E-Autos in Deutschland werden immer größer - Autobauer streichen Kleinwagen aus Angebot

E-Autos gelten als klimaneutral. Ihre Bilanz hängt aber von vielen Faktoren ab. Bei der Fahrzeuggröße entwickelt sich aktuell ein beunruhigender Trend.
Stuttgart - Im Bereich der Mobilität gelten E-Autos als großer Hoffnungsträger für eine bessere Klimabilanz. Allerdings sind elektrische Fahrzeuge per se noch nicht das Allheilmittel. Der Strom für die E-Autos sollte von erneuerbaren Quellen stammen und allgemein ist es ressourcenschonender, bei der Mobilität sparsam und kompakt zu denken.
Verbrenner entwickelten sich zuletzt nicht nach dieser Devise. Ende 2020 sorgte Daimler mit einem Monster-SUV für Empörung, Kritiker bezeichneten das Modell als „monströsen Stadtpanzer“. Dabei ist der Fahrzeughersteller aus Stuttgart mit seinen großen SUVs nicht alleine - und wie die Zeit berichtet, beschränkt sich der Trend auch nicht nur auf Verbrenner. Offenbar werden auch unter den E-Autos SUVs immer beliebter.
SUV statt Kleinwagen: E-Autos werden entgegen dem Verkaufstrend immer größer
Dabei sind unter den E-Autos Kleinstwagen bzw. Minis eigentlich sehr beliebt. Laut Zeit sind unter den Topsellern von E-Autos 2021 gleich drei Kleinstwagen unter den ersten zehn. Drei weitere E-Autos unter den Top 10 gelten noch als Kleinwagen. Obwohl die Rangliste den Fahrzeugherstellern also klar das Signal gibt, weiter eher kleine E-Autos zu produzieren, entwickelt sich der Trend anders. Trotz des geringen Rohstoff- und Flächenverbrauchs und aufgrund des niedrigen Gewichts ökologisch sinnvoller, verfolgen immer weniger Autobauer deren Weiterentwicklung. Stattdessen laufen diverse Modelle europäischer Hersteller ohne Nachfolger aus.
Andere verlieren bereits an Attraktivität, weil sie tatsächlich nicht weiterentwickelt wurden und dadurch den Standards nicht mehr genügen - beispielsweise bei der Sicherheit. Wie die Zeit berichtet, sind für dieses Jahr etliche SUVs als E-Auto angekündigt. Die Liste der neu erscheinenden Kleinstwagen im vollelektrischen Bereich ist hingegen leer. Aus Sicht der Fahrzeughersteller hat das nachvollziehbare Gründe - für die Mobilitätswende bedeutet es aber nichts Gutes.
E-Autos als SUV: „Stadtpanzer“ sind für Fahrzeughersteller das lohnendere Geschäft
Der Trend zum SUV folgt seitens der Fahrzeughersteller laut Autopapst Ferdinand Dudenhöffer vom Center Automotive Research rein wirtschaftlichen Interessen. „Bei Kleinwagen muss man wegen der geringen Margen über das Verkaufsvolumen in die Gewinnzone kommen“, erklärt er der Zeit. Sprich: Mit SUVs erzielen Fahrzeughersteller mehr Gewinn. Das dürfte einer der Gründe sein, weshalb auch Porsche weiter an den umstrittenen Modellen festhält.
Gleichzeitig hat auch die Europäische Union ihren Teil zur Beliebtheit von SUVs als E-Autos beigetragen. Denn für deren festgelegte CO2-Grenzwerte spielt es keine Rolle, ob SUV oder Kleinstwagen - beide gehen mit null Gramm CO2 in die Bilanz der Hersteller ein. Das macht die Produktion margenstarker SUVs für diese noch attraktiver, denn so können gleich E-Autos, Verbrenner und Plug-in-Hybride abgesetzt werden. Ferdinand Dudenhöffer sieht diesen Trend aber nicht als unumkehrbar. Er hält SUVs für einen guten Start der Hersteller in die E-Mobilität, kleine E-Autos würden später dann nachziehen.