„Jetzt langt‘s! Nein zum Europa Valley!“: Bürger starten Petition gegen Expansionspläne des Europa-Parks
Der Europa-Park plant in Diebolsheim (Elsass) eine riesige Ferienanlage ähnlich derer von „Center Parcs“. Zwei Bürgerinitiativen wehren sich vehement gegen das Vorhaben und haben eine Petition gestartet.
Rust/Diebolsheim - Schon mehr als 1.800 Menschen haben unterschrieben (Stand 27. Januar, 13.28 Uhr) und es werden stündlich mehr: Unter dem Motto „Jetzt langt‘s! Nein zum Europa Valley!“ wehren sich Bürger aus Rust und Diebolsheim mit einer Petition gegen die geplante Mega-Ferienanlage des Europa-Parks. Bereits 2018 sprach Park-Chef Roland Mack von der Idee eines gigantischen Feriendorfs im Elsass. Seit 2020 haben sich die Pläne konkretisiert. In Diebolsheim, etwa fünf Kilometer Luftlinie vom Europa-Park entfernt, soll auf einer Fläche von 150 bis 250 Hektar eine riesige Anlage ähnlich derer von „Center Parcs“ entstehen. Damit wäre das Feriendorf noch größer als der Europa-Park selbst, dessen Fläche 140 Hektar beträgt.
Ursprünglich war im Rahmen des Mega-Projekts auch eine Seilbahn im Gespräch, die die Besucher innerhalb von 15 Minuten von Diebolsheim nach Rust bringen sollte. Die Strecke sollte über den Rhein und das streng geschützte Naturschutzgebiet Taubergießen führen. Auf Drängen von Naturschützern hat der Europa-Park die Pläne inzwischen auf Eis gelegt. Den Bürgerinitiativen „Jetzt langt‘s“ und „Le Chaudrons des alternatives“ geht dieser Schritt allerdings nicht weit genug.
Europa Valley: Bürgerinitiativen sind wütend und skeptisch
Wie die Initiativen in der Petition erklären, sehen sie in Europa Valley ein „Ressourcen fressendes Projekt“. Angesichts des Klimawandels und der damit einhergehenden Extremwetter halten sie das Bauprojekt für unverantwortlich. „Die Möglichkeit, Nahrungsmittel lokal anzubauen war noch nie so wichtig“, heißt es in dem Aufruf. „Trotzdem will man hier eine riesige Fläche unwiederbringlich der Spaßindustrie opfern und ein Projekt aus dem Boden stampfen, das Unmengen von Energie und Wasser verschlingen wird.“
In einem Blogartikel zeigen sich die Initiativen skeptisch gegenüber dem Zugeständnis des Europa-Parks, den Bau einer Seilbahn nicht weiter zu verfolgen. „Der Europa-Park mag heute Pläne eines Seilbahnbaus dementieren“, heißt es dort. „In Wahrheit werden aber bereits die Weichen dafür gestellt, dass eine Seilbahn durch das Naturschutzgebiet irgendwann unausweichlich werden wird. Das müssen wir verhindern.“
Europa-Park beteuert: „Das Seilbahnprojekt ist komplett gestoppt worden“
Die Vorwürfe, dass trotz aller Versprechungen doch eine Seilbahn gebaut wird, konnte der Europa-Park Anfang der Woche entkräften. Im Gespräch mit dem SWR betonte ein Sprecher erneut, dass sich der Bau der Bahn zwischen Deutschland und Frankreich erledigt habe. Bereits im Juli 2022 hatte der Europa-Park-Manager Engelbert Gabriel erklärt: „Das Seilbahnprojekt ist komplett gestoppt worden. Von daher gibt es da auch nichts zu sagen.“
Schon seit Bekanntwerden des Großprojekts 2018 protestieren Anwohner massiv gegen das Vorhaben und werfen dem Europa-Park „rücksichtslosen Expansionsdrang“ vor. Immer wieder kam es zu Demonstrationen gegen das umstrittene Projekt. In Fan-Foren finden Nutzer hingegen lobende Worte. „Aus langfristiger Sicht sicher eine gute Erweiterung für den Park und eine gute Überlegung“, schreibt etwa ein Fan bei ep-board.de. „So, wie es sich jetzt anhört, könnte ich mir vorstellen, dass es so eine Art Stadt werden kann, in der man dann Urlaub machen kann und somit auch erstmal abgetrennt ist von Rust.“
Petition gegen Europa Valley: Zahl der Unterschriften ist nicht entscheidend – es geht um Aufmerksamkeit
Die Kritiker des Projekts konzentrieren sich derweil auf ihre Unterschriften-Aktion und freuen sich über die rege Beteiligung. Wie Sonja Kohler-Bellemare von der Bürgerinitiative „Jetzt langt‘s“ gegenüber dem Schwarzwälder Boten erklärte, komme es nicht auf die genaue Zahl der Unterschriften an. Vielmehr wollen die beiden Bürgerinitiativen mit der Petition Aufmerksamkeit erlangen. „Sonst bekommen wir die Pläne, die der Europa-Park vermutlich schon fertig in der Schublade liegen hat, einfach serviert und müssen damit klar kommen“, so Kohler-Bellemare.