„Wir jagen euch“: Protest-Aktion vor Schulen eskaliert - Corona-Leugner mit makabrer Botschaft an Lehrer

Seit Montag gilt wegen des Coronavirus in Baden-Württemberg auch eine Maskenpflicht im Unterricht. Bei einer Protest-Aktion vor mehreren Schulen wurden Lehrer deshalb bedroht.
Göppingen - Obwohl die Beschränkungen wegen des Coronavirus in Baden-Württemberg in den vergangenen Wochen immer mehr verschärft wurden, steigt die Zahl der Neuinfektionen weiter an und überschritt am Mittwoch sogar den kritischen Warnwert. Ministerpräsident Winfrid Kretschmann forderte die Bürger bereits dazu auf, Kontakte zu vermeiden - der Südwesten steht kurz vor einem zweiten Lockdown. Um die Ausbreitung von Covid-19 einzudämmen, entschied sich die Regierung vergangene Woche für eine weitere drastische Maßnahme zum Infektionsschutz.
Aufgrund der höchsten Warnstufe in Baden-Württemberg gelten neue Beschränkungen - unter anderem eine Maskenpflicht im Unterricht ab Klasse 5. Aus diesem Grund regte sich jedoch abermals Protest - beispielsweise während einer Corona-Demo in Stuttgart, wo sich jedoch peinliche Szenen abspielten und eine Falschinformation verbreitet wurde. Doch nicht nur in der Landeshauptstadt stößt die neue Regel zum Schutz vor dem Coronavirus in Baden-Württemberg auf Widerstand.
Coronavirus in Baden-Württemberg: Protest-Aktion an Schulen eskaliert - Eltern drohen Lehrern
In Göppingen waren gleich mehrere Schulen - etwa die Uhland-Realschule in der Innenstadt - von einer Protest-Aktion einiger Corona-Leugner betroffen. Das zeigen Fotos, die derzeit auf Social Media wie Facebook und Twitter kursieren. Darauf zu sehen: mehrere Stofftiere, zum Teil mit Mund-Nasen-Schutz, die beispielsweise vor dem Eingang der Freien Waldorfschule Filstal drapiert wurden. Direkt daneben sind zudem Papp-Plakate sowie Kreide-Schriftzüge mit Botschaften zu erkennen, die sich gegen die neuen Schutzmaßnahmen gegen das Coronavirus in Baden-Württemberg richten.
Angeklagt werden dabei jedoch nicht die Landesregierung beziehungsweise das Kultusministerium, die für für die Anpassung der Schul-Verordnung gegen das Coronavirus in Baden-Württemberg eigentlich verantwortlich sind, sondern Lehrer und Schulleitung. Vorgeworfen wird ihnen unter anderem, dass die Schüler unter ihrer Maske „nicht atmen“ könnten. „ Wie könnt ihr noch ruhig schlafen?“, steht zudem mit weißer Schrift an die Glastür geschmiert, gleich daneben die makabre Drohung: „Lehrer und Schulleitung haften persönlich für jedes im Unterricht umgefallene Kind. Wir jagen euch durch alle Gerichtssäle“.
Göppingen: Lehrer von mehreren Schulen erhalten Drohung wegen Maskenpflicht im Unterricht
Verantwortlich für die Aktion gegen die Maßnahmen scheinen auf den ersten Blick Eltern von Schülern zu sein. Auf dem Boden vor dem Eingang steht zumindest in großen Kreide-Lettern: „Eltern stehen auf!“. Sie deuten jedoch auch auf eine gleichnamige Bürgerinitiative hin, die sich laut ihrer Internetseite bereits seit Juli für „Freiheit, Recht und Selbstbestimmung der Kinder, Eltern, Familien und Menschen“ einsetzt und sich klar gegen die Maskenpflicht und die Einhaltung des Mindestabstands zum Schutz vor dem Coronavirus in Baden-Württemberg ausspricht.
In einem Schreiben wendete sich die Waldorfschule im Göppinger Stadtteil Faurndau daher an die Eltern ihrer 480 Schüler, in dem sie darauf hinweist, dass diese Form des Protests an der Schule nicht den richtigen Adressaten finde. „Wir sind, wie jede andere Schule, dazu angehalten, die Vorgaben der Landesregierung umzusetzen“, heißt es in dem Brief weiter. Maßgeblich seien dabei die Bestimmungen der Corona-Verordnungen „und nicht etwa eigene Anschauungen“.
Zumindest Teilnehmer einer Demonstration gegen die Maßnahmen zum Schutz vor dem Coronavirus in Baden-Württemberg, die am Wochenende in Göppingen stattgefunden hat, scheinen jedoch anderer Meinung zu sein. Medienberichten zufolge prangerte ein Redner bei der Demo „eine Waldorfschule in der Nähe“ an. Das erzählte Sebastian Stroh, Geschäftsführer der Freien Waldorfschule Filstal, den Stuttgarter Nachrichten (StN).
Demnach wurde der Schulleitung bei der Kundgebung indirekt vorgeworfen, sie würde den Lehrern mit Rausschmiss drohen, wenn sie die Maske verweigerten. Dies entbehre jedoch jeglicher Grundlage, so Sebastian Stroh. Obwohl das Polizeipräsidium Ulm laut StN zwar einen möglichen Zusammenhang zwischen den Protest-Aktionen vor den betroffenen Göppinger Schulen sieht, wird es im Übrigen dazu keine Ermittlungen geben. Der Grund: Es liegt keine Sachbeschädigung vor, weil alles abwaschbar ist.