erklärt Peter Daiker, Wildtierbeauftragter vom Landratsamt Freudenstadt, dem Schwarzwälder Boten.

Ob der Fahrer des Baggers strafrechtlich belangt wird, ist derzeit unklar. Peter Daiker versicherte aber: „Zukünftige nicht abgesprochene Eingriffe werden konsequent zur Anzeige gebracht.“ Ironie des Schicksals: Durch den Wiederaufbau des Damms hat der Biber nun möglicherweise dafür gesorgt, dass Wasser auf eine benachbarte Wiese abfließt.

Peter Daiker ist sich indes der schwierigen Koexistenz von Biber und Mensch bewusst. Deshalb können im Notfall sogar Dämme abgebaut werden - natürlich ausschließlich von ausgebildeten Fachleuten. Diese Möglichkeit soll in Horb am Neckar jetzt nach der Zerstörung durch den Bagger geklärt werden. „Erst einmal müssen wir klären, ob der Damm seinen Bau schützt oder ob er den nur gebaut hat, um seine Schwimmstrecke komfortabler zu machen“, so Daiker. Bei letzterem wäre ein Abbau okay. Wenn es tatsächlich die Burg des Bibers ist, bleibe nur eine Drainage als Option übrig.

Auch interessant

Kommentare