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500.000 Euro Schaden: Handwerker sammeln Geld für Bauleiter, der Neubau mit Bagger zerlegt hat

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Von: Franziska Schuster

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Beschädigter Neubau mit zerstörten Balkonen in Blumberg.
Mit einem Bagger richtete ein 47-jähriger Mann an einem Mehrfamilienhaus großen Schaden an. © Hardy Faißt/dpa/SWR

Vor rund einem Monat zerstörte ein Mann aus Frust ein Mehrfamilienhaus mit einem Bagger. Nun erhält er Unterstützung von einer landesweiten Initiative.

Update vom 3. September, 12:05 Uhr: Rund einen Monat nachdem ein wütender Baggerfahrer in Blumberg ein Mehrfamilienhaus zerstört hatte, bekommt der Mann nun Unterstützung durch die landesweite Aktion „Solidarität mit dem Bagger“. Zu den Initiatoren gehört unter anderem der Ravensburger Stuckateurmeister Eberhard Ruetz. Das berichtet der Schwarzwälder Bote.

„Wenn nur jeder der hunderttausend im Bau tätigen Handwerker fünf Euro spendet, kann der Schaden von 500.000 Euro bezahlt ­werden“, sagt der Ravensburger. Im Sinn hat er dabei Maurer, Stuckateure oder Maler, die eventuell ähnliche Erfahrungen mit Bauträgern gemacht hätten, wie der Baggerfahrer aus Blumberg. Denn ihn erwarten nicht nur hohe Kosten durch den Schaden, den er ausgleichen muss, sondern auch eine Geldstrafe für seine Tat.

Die Beschädigung des Gebäudes kann Eberhard Ruetz nicht gutheißen, doch die Wut des Mannes kann er verstehen. „Es ist bei weniger seriösen Bauträgerkonsortien schon beinahe üblich, dass mit dem Geld, welches den Handwerkern zustünde, gearbeitet wird. Entweder wird durch raffinierte Vertragsgestaltung über vermeintliche Mängel, nicht anerkannte Leistungen und Ähnliches Geld einbehalten, Rechnungen gekürzt oder gar nicht bezahlt“, sagt er. „Dass irgendwann einmal jemandem der Kragen platzt, ist von daher schon verständlich.“

Erstmeldung vom 29. Juli, 9.49 Uhr: Blumberg - Da war wohl jemand mächtig sauer: In Blumberg im Schwarzwald-Baar-Kreis zerlegte am Mittwochabend gegen 19.30 Uhr ein wütender Baggerfahrer ein Mehrfamilienhaus. Mit der Schaufel eines kettengetriebenen Baggers riss der 47-jährige Bauunternehmer Balkone herunter, zerstörte Fensterscheiben und beschädigte die Fassade schwer. Eine ähnliche Zerstörungswut hatte ein ehemaliger Daimlermitarbeiter: Er zerstörte mit einem Bagger 50 nagelneue Mercedes-Benz.

Wie das Polizeipräsidium Konstanz in einer Pressemitteilung berichtet, setzte der Baggerfahrer als Nächstes seine Wut an den zum Haus gehörenden Garagen aus. Das hätte übel ausgehen können: Denn in den Garagen lagerten mehrere Gasflaschen. Weil nicht sicher war, ob diese bei der Aktion beschädigt wurden, sperrte die Polizei das Gelände großräumig ab. Glücklicherweise befanden sich zur Zeit des Bagger-Angriffs keine Personen im Gebäude. Dennoch blieb der Wutanfall des Mannes nicht unbemerkt: Der Krach lockte rund 50 Schaulustige an. Ein Video einer Anwohnerin im Gebäude gegenüber zeigt auf Twitter das ganze Ausmaß der Zerstörungswut:

Nachdem der Mann sein Werk vollendet hatte, setzte er sich in sein Auto und fuhr davon. Kurze Zeit später stellte er sich jedoch der Polizei. Der Grund für seine Wut: Der Unternehmer habe Zahlungen nicht erhalten, die ihm seiner Meinung nach zustünden und die ihm zu Unrecht vorenthalten worden seien. Aus Frust wollte er sich mit der Aktion an den Auftraggebern rächen. Laut Bild-Informationen ist der 47-Jährige der Bauherr des Projekts und hatte sich den Bagger für sein Vorhaben geliehen.

Racheakt eines Baggerfahrers: Am 1. August wäre der Einzugtermin gewesen

„Der Unternehmer hat über die Jahre 15 Bagger und andere Maschinen bei uns gemietet. Ich kenne ihn als sehr zuverlässig“, sagte Manuel Rustler, Besitzer des Baggers, zur Bild. „Den Neubau, den er zerstört hat, hat er selbst auf die Beine gestellt. Von der Baugrube bis zu den Balkonen. Wenn dann die Kohle ausbleibt, kann ich den Wutausbruch schon verstehen.“

Dass sein Bagger allerdings als Werkzeug für einen Racheakt dienen würde, ahnte Manuel Rustler nicht. „Am Mittwoch rief er mich noch an, dass er dringend einen Bagger braucht. Wir haben ihn geliefert und wenige Stunden später kam der erste Anruf, dass mit meinem Bagger das Haus beschädigt wird“, erzählt er Bild weiter „Man kann nicht in die Köpfe der Menschen schauen, sonst hätte ich ihm den Bagger sicherlich nicht geliefert.“

Frust-Baggerfahrer droht hohe Geldstrafe

Bei dem Mehrfamilienhaus handelt es sich um einen etwa 30 Wohnungen umfassenden Neubau in der Vogtgasse in Blumberg. Die Mieter hätten eigentlich zum 1. August in das Gebäude ziehen sollen, wie auch echo24* berichtet. Der Einzugstermin wird sich nun wohl oder übel nach hinten verschieben. Vorerst muss geprüft werden, ob die Statik des Hauses noch intakt ist.

Strafrechtlich muss der frustrierte Unternehmer mit einem Verfahren wegen Sachbeschädigung rechnen. Sollten Geschädigte zudem zivilrechtlich gegen ihn vor Gericht ziehen, kommen immense Kosten auf ihn zu. Den Sachschaden beziffert die Polizei auf rund eine halbe Million Euro. Im Schwarzwald-Baar-Kreis kam es kürzlich noch zu einem anderen kuriosen Vorfall: In Villingen-Schwenningen begegnete ein Spaziergänger einem Känguru.
*echo24 ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

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