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Restaurant in Baden-Württemberg ermahnt respektlose Gäste mit Schild

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Von: Nadja Pohr

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Nachdem eine Bedienung von einem Gast angeschnauzt wurde und deshalb sogar weinen musste, griff eine Wirtin aus Baden-Württemberg zu einer ungewöhnlichen Maßnahme: Sie ermahnt ihre Gäste zu Freundlichkeit.

Calw - Die Gastronomie hat unter dem Coronavirus schwer gelitten. Nicht nur Gäste blieben aufgrund von Sperrstunde oder Beschränkungen wie Maskenpflicht aus, auch das Personal flüchtete zunehmend. Viele Bedienungen suchten sich einen anderen Job und wechselten die Branche, als die Gaststätten in der Pandemie geschlossen waren.

Seit einiger Zeit sind die Restaurants allerdings wieder gut gefüllt und von keinen Einschränkungen mehr betroffen. Das schöne Wetter lockt Gäste in Biergärten und Außenbereichen. Das Personal fehlt dennoch - mehr denn je. Damit nicht noch mehr Kellner das Handtuch werfen, hat sich eine Wirtin aus Baden-Württemberg eine drastische Maßnahme überlegt und ermahnt ihre Gäste nun am Eingang zu Freundlichkeit.

„Bitte seien Sie nett zu unseren Bedingungen“: Wirtin appelliert an respektlose Gäste

Höflichkeit ist eine Tugend: Das sollte eigentlich jedem bekannt sein. Der ein oder andere Gast im Restaurant „Krabba-Nescht“ im baden-württembergischen Calw verliert wohl jeglichen Anstand beim Eintritt. Nicht umsonst hat die Wirtin Christine Klein-Seeger am Eingang deshalb nun ein Schild aufgestellt, auf dem an respektlose Gäste appelliert wird. „Bitte seien Sie nett zu unseren Bedienungen. Noch immer sind Kellner schwerer zu bekommen als Gäste“, steht dort.

Zu dieser Maßnahme sah sie sich gezwungen, nachdem es zuvor zu einem Vorfall zwischen einem Gast und einer 22-jährigen Bedienung gekommen war, wie Klein-Seeger gegenüber dem Schwarzwälder-Boten sagte. „Das Mädchen hatte wirklich alles gegeben. Und dann meinte der Gast, sie solle mal die Füße in die Hand nehmen und seinen Tisch schneller abräumen“, erzählt die Wirtin. Die 22-Jährige sei daraufhin in Tränen ausgebrochen. „Es ist traurig, dass man überhaupt so ein Schild schreiben muss. Aber die Leute sind seit Corona einfach ungeduldiger geworden“, lautet ihre Erkenntnis.

Appell an unfreundliche Gäste spaltet die Meinungen im Netz

Ob der Appell an die unfreundlichen Gäste im „Krabba-Nescht“ bereits Wirkung zeigte, ist offen. Auf Facebook wird über das Schild am Eingang des Restaurants jedoch heftig diskutiert. „Traurig, dass die Kunden aufgefordert werden müssen, zu der Bedienung nett zu sein. Was doch eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein sollte. Wo sind wir nur hingekommen“, schreibt eine Facebook-Userin verärgert. „Wenn der Kunde König sein möchte, sollte er sich auch ordentlich benehmen. Ganz einfach“, äußert eine weiterer. „Grundsätzlich sollte man jeden Menschen so behandeln, wie man selber behandelt werden möchte“, meint ein Nutzer lediglich.

Andere User sehen die Schuld für Personalmangel in der Gastronomie jedoch nicht bei unfreundlichen Gästen. „Die Leute anständig bezahlen, dann klappt auch mit schwierigen Gästen“, kritisiert eine Nutzerin. „Das klingt ein wenig nach ‚Auf Sie als Gast können wir verzichten!‘“, empfindet ein anderer die Botschaft hinter dem Schild. „Ich bin selbst aus der Gastro, aber wegen Gästen hab ich noch nie hingeschmissen! Die Stimmung im Betrieb macht die Musik. Ist die unpassend, hat man Personalprobleme“, argumentiert eine Userin. Christine Klein-Seeger wehrt sich gegen solche Vorwürfe allerdings: „Wir zahlen übertariflich und alles an Zulagen, was geht. Die Mitarbeiter dürfen auch das Trinkgeld selbst behalten“, sagt sie.

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