Schwäbisches Traditionsunternehmen baut 800 Vollzeitstellen ab
Beim baden-württembergischen Traditionsunternehmen Varta haben die Banken dem Restrukturierungskonzept zugestimmt. 800 Vollzeitstellen stehen dadurch vor dem Aus.
Update vom 26. April, 10:15 Uhr: Das Traditionsunternehmen Varta aus dem baden-württembergischen Ellwangen hat im Zuge der Neustrukturierung den Personalabbau konkretisiert. Der Batteriekonzern will demnach 800 Vollzeitstellen abbauen, wie das Unternehmen der Deutschen Presse-Agentur (dpa) zufolge am Dienstag mitteilte. Varta hatte im März ein Restrukturierungskonzept vorgestellt, um den angeschlagenen Traditionsbetrieb wieder auf Wachstumskurs zu bringen. Diesem Konzept, das mit einer Neuausrichtung und einem Personalabbau einhergehen wird, wurde von den Banken vor wenigen Tagen genehmigt.

Der Abbau von 800 Vollzeitstellen bei Varta soll sich laut der dpa auf mehrere Standorte im In- und Ausland verteilen. In Deutschland sollen demnach in den nächsten zwei Jahren rund 390 Stellen gestrichen werden, davon 240 in diesem Jahr. Kürzungen seien demnach an allen Standorten in Deutschland über alle Bereiche des Unternehmens hinweg vorgesehen. Betroffen sind demnach die Standorte in Ellwangen, Nördlingen und Dischingen.
Erstmeldung vom 21. April: Ellwangen - Mit dem Hochlauf der E-Auto-Produktion steigt die Nachfrage nach Lithium-Ionen-Batterien immer weiter an. Hersteller wie Mercedes-Benz, oder in kleiner Stückzahl auch Porsche, wollen zwar eigene Batteriezellen für ihr wachsendes Portfolio an elektrischen Modellen herstellen, von der Energiewende und dem Wandel zur E-Mobilität profitieren allerdings auch die Batteriekonzerne. Das Technologieunternehmen Varta mit Hauptsitz in Ellwangen (Baden-Württemberg) will gezielt in diese Bereiche investieren und hat bereits Ende März ein Restrukturierungskonzept vorgestellt. Dieses Konzept soll den schwäbischen Konzern nicht nur für die Zukunft aufstellen, sondern auch endlich wieder auf Wachstumskurs bringen.
Die Varta AG produziert Speicherlösungen von klassischen Haushaltsbatterien bis zu Lithium-Ionen-Batterien, die für E-Autos, aber auch für große Energiespeicher und zum Antrieb von Robotern eingesetzt werden. Die Länder Baden-Württemberg und Bayern unterstützen den schwäbischen Konzern, der auch im bayerischen Nördlingen produziert, bei der Weiterentwicklung der Lithium-Ionen-Technologie. Die wirtschaftlichen Probleme der vergangenen Jahre haben dem Unternehmen trotz der steigenden Nachfrage nach Batterien aber dermaßen zugesetzt, dass sich Varta nun komplett neu aufstellen will.
Batteriekonzern Varta will in Energiewende und E-Mobilität investieren, aber auch Kosten einsparen
Die Corona-Pandemie und die unmittelbar daran anknüpfende Krise durch die Folgen des Ukraine-Krieges haben der Wirtschaft massiv zugesetzt. Auch Varta hatte Ende vergangenen Jahres weiterhin erhebliche Probleme eingeräumt, die sich auf Umsatz und Ergebnis des Konzerns auswirkten. Aus Kostengründen hatte Varta auch bei dem geplanten Bau einer E-Auto-Batteriefabrik zunächst die Reißleine gezogen. Um das traditionsreiche schwäbische Unternehmen wieder auf Wachstumskurs zu bringen, hat Varta deshalb im März dieses Jahres ein Rekonstruktionsprogramm verkündet. Das Programm beinhaltet einer Pressemitteilung zufolge eine Anpassung von Produktions- und Strukturkosten sowie gezielte Investitionen in Wachstumsfelder wie Energiewende und E-Mobilität.
Name | Varta AG |
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Gründungsjahr | 1887 |
Hauptsitz | Ellwangen, Baden-Württemberg |
Branche | Elektrotechnik |
Produkte | Batterien, Akkus und Energiespeichersysteme |
Umsatz | 902,9 Millionen Euro (2021) |
Mitarbeiter | 4.666 |
Der Konzern hatte sich Ende März mit den Banken auf das Konzept geeinigt, die Einigung stand allerdings noch unter Vorbehalt der Gremien. „Wir sind sehr zufrieden mit der schnellen Einigung mit den Banken über das vorgestellte Restrukturierungskonzept“, hatte Vorstandssprecher Markus Hackstein erklärt. „Das ist ein ganz entscheidender Schritt in Richtung Zukunft der Varta AG. Mit den umfassenden Maßnahmen können wir das Unternehmen zurück auf den Erfolgskurs bringen und wieder profitabel werden.“ Zugleich erklärte der Konzern Ende März aber auch, dass zu den Maßnahmen Kosteneinsparungen im Personalbereich gehören werden.
„Harte Einschnitte“ im Personalbereich bei Varta – Konzern will „konstruktive Lösungen“ finden
Um ein angeschlagenes Unternehmen wieder auf Erfolgskurs zu bringen, sind Sparmaßnahmen oftmals unumgänglich, wie mehrere prominente Beispiele – aktuell etwa die Facebook-Mutter Meta – zeigen. Das ist offenbar auch bei Batteriekonzern Varta der Fall. „Uns ist bewusst, dass die Restrukturierung leider mit harten Einschnitten verbunden sein wird“, sagte Markus Hackstein. „Wir sind uns unserer Verantwortung für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bewusst und haben den Betriebsräten bereits unsere Zusammenarbeit bei der Suche nach konstruktiven Lösungen zugesichert.“ Wie viele Stellen von den Einsparungen betroffen sein werden, hat der Konzern bislang nicht kommuniziert.
Laut einer Pressemitteilung vom 19. April haben die Gremien der Banken der Varta AG inzwischen grünes Licht für die Realisierung des Restrukturierungsprogramms gegeben. „Wir werden in den kommenden Monaten die Maßnahmen des Restrukturierungskonzepts konsequent umzusetzen, damit wir unsere Wachstumsgeschichte fortsetzen können“, so Vorstandsprecher Markus Hackstein. In der aktuellen Mitteilung wird erneut darauf hingewiesen, dass das Maßnahmenpaket auch eine Anpassung von Produktions- und Strukturkosten umfasst, zu denen Einsparungen im Personalbereich gehören. Diesbezüglich sei man im Kontakt mit Arbeitnehmervertretern.