Erneut Vorfall im Atomkraftwerk Neckarwestheim - radioaktives Wasser ausgetreten

Eine Überprüfung des Kernkraftwerks Neckarwestheim II südlich von Heilbronn zeigte im Juli 2020 auffällige Korrosionsschäden an Rohren von Dampferzeugern. Nun ist dort radioaktives Wasser ausgetreten.
- Das AKW Neckarwestheim II südlich von Heilbronn wird von der EnBW Kernkraft GmbH mit Sitz in Obrigheim im Neckar-Odenwald-Kreis betrieben.
- Bei einer Überprüfung im Juli 2020 stellte man Korrosionsschäden an Rohren von zwei Dampferzeugern fest.
- Im Vergleich zur Überprüfung im Vorjahr gab es deutlich weniger Beanstandungen. Nun ist am AKW in Neckarwestheim radioaktives Wasser ausgetreten - eine Gefahr besteht allerdings nichts.
Update vom 4. Februar 2021, 16:00 Uhr: Am letzten noch aktiven Atomkraftwerk in Baden-Württemberg gab es erneut einen Vorfall. Laut dem Umweltministerium sei am AKW in Neckarwestheim (Kreis Heilbronn) zwischenzeitlich radioaktives Wasser ausgetreten, wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtet. Die undichte Stelle sei bereits in der vergangenen Woche bei einem Routine-Rundgang in einem separaten Raum entdeckt worden. Am Gehäusedeckel einer Armatur und auf dem Boden hätten sich Rückstände des Wassers befunden.
Laut der dpa ereignete sich der Vorfall am AKW Neckarwestheim II jedoch in einem Abschnitt, der radioaktiv belastetes Abwasser verarbeite. Er gehöre nicht zum Sicherheitssystem des Atomkraftwerks in Baden-Württemberg. Die Armatur wurde inzwischen ersetzt, die Ursache für die undichte Stelle soll nun geprüft werden. Laut dem Gesundheitsamt Baden-Württemberg besteht durch den Vorfall jedoch keine Gefahr für Mensch oder Umwelt, wie auch echo24* berichtet. Eine undichte Stelle und austretendes radioaktives Wasser sei aber ein meldepflichtiger Vorfall von geringer sicherheitstechnischer Bedeutung. Der Block II in Neckarwestheim produziert als letzter im Südwesten noch Strom, er soll bis spätestens Ende 2022 abgeschaltet werden.
Erstmeldung vom 13. Juli 2020: Neckarwestheim - Das Atomkraftwerk Neckarwestheim II in der Stadt Neckarwestheim südlich von Heilbronn wird von der EnBW Kernkraft GmbH mit Sitz in Obrigheim im Neckar-Odenwald-Kreis betrieben. Die GmbH ist ein Tochter-Unternehmen der EnBW Energie Baden-Württemberg AG mit Sitz in Karlsruhe. Bei einer Überprüfung des Kernkraftwerks stellte man Korrosionsschäden an Rohren von zwei Dampferzeugern fest, wie das Umweltministerium am Freitag in der Landeshauptstadt Stuttgart mitteilte. Insgesamt wiesen sieben Rohre Schäden auf. Die Bewertung der Problematik ist noch nicht abgeschlossen.
AKW Neckarwestheim II: Sieben beschädigte Rohre außer Betrieb genommen
Laut Angaben des Umweltministeriums Baden-Württemberg besitzt das AKW Neckarwestheim II vier Dampferzeuger mit insgesamt 16.000 Heizungsrohren. Zwei der Dampferzeuger wiesen keine Schäden auf. Sieben Rohre der anderen beiden wiesen sogenannte lineare Schäden auf. „Das sind in Umfangsrichtung verlaufende rissartige Wanddickenschwächungen“, schreibt das Ministerium in einer Pressemitteilung. 19 kleinere Risse stellte man an allen vier Dampferzeugern fest. Die Schäden sind jedoch nicht registrierpflichtig. Die sieben Rohre mit Korrosionsschäden versiegelte man, wie im Vorjahr, und nahm sie außer Betrieb.
Die Zahl der Befunde bei der Überprüfung des AKW Neckarwestheim II sei im Vergleich zu den Vorjahren zurückgegangen, teilte das Umweltministerium mit. Auch die Tiefe und Länge der Korrosionsschäden an den Rohren sei deutlich geringer. Im Jahr 2018 gab es 191 beschädigte Rohre, ein Jahr später waren es 101 Korrosionsschäden. Bereits 2018 reinigte die EnBW die Dampferzeuger in dem Kernkraftwerk. Der Eisenoxideintrag wurde gesenkt und die salzartigen Verunreinigungen beseitigt.
AKW Neckarwestheim II: Letzter Block in Baden-Württemberg darf noch bis Ende 2022 Strom liefern
Der Block 1 des AKW Neckarwestheim ist seit dem Jahr 2011 abgeschaltet. Seit 2017 ist der Abriss der Anlage genehmigt, die Arbeiten laufen seitdem, wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) berichtete. Der Betreiber EnBW gehe davon aus, dass die Arbeiten noch zehn bis 15 Jahre andauern werden. Der Block 2 des AKW Neckarwestheim darf noch bis maximal Ende 2022 Strom liefern, als einziger Block eines Kernkraftwerks in Baden-Württemberg. Anschließend soll auch dort der Rückbau beginnen.
Zuschauer und Interessierte konnten bei der Sprengung der Kühltürme des Atomkraftwerks Philippsburg bei Karlsruhe wegen des Coronavirus in Baden-Württemberg nicht vor Ort sein. Der Betreiber EnBW entschloss sich, wegen der Infektionsgefahr den genauen Zeitpunkt der Sprengung nicht mitzuteilen. Als Entschädigung veröffentlichte das Unternehmen umfangreiches Material auf seiner Homepage. Auch eine Drohne flog über das Atomkraftwerk Philippsburg. Ihre Aufnahmen machten Gänsehaut. *echo24 ist Teil des Ippen-Digital-Netzwerks.