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Autozulieferer aus Baden-Württemberg setzt auf Verbrenner und Länder abseits von Deutschland

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Von: Julian Baumann

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Autozulieferer Eberspächer will mit der Abgastechnologie Zukunftsfelder finanzieren und setzt zunehmend auf Märkte außerhalb von Deutschland.

Esslingen - Die Autozulieferer in Baden-Württemberg kämpfen mit den Herausforderungen der Transformation zur E-Mobilität. Neben Bosch, der ZF Friedrichshafen und Mahle, die sich für das E-Auto-Zeitalter rüsten, treibt auch die Eberspächer Gruppe die Transformation weiter voran. Das Familienunternehmen aus Esslingen am Neckar hat einer Mitteilung zu den Geschäftszahlen 2022 zufolge 48 Prozent des Nettoumsatzes in Geschäftsfeldern außerhalb des Verbrennungsmotors erwirtschaftet. Im Umkehrschluss bedeutet das allerdings, dass auch bei Eberspächer nach wie vor mehr als die Hälfte des Umsatzes am Verbrenner hängt.

Das Traditionsunternehmen aus Baden-Württemberg will den Transformationskurs in diesem Jahr weiterführen, fasst dabei aber vor allem Märkte außerhalb Deutschlands ins Auge. Eberspächer hat vor einigen Wochen mit dem Bau einer neuen Fabrik begonnen und will Arbeitsplätze schaffen, allerdings nicht in Deutschland, sondern in Bulgarien. Da auch die größten Autozulieferer des Landes Zukunftstechnologien auslagern – Bosch nach Tschechien und die ZF nach Serbien – sorgt sich die IG Metall um den Standort Baden-Württemberg. Eberspächer will im laufenden Jahr nach eigenen Angaben aber weiter expandieren.

Eberspächer will mit Auspufftechnologien auf Märkten außerhalb Europas weiter wachsen

Das bereits 1865 gegründete Traditionsunternehmen Eberspächer hat, wie die gesamte Autoindustrie, ein herausforderndes Jahr hinter sich. Im vergangenen Jahr war die Nachfrage für die von Eberspächer produzierten Heizungen für E-Autos und Hybrid-Modelle hoch und das Unternehmen konnte einen Zuwachs verzeichnen. Unter dem Strich machten sich die globalen Herausforderungen dennoch deutlich bemerkbar. „Im Zusammenspiel mit den vielfältigen Herausforderungen, insbesondere stark steigender Kosten für Material und Energie, führte dies zu einem negativen Ergebnis“, machte Eberspächer-Chef Martin Peters deutlich. „Damit können wir unter dem Strich nicht zufrieden sein.“

NameEberspächer GmbH & Co. KG
HauptsitzEsslingen am Neckar, Baden-Württemberg
Gründung1865
BrancheAutomotive, Klimatisierungssysteme, Abgastechnik
ProdukteHeizsysteme, Klimasysteme, Abgasnachbehandlungssysteme, Fahrzeugbatteriesysteme
Umsatz2,7 Milliarden Euro (2022)
Mitarbeiterzahl10.681 (2022)

Etwas Luft verschaffte dem Autozulieferer allerdings die global nach wie vor starke Nachfrage nach Auspufftechnologien für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren. „Abgastechnik ist weltweit kein Auslaufmodell und wird in den USA und China oder Ländern wie Thailand oder Malaysia noch länger gebraucht als in Europa“, hatte CEO Martin Peters am Mittwoch (24. Mai) in Esslingen erklärt. Eben in diesen Märkten, auf denen der Verbrenner auch nach 2035 noch Bestand haben wird, will Eberspächer weiter wachsen. Laut der Mitteilung hat das Unternehmen bereits im vergangenen Jahr rund 84 Prozent der Umsätze außerhalb von Deutschland realisiert.

Familienunternehmen aus Esslingen zwischen Abgastechnik, Thermomanagement und Brennstoffzelle

Eberspächer hat laut der Mitteilung im vergangenen Jahr die Fertigung von Nutzfahrzeug-Abgasanlagen in Mexiko hochgefahren, aber auch in Europa war die Nachfrage nach der Technologie groß. Für die angekündigte Abgasnorm Euro 7, die die Südwest-FDP gegenüber BW24 stark kritisiert hatte, hat der Autozulieferer neue Produkte entwickelt. Das Know-how der Abgastechnik soll allerdings auch neuen Technologien wie der Brennstoffzelle und dem Wasserstoffmotor zugutekommen. Für das Geschäftsfeld Hydrogen Mobility hat Eberspächer aber ebenfalls ein neues Produktionswerk außerhalb Europas eröffnet – im US-amerikanischen Lafayette, Colorado.

Mitarbeiter von Purem by Eberspächer bei der Produktion von Abgasreinigungssystemen in Neunkirchen (Saarland).
Autozulieferer Eberspächer hält an Abgastechnologien fest und will damit auch Zukunftsfelder finanzieren. © Eberspächer Gruppe

Obwohl Eberspächer im herausfordernden Geschäftsjahr 2022 ein deutliches Wachstum verbuchen konnte, macht die immer schneller voranschreitende Transformation weitere Investitionen notwendig. In Bulgarien, Malaysia und Thailand sollen in diesem Jahr Aktivitäten für Produktionswerke von Unternehmen der Eberspächer Gruppe anlaufen. Zudem kündigt das Unternehmen an, aufgrund der steigenden Kosten für Material, Arbeit und Energie auch die Preise für die Produkte anheben zu müssen. „Dazu sind wir im Austausch mit unseren Kunden und wissen, dass dabei die langfristige Wettbewerbsfähigkeit unserer Industrie nicht verloren gehen darf“, sagt Peters.

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