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Seltener Rohstoff für 400 Millionen E-Autos im Rhein - Geplante Förderung schürt Ängste

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Von: Franziska Schuster

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Arbeiter verpacken Lithiumkarbonat in Säcke, in Bolivien
Arbeiter in Bolivien verpacken Lithiumcarbonat, das die deutsche Autoindustrie für Akkus benötigt. Bald könnte ein Karlsruher Unternehmen im Oberrhein Lithium gewinnen. © Georg Ismar/dpa

Die Firma Vulcan Energie Ressourcen will Lithium am Oberrhein fördern. Der Rohstoff wird in E-Auto-Akkus verwendet. Doch die betroffene Stadt Bühl hat Bedenken.

Bühl - Zehn Kilometer südwestlich von Baden-Baden liegt die Stadt Bühl. Als „Heimat der Zwetschge“ bezeichnet sich die Stadt am Fuße des Schwarzwaldes auch. Ein ruhiges Städtchen zum Wohlfühlen. Aktuell ist es dort allerdings alles andere als beschaulich: Denn ein Streitthema erhitzt die Gemüter der Bühler Bürger.

Am Oberrhein soll künftig Lithium gewonnen werden, denn dort lagert das größte Lithiumvorkommen Europas. Der Rohstoff ist essenziell für den Bau von Akkus für E-Autos. Vorausgehende Untersuchungen zum Vorkommen sollen nun eingeleitet werden. Doch die Stadt Bühl ist davon überhaupt nicht begeistert - und legt Veto ein.

Lithium wichtiger Rohstoff für E-Auto-Akkus - Gemeinde wehrt sich gegen Förderung

Das Unternehmen Vulcan Energie Ressourcen GmbH hat genaue Pläne für das Oberrhein-Gebiet: Aus Thermalwasser will der Konzern Lithium gewinnen. Wie Badische Neueste Nachrichten berichten, sollen hierfür zunächst Untersuchungen durchgeführt werden. Doch noch bevor die Förderung oder gar die Untersuchungen begonnen haben, stößt das Vorhaben bei vielen auf Gegenwehr. So auch in der Stadt Bühl. Grundsätzlich sei man nicht gegen die Lithium-Gewinnung, jedoch fühle man sich nicht genügend informiert, schreibt die Stadt laut Badische Neueste Nachrichten an das zuständige Regierungspräsidium Freiburg.

Gemeinsam mit anderen betroffenen Gemeinden hatte sich die Stadt Bühl bereits 2018 mit ihren Bedenken an das Präsidium gewandt - erfolglos. Schätzungen von Geologen zufolge birgt das Vorkommen am Oberrhein genug Lithium für 400 Millionen E-Autos. Doch die Förderung von Lithium kann schwere Schäden für die Umwelt nach sich ziehen. Um eine Tonne Lithium zu gewinnen, werden rund 170.000 Liter an Grundwasser verbraucht. Doch das Verfahren birgt noch ein weiteres Risiko.

Lithium-Förderung für E-Autos: Umweltschäden drohen

Die Geothermie-Methode, mit der die Förderung des Lithiums durchgeführt werden soll, ist nicht ganz unproblematisch. Ein bekanntes Beispiel ist die Stadt Staufen. 2007 hatte die Stadt sieben bis zu 140 Meter tiefe Erdwärmesonden bohren lassen. Wenige Wochen später wurden in Folge der Geothermie Risse an Gebäuden festgestellt. Auch die Bedenken der Stadt Bühl sind daher nicht unbegründet: Laut Badischen Neuesten Nachrichten liegt das Thermalwasser unter dem Grundwasserleiter. Erdbeben, beschädigte Gebäude und Umweltschäden sind nur drei der Folgen, welche die Suche nach dem Lithium für Bühl zur Folge haben könnte.

Das nicht transparente Vorgehen von Vulcan Energy Ressources aus Baden-Württemberg ärgert auch den Bühler Bürgermeister. „Es kann nicht sein, dass die Leute einfach unangemeldet im Rathaus auftauchen und plötzlich bei Landwirten auf dem Hof stehen“, kritisiert Hubert Schnurr. Solange nicht klar ist, ob der Stadt durch die Lithium-Gewinnung Schäden drohen, habe der Gemeinderat weiterhin Bedenken. Wie das Regierungspräsidium Freiburg und das Unternehmen Vulcan Energy Ressources weiter vorgehen wird, bleibt abzuwarten. Die Skepsis in Bühl bleibt jedoch.

Die deutsche Autoindustrie beobachtet unterdessen das Vorgehen gespannt. Da die Porsche AG, Daimler AG und Co. die Produktion von Verbrennern zu E-Autos umstellt, ist das Lithiumvorkommen am Oberrhein für die Hersteller besonders interessant. Daimler etwa will bis 2030 die Verbrenner abschaffen. Mit Lithium aus Deutschland wäre der Autobauer aus Stuttgart unabhängiger von Lieferungen aus dem Ausland.

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