Filialen in Coronakrise
Drogerie-Riese dm reagiert auf verändertes Kunden-Verhalten: „Corona beschleunigt einen Trend“
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Die Corona-Pandemie hat auch die Drogeriemarkt-Kette dm getroffen. Die Krise hat laut dm-Chef Christoph Werner das Kaufverhalten der Menschen verändert.
- Die Corona-Pandemie hat laut dm-Chef Christoph Werner das Konsumverhalten verändert.
- Durch das Coronavirus brach auch der Umsatz der dm-Standorte in Europa ein.
- Trotzdem hält Christoph Werner die Corona-Krise für einen Trend-Beschleuniger.
Karlsruhe - Das Coronavirus in Baden-Württemberg hat massive Auswirkungen auf die Wirtschaft im Land. Manche Branchen hatten direkt zu Beginn mit Umsatzeinbußen zu kämpfen. Der Drogeriemarkt-Kette dm ging es da zunächst noch gut. Denn anfangs hamsterten die Menschen Seife und Toilettenpapier, entsprechend „gingen die Umsätze rasant nach oben", so dm-Chef Christoph Werner in einem Interview mit den Badischen Neuesten Nachrichten (BNN). Christoph Werner ist der Sohn des dm-Gründers Götz Werner.
Christoph Werner war zunächst als Geschäftsführer bei der Drogerie dm eingestiegen. Inzwischen ist er Vorsitzender der Geschäftsführung. Obwohl sein Vater mit dem Unternehmen zum Milliardär aufstieg, muss Christoph Werner sein Vermögen selbst erarbeiten. Denn dm-Gründer Götz Werner vererbt sein Geld nicht an seine sieben Kinder. Stattdessen hat er sein Vermögen gestiftet. Gegenüber den BNN hat Christoph Werner jetzt erklärt, wie das Coronavirus in Baden-Württemberg die Drogerie dm verändert hat und inwiefern er Auswirkungen auf das Konsumverhalten der Menschen beobachtet.
dm: Umsätze in Drogeriemärkten gingen in der Coronakrise „extrem nach unten“
Vor allem die Phase nach den verstärkten Hamsterkäufen bekam dm deutlich zu spüren. „Menschen haben versucht, den Kontakt zu anderen Menschen zu vermeiden. Da sind die Umsätze bei bestimmten Standorttypen extrem nach unten gegangen", so Christoph Werner zu den BNN. Besonders die Filialen des Drogeriekonzerns in Einkaufszentren, Fußgängerzonen und an Bahnhöfen waren davon betroffen. Durch das Coronavirus hätten sich dort die Besucherfrequenzen bis heute nicht erholt.
Die Senkung der Mehrwertsteuer sollte deshalb wieder mehr Besucher in die Läden von dm und anderen Drogeriemärkten locken. Laut BNN tobt seitdem ein Preiswettbewerb, wobei dm-Chef Christoph Werner diesen schon vorher beobachtet hatte. Trotzdem kritisiert er die Mehrwertsteuersenkung, weil der Preiskampf dadurch verschärft werde. Denn das Wirtschaftsministerium hätte in den Monaten zuvor noch klar gemacht, dass Preiskämpfe im Einzelhandel zu Lasten der Qualität gingen, so Christoph Werner.
dm-Chef Christoph Werner fürchtet im Herbst weitere Einschnitte
Laut Christoph Werner lässt sich die Corona-Pandemie auch am veränderten Konsumverhalten der Menschen bei dm ablesen. Warenbereiche rund ums Putzen und Reinigen hätten einen größeren Umsatz generiert „weil die Menschen wieder Großputz zu Hause gemacht haben. Sie hatten ja plötzlich viel Zeit“, so der Geschäftsführer der Drogeriekette zu den BNN. Selbst die Tatsache, dass viele Menschen zu Beginn der Pandemie im Home-Office arbeiteten und soziale Kontakte mieden, ist an den Verkaufszahlen bestimmter Produkte bei dm ablesbar. „Wir verkaufen zum Beispiel weniger Lippenstifte, Rouge und andere dekorative Kosmetik", erklärte dm-Chef Christoph Werner. Dagegen sieht er die Corona-Pandemie als Chance für die Eigenmarken von dm. Bei den Eigenmarken hatte dm kürzlich radikale Veränderungen angekündigt, die von Kunden schon länger gefordert wurden.
Ein großes Problem sieht dm-Chef Christoph Werner außerdem in der allgemeinen Verunsicherung durch das Coronavirus in Baden-Württemberg. Maßnahmen wie Kurzarbeit, Steuerstundungen oder Notkredite würden momentan viele Konsequenzen abfedern oder hinauszögern. Er glaubt deshalb, dass sich die Lage im Herbst noch einmal verschärfen könnte - weil dann bei vielen Menschen mehr Klarheit über die finanzielle Situation herrscht und sie dann möglicherweise zum Sparen gezwungen sind. Das träfe auch große Drogerieketten wie dm aus Karlsruhe hart.
Die Zukunft des Einzelhandels: Coronavirus beschleunigt laut dm-Chef Christoph Werner bestehende Trends
Im Interview mit den BNN äußert sich der dm-Chef außerdem auch zu den Langzeitfolgen durch das Coronavirus in Baden-Württemberg. Christoph Werner glaubt, dass sich das Einkaufen bei dm und anderen Drogeriemärkten künftig nicht mehr in den Innenstädten, sondern in Vorstädten und dem Internet abspielt. Die Politik hätte bereits vor der Corona-Pandemie vielen Unternehmen ermöglicht, in die Vorstädte zu ziehen.
Durch Corona sei der „Einkauf, der von Inspiration lebt“ - also vom Flanieren in Innenstädten - noch unbeliebter geworden. Die Menschen wollten das Einkaufen auch wegen der Maskenpflicht so kurz wie möglich halten. „Online gewinnt an Bedeutung für die Kunden, auch für Menschen, die im Home-Office arbeiten“, so Christoph Werner zu den BNN. Überraschend kommt das für den dm-Chef allerdings nicht. „Aber Corona ist definitiv ein Beschleuniger für Trends, die es bereits gegeben hat“, so Christoph Werner gegenüber den BNN.
Rubriklistenbild: © Uli Deck/dpa/picture alliance