Aggressive Vogelart breitet sich in Heilbronn aus - Stadt ist machtlos

In den Städten Baden-Württembergs leben auch gebietsfremde Arten. In Heilbronn wird nun die Nilgans zum echten Problem.
Heilbronn - Wer in Baden-Württemberg einen Spaziergang im Park seiner Heimatstadt macht, begegnet mit etwas Glück auch dem ein oder anderen Tier. Klar, auf den Ästen der Bäume sind Singvögel ein gewohnter Anblick. Manchmal sprintet auch ein Eichhörnchen auf dem Boden in Sicherheit. An Tümpeln, Seen und Gewässern baden Enten, Schwäne - oder auch Nilgänse.
Letztere gehören vielerorts schon selbstverständlich zum natürlichen Inventar. Dabei wird gerne vergessen, dass die Entenvögel ursprünglich gar nicht in Deutschland vorkommen. Sie sind sogenannte Neozoen und gehören zu den 30 Arten, die auch als Haustiere streng verboten wären - denn sie werden für die heimischen Arten zum Problem. Wie echo24* berichtet, herrscht in Heilbronn eine regelrechte Nilgans-Invasion, doch die Stadt kann dagegen nichts tun.
Nilgänse in Heilbronn: Vögel breiten sich aus und beanspruchen viel Fläche für sich
Nilgänse leben auch in den Parkanlagen der Landeshauptstadt Stuttgart. In Heilbronn haben die Entenvögel das Gelände der Bundesgartenschau (Buga) für sich entdeckt. Laut echo24 sind es inzwischen etwa 100 Individuen. Dort beanspruchen sie offenbar Wege und Wiesen und sind besonders aufgrund ihrer Hinterlassenschaften ein Ärgernis für den Menschen. „Das Betriebsamt reinigt regelmäßig im Rahmen der personellen Möglichkeiten verschmutzte Flächen durch Abspritzen“, erklärte eine Sprecherin der Stadt Heilbronn gegenüber echo24.
Zudem haben Nilgänse auch den Ruf, besonders aggressiv gegenüber anderen Tieren zu sein. „Beißen, Behacken und Untertauchen“ können als letzte Instanz im Kampf durchaus vorkommen, schreibt der NABU Baden-Württemberg auf seiner Homepage. Allerdings: Aggressivität ist kein Alleinstellungsmerkmal der Entenvögel und ist auch nicht durchgehend der Fall. „Nur in bestimmten Situationen und räumlich wie zeitlich begrenzt zeigen sie aggressives Verhalten – und das ist für Gänsearten völlig normal und typisch“, so der NABU.
Besonders problematisch werden Nilgänse demnach, wenn es um Nahrungskonkurrenz geht, - oft provoziert durch menschliche Fütterung - wenn die Tiere ihre Nester und Jungen verteidigen oder es grundsätzlich auf dem Gewässer zu eng hergeht. Zudem gibt es unter den Wasservögeln eine natürliche Hackordnung, die sich nach der Größe richtet. Hier sind Nilgänse eher oben in der Rangliste. „Gegenüber den meisten anderen Vogelarten verhalten sich Nilgänse neutral, gleichgültig und desinteressiert“, beruhigt der NABU allerdings.
Ärger mit Nilgänsen: Heilbronn darf die Entenvögel nicht abschießen
Trotz allem bleiben Nilgänse eine gebietsfremde Art, die beobachtet und deren Bestand im Extremfall auch kontrolliert werden müsste. Aufgrund ihres Status als Neozoen dürfen Nilgänse grundsätzlich auch bejagt werden. Nur in Heilbronn gibt es da einen Haken. „Das ehemalige Buga-Gelände ist ein befriedeter Bezirk innerhalb des Stadtkreises, auf dem die Jagd gemäß Paragraf 13 Absatz 1 des Jagd- und Wildtiermanagementgesetzes Baden-Württemberg ruht“, so die Sprecherin der Stadt zu echo24.
Leider fühlen sich die Nilgänse auf dem Gelände der Bundesgartenschau offenbar so wohl, dass sie sich kaum vertreiben lassen. In Heilbronn will man deshalb jetzt zu einem Trick greifen. Wenn sich die Entenvögel schon nicht ganz verjagen lassen, sollen Jäger sie wenigstens auf Flächen treiben, wo sie abgeschossen werden dürften. *echo24 ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.