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„Halte es immer für schwierig“: Chef von schwäbischem Fahrzeugkonzern warnt vor China-Abhängigkeit

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Von: Julian Baumann

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Laut Daimler Truck-CEO Martin Daum dominiert China bei der Batterieproduktion den Weltmarkt. Die Schwaben wollen deshalb eigene Batterien produzieren.

Leinfelden-Echterdingen - Unmittelbar vor der Spaltung des großen Stuttgarter Autokonzerns wurde bekannt, dass Chinas Macht über die Daimler AG größer ist, als zuvor angenommen. Demnach hielten chinesische Investoren Ende 2021 rund 20 Prozent am ältesten Autohersteller der Welt, der inzwischen in die beiden wirtschaftlich eigenständigen Unternehmen Mercedes-Benz und Daimler Truck aufgespalten wurde. Pkw-Hersteller Mercedes-Benz hat aktuell mit den Marktbedingungen auf dem weltgrößten Automarkt in China zu kämpfen und musste bereits die Preise für die E-Auto-Flaggschiffe EQS und EQE senken.

Während die deutschen Autohersteller versuchen, in China nicht den Anschluss zu verlieren – Mercedes präsentierte etwa das Ultra-Luxus-E-Auto Mercedes-Maybach EQS – drängen die chinesischen Hersteller immer mehr auf die europäischen Märkte. Martin Daum, Chef des weltgrößten Nutzfahrzeugherstellers Daimler Truck, mit Sitz in Leinfelden-Echterdingen (Baden-Württemberg) warnte vor der großen Abhängigkeit Chinas in Bezug auf die Versorgung von Batterien für die E-Mobilität. Der Daimler-Konzern hatte sich lange auf externe Batteriezulieferer verlassen, inzwischen planen aber beide Unternehmen eigene Fertigungen.

Daimler Truck will selber Batterien für E-Fahrzeuge produzieren, kann sich von China aber nicht lösen

Wie groß der Einfluss der Volksrepublik China noch immer über die beiden aus der Daimler AG entstandenen schwäbischen Konzerne ist, zeigt die Aktionärsstruktur deutlich. Bei Mercedes-Benz ist die Beijing Automotive Group (BAIC) der größte Anteilseigner, bei Daimler Truck – nach Mercedes-Benz – ebenfalls. Martin Daum warnte im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur (dpa) aber vor der wachsenden Abhängigkeit Chinas auf dem Feld der Batterieproduktion. „Chinesische Firmen haben bereits die Patente, die Vorprodukte und die Rohmaterialien“, sagte der Daimler Truck-CEO. Der Weltmarkt werde zu 80 Prozent von China dominiert. „Ich halte es immer für schwierig, wenn man von einem einzelnen Land abhängig ist.“

Im Gegensatz zum Pkw-Hersteller mit dem Stern setzt Daimler Truck nicht ausschließlich auf die E-Mobilität, sondern fährt eine Doppelstrategie aus Elektro und Wasserstoff, die batteriebetriebenen Lastwagen stehen dennoch im Fokus des Konzerns. Mitte 2022 erprobte Daimler Truck einen E-Lkw mit einer Reichweite von 500 Kilometern und stellte ihn im September des Jahres offiziell vor. Dafür wollen die Schwaben, um der Abhängigkeit chinesischer Importware zu entgehen, eine eigene Batteriefertigung aufbauen. „Auch wir werden sicherlich mit Partnern eine eigene Batterieproduktion aufbauen, wenn auch ein bisschen später als die Pkw-Firmen“, sagte Daum der dpa. Doch selbst dann werde man sich nicht gänzlich von China lösen können.

China: Gefährliches Pflaster für deutsche Unternehmen, aber wichtigstes Absatzland

Selbst wenn Daimler Truck selbst Batterien für die elektrischen Fahrzeuge produzieren könne, würde noch immer das Vorprodukt fehlen, das weiterhin aus China stammen würde, so Daum. „Wir werden nie energieautark sein. Deutschland hat schon immer einen Großteil seines Energiebedarfs importiert – warum sollte das gerade bei grüner Energie plötzlich anders sein.“ Daimler Truck hatte ungeachtet der Batteriethematik Ende 2022 zudem mit ersten Lastwagenfertigungen in China begonnen. „China ist der größte Markt für schwere Lkw der Welt und bietet ein erhebliches Wachstumspotenzial“, hatte Karl Deppen, Asienchef und Vorstandsmitglied von Daimler Truck gesagt. Es seien die ersten Mercedes-Lastwagen, die „in China für China hergestellt“ werden.

Arbeiter testen in Qingdao, China, einen fertigen Lastwagen, der vom Band rollt.
Die Abhängigkeit deutscher Unternehmen von China wird seit langem mit Sorge betrachtet. (Symbolfoto) © IMAGO/Zhang Jingang/CFOTO

Dass die Abhängigkeit von China mit Sorge betrachtet wird, hat auch unmittelbar mit der politischen Entwicklung im Reich der Mitte zu tun. Das mussten einige westliche Unternehmen bereits am eigenen Leib erfahren. Die schwedische Modehandelskette H&M wurde nach Kritik beispielsweise vollständig aus den chinesischen Online-Stores verbannt. Mercedes-Chef Ola Källenius sieht die Abhängigkeit von China dagegen nicht als Problem. „In den vergangenen zehn Jahren ist das größte Wachstum in China passiert“, hatte er im Interview mit der Welt erklärt. „Dass wir dort jetzt mehr als ein Drittel unseres gesamten Absatzes verkaufen, ist eine Erfolgsstory.“

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