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Uli Hoeneß über letzte Begegnung mit Wolfgang Grupp: „Er sagte: Raus hier! Ich möchte Sie nie mehr sehen“

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Von: Sina Alonso Garcia

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Über die letzte Begegnung von Uli Hoeneß und Wolfgang Grupp gibt es zwei Versionen.
Über die letzte Begegnung von Uli Hoeneß (l.) und Wolfgang Grupp gibt es zwei Versionen. © dpa/Moritz Frankenberg/Patrick Seeger(Fotomontage BW24)

Ein Abend in Süddeutschland Anfang der 80er Jahre: Bayern-Funktionär Uli Hoeneß fährt zu Trigema-Chef Wolfgang Grupp auf die Schwäbische Alb. Über das, was dann passierte, gehen die Erzählungen der beiden auseinander.

Burladingen/München - Trigema-Chef Wolfgang Grupp ist bekannt für seine Hartnäckigkeit. Gerade in Sachen Marketing lässt der Unternehmer nichts anbrennen und positioniert sich bewusst mit klaren Ansagen in der Öffentlichkeit. Anfang der 80er Jahre witterte der Textilfirmenboss einen Deal, den er sich offenbar nicht entgehen lassen wollte: Trigema als Trikotsponsor des FC Bayern München. Wie Bayern-Funktionär Uli Hoeneß bestätigt, sei er mit Grupp im Gespräch über ein mögliches Geschäft gewesen. Über das, was danach passierte, gehen die Erzählungen allerdings auseinander.

Viele Jahre später erinnert sich Uli Hoeneß in einem TV-Interview an seine Begegnung mit Grupp. „Der hatte mich mal angesprochen. Der verkaufte ja Textilien an Aldi, ich verkaufte Bratwürste. Und wir sind uns immer wieder über den Weg gelaufen.“ Grupp habe sich bei ihm bezüglich eines möglichen Trikotsponsorings erkundigt. „Dann habe ich gesagt: Wenn Sie gut bezahlen, warum nicht?“ Preislich habe Hoeneß Grupp einen Betrag von rund 1,5 Millionen Mark in Aussicht gestellt. „Das war ja damals wahnsinnig viel Geld“, so Hoeneß. Irgendwann habe Grupp ihn angerufen und gesagt: „Herr Hoeneß, wir machen das.“

Uli Hoeneß spricht über geplatzten Deal mit Trigema: „Wollten dem Problem Adidas aus dem Weg gehen“

Während Grupp den Deal offenbar bereits in trockenen Tüchern wähnte, drückte Hoeneß auf die Bremse. „Ich hatte noch nicht mit Adidas gesprochen.“ Der Sportartikelhersteller und Hauptsponsor des FC Bayern sei „nicht gerade happy“ über die Aussicht gewesen, auf dem Bayern-Shirt mit dem Trigema-Emblem zu konkurrieren. Gleichzeitig habe die Computerfirma Commodore für eine Sponsoring-Kooperation angefragt. „Am Ende haben wir uns dann doch entschieden, Commodore zu nehmen, weil wir dem Problem Adidas aus dem Weg gehen wollten.“ Statt Grupp die Hiobsbotschaft in Form eines Anrufs zu überbringen, entschied sich Hoeneß dazu, den Trigema-Boss persönlich auf der Schwäbischen Alb zu besuchen.

„Er hat uns empfangen und war offensichtlich der Meinung, wir unterschreiben jetzt den Vertrag“, erinnert sich Hoeneß. Nach einem gemeinsamen Essen sei Grupp förmlich geworden und habe Hoeneß gebeten, für den „geschäftlichen Teil des Abends“ in den Rittersaal zu gehen. „Es war ein langer Tisch mit 20 Plätzen. Grupp saß ganz oben“, so Hoeneß. Gemeinsam mit seinem damaligen Finanzchef Klaus Bernius habe Grupp ihm einen Scheck von 1,5 Millionen Mark übergeben wollen. „Ich habe gedacht: Um Gottes Willen. Das wird jetzt lustig!“, berichtet Hoeneß amüsiert. „Also meine Herren, wir haben uns entschieden, dass wir jetzt mit Bayern München drei Jahre zusammenarbeiten“, wandte sich Grupp laut Hoeneß an die Bayern-Vertreter.

Uli Hoeneß zu Besuch in Burladingen – Wolfgang Grupp bestreitet die Geschichte

Erst in besagtem Moment klärte Hoeneß das „kleine Missverständnis“ auf: „Wir sind eigentlich nicht gekommen, um den Vertrag zu unterschreiben, sondern um Ihnen mitzuteilen, dass wir das nicht machen können.“ Mit seiner Ansage löste er beim Trigema-Chef offenbar großen Unmut aus: „Er sagte: Sie meinen das wirklich ernst? Raus hier! Ich möchte Sie nie mehr sehen!“ Seither habe man sich nie wieder gesehen.

Das, was Herr Hoeneß erzählt, stimmt natürlich nicht.

Trigema-Chef Wolfgang Grupp

Laut Trigema-Chef Wolfgang Grupp lief die Absprache mit Uli Hoeneß ganz anders ab, als der ehemalige Bayern-Funktionär schildert. „Das, was Herr Hoeneß erzählt, stimmt natürlich nicht“, sagt er im Gespräch mit dem OMR Podcast. Nachdem er gegenüber Hoeneß die Bereitschaft geäußert habe, 15 Millionen Mark für den Deal zu bezahlen, sei Hoeneß gemeinsam mit Fritz Scherer, dem damaligen Finanzchef des FC Bayern, nach Burladingen gekommen. „Mit meinem damaligen Prokuristen und Juristen haben wir alles vorbesprochen, anschließend auch zusammen gegessen, uns den ‚königlichen Handschlag‘ gegeben und gesagt: Wenn Iveco die Option zur Verlängerung nicht einlöst – was anzunehmen war –, dann ist Trigema ab Sommer auf der Bayern-Brust“, so Grupp.

Bei der Verabschiedung hätten die beiden sich laut Grupp „den königlichen Handschlag gegeben“. Für einen schriftlichen Vertrag habe allerdings noch der offizielle Rückzug von Iveco gefehlt. Hoeneß habe ihm versichert: „Wenn Iveco die Option nicht einlöst, ist Trigema auf der Brust.“ Kurz darauf habe sich herausgestellt, dass Iveco die Option nicht einlöste. „Und dann, ein paar Tage später, hat mein Prokurist bei Herrn Hoeneß angerufen und dann hat man ein bisschen herumgestottert.“ Der Grund: Adidas als Hauptsponsor habe sich quergestellt. „Und dann hat Herr Hoeneß das königliche Handschlagwort gebrochen“, schildert Grupp. „Das war die Tatsache!“

Wie Grupp nachdrücklich betont, sei die Darstellung von Hoeneß nur ausgedacht, „um ein bisschen besser aus der Situation, um vom Handschlag loszukommen.“ Der Trigema-Chef betont: „Ein Wolfgang Grupp wirft keinen raus. Wenn ich einen empfange, dann empfange ich ihn, wir sprechen offen miteinander.“ In Hinblick auf seine Umgangsformen ist sich Grupp sicher: „Ich bin immer hochanständig.“

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