Aufregung nach Rassismus-Eklat um Boris Palmer an Goethe-Uni – Asta fordert Konsequenzen
Dass Boris Palmer an der Goethe-Uni in Frankfurt das „N-Wort“ verwendete, stößt auf Empörung. Der Asta fordert Konsequenzen für die Veranstalterin.
Frankfurt - Die rassistische Wortwahl des Tübinger Oberbürgermeisters Boris Palmer bei einer Konferenz an der Frankfurter Goethe-Universität ist am Wochenende über die Hochschule hinaus auf breite Empörung gestoßen. Auch die Kritik an der Frankfurter Ethnologie-Professorin Susanne Schröter als Veranstalterin der Tagung mit dem Titel „Migration steuern, Pluralität gestalten“ wächst.
Palmer, dessen Grünen-Mitgliedschaft ruht, hatte am Freitag (28. April) vor seinem Vortrag im Beisein eines schwarzen Studenten mehrmals das rassistische „N-Wort“ verwendet. Studierenden, die „Nazis raus“ riefen, hielt er, wie auf einem Video zu hören ist, vor, sie beurteilten Menschen „anhand von einem einzigen Wort“. Und sagte: „Das ist nichts anderes als ein Judenstern.“
Nach Eklat in Frankfurt: Präsident der Goethe-Uni sieht auch Professorin in der Verantwortung
Das Präsidium der Goethe-Universität verurteilte diese Äußerungen Palmers bereits am Samstag als rassistisch und den Holocaust relativierend. „Jede explizite oder implizite den Holocaust relativierend Aussage ist vollkommen inakzeptabel und wird an und von der Goethe-Universität nicht toleriert – dies gilt gleichermaßen für die Verwendung rassistischer Begriffe“, teilte Uni-Präsident Enrico Schleiff mit – und forderte Palmer auf, sich bei den von ihm beleidigten Menschen, der jüdischen Gemeinschaft und der Universität zu entschuldigen.

Schleiff rief zugleich Uni-Professorin Schröter auf, als Veranstalterin Verantwortung zu übernehmen und öffentlich Stellung zu den Vorfällen zu beziehen. Die Universität werde die Vorkommnisse zum Anlass nehmen, um einen Dialog über gemeinsame Werte und Richtlinien zur Organisation von Veranstaltungen führen, kündigte er an.
Asta der Goethe-Uni in Frankfurt hatte vor der Ausrichtung der Konferenz mit Palmer gewarnt
Der Asta sprach am Samstag (29. April) von „unentschuldbaren rassistischen und antisemitischen“ Aussagen, die „eine Schande für die Goethe-Uni sind und bleiben werden“. Die Studierendenvertretung, die die Ausrichtung und Zusammensetzung der Konferenz – wie der SPD-Landtagskandidat Jan Pasternack – scharf kritisiert hatte, und eine Gegenveranstaltung organisiert hatte, sieht sich in ihren Befürchtungen bestätigt. Zumal die gesamte Tagung mit Wissenschaft wenig zu tun gehabt habe.

Der Asta fordert nun eine „umfassende Aufarbeitung dieses Falls“. Diese müsse von der Prämisse ausgehen, dass im Namen der Wissenschaftsfreiheit „nicht jeder Unsinn und erst recht kein Rassismus und Antisemitismus verbreitet werden dürfen“. Der Asta dringt zudem auf nicht näher ausgeführte Konsequenzen für Schröter, die den Eklat mitzuverantworten habe. Auch das Institut für Ethnologie, dem Schröter angehört, forderte von dieser „eine Aufarbeitung ihrer Rolle in diesem Vorfall“ und verurteilte die Äußerungen Palmers scharf. Die Grüne Jugend Frankfurt und die Grüne Hochschulgruppe fordern dessen Parteiausschluss und eine konsequente Aufklärung des Vorgangs durch die zuständigen Universitätsgremien.
Frankfurter Uni-Professorin sieht nach Palmers Äußerungen vor allem ihre Tagung beschädigt
Schröter hatte Palmer noch vor wenigen Tagen ausdrücklich gegen Rassismusvorwürfe verteidigt. Sie distanzierte sich erst nach der Konferenz auf Twitter von dessen Äußerungen und kritisierte, dessen inakzeptables Verhalten habe „die sehr gute und differenziert geführte Tagung schwer beschädigt“.. Das „Beschimpfen von Konferenzteilnehmern als ,Nazis‘“ sei allerdings genauso zu verurteilen, forderte sie in einem weiteren Tweet,
Ministerpräsident Boris Rhein hatte die Schirmherrschaft für die Konferenz innegehabt, Justizminister Roman Poseck (beide CDU) dort ein Grußwort gesprochen. Letzterer nannte die Wortwahl und die Beiträge von Boris Palmer an der Universität Frankfurt am Samstag indiskutabel. „Derartige Provokationen leisten Spaltung, Ausgrenzung und Rassismus Vorschub“, teilte er mit.
Hessische SPD fordert Ministerpräsident Rhein auf, sich zum Fall zu äußern
Der hessischen SPD reicht das nicht. Auch Rhein müsse deutlich machen, dass er die unter seiner Schirmherrschaft getätigten Äußerungen Palmers nicht stillschweigend dulde, sagte Generalsekretär Christoph Degen.
Palmer verteidigte seine Äußerunge zunächst. In einem Schreiben an den Uni-Präsidenten, das er auf Facebook veröffentlichte, weist er dessen Forderungen nach Entschuldigungen brüsk zurück. „Es ist für mich zutiefst enttäuschend, dass Sie kein kritisches Wort für die den Eklat bewusst provozierenden Studierenden finden.“
Palmer tritt bei Grünen aus und will sich professionelle Hilfe holen
Er stamme selbst aus einer Familie mit jüdischen Wurzeln, was er den Studierenden auch gesagt habe. „Durch die Begriffe „Rassist“ und „Nazi“ mit den schlimmsten Verbrechen der Menschheitsgeschichte in Verbindung gebracht zu werden, ist für mich schlicht unerträglich.“
Am Montag dann entschuldigte er sich in einer Erklärung, kündigte an, er nehme eine „Auszeit“ und werde „professionelle Hilfe“ in Anspruch nehmen, um eine bessere Selbstkontrolle zu erlangen. Palmer trat zudem bei den Grünen aus.
(Christoph Manus)