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„Keine kluge Strategie“: Sterben der Hybridautos macht ZF Friedrichshafen ordentlich zu schaffen

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Von: Julian Baumann

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Darstellung eines Zukunftsautos mit der Software und Technik von ZF Friedrichshafen
ZF Friedrichshafen rüstet auf die E-Mobilität um. Die Entscheidung, den Verbrennungsmotor ab 2035 zu verbieten, sieht der Zulieferer dennoch als falsch an. © ZF Friedrichshafen

Im Zuge des beschlossenen Verbrenner-Verbots ab 2035 stehen auch die Plug-in-Hybride vor dem Aus. Der Autozulieferer ZF Friedrichshafen ist entsprechend bedient.

Friedrichshafen - In der Autoindustrie gehen die Meinungen zum von der EU-Kommission beschlossenen Ende der Verbrenner-Produktion ab 2035 stark auseinander. Autohersteller Mercedes-Benz will bereits ab 2030 nur noch E-Autos verkaufen und begrüßte nicht zuletzt deshalb die Entscheidung. Mit dem Verbrenner-Verbot stehen allerdings nicht nur die reinen Benzin- und Dieselmodelle vor dem Aus, sondern auch die Plug-in-Hybride, die mit einem Verbrennungsmotor und einem Elektromotor angetrieben werden. Zudem bedeutet das Verbrenner-Aus auch einen heftigen Schlag für die E-Fuel-Pläne von Porsche.

Neben den Autoherstellern sind auch die Zulieferer von der Entscheidung der EU-Kommission betroffen. Der Stiftungskonzern ZF Friedrichshafen ist einer der größten Autozulieferer der Welt und rüstet derzeit ebenfalls auf die E-Mobilität um. Die vollkommene Abkehr vom Verbrennungsmotor sieht das Unternehmen mit Sitz in Friedrichshafen (Bodenseekreis) dennoch als die falsche Strategie an, auch in Bezug auf die Auswirkungen auf Plug-in-Hybride und synthetische Kraftstoffe.

ZF Friedrichshafen bemängelt Fortschritt beim Ausbau der Ladeinfrastruktur für E-Autos

Mit dem Verbrenner-Aus ab 2035 müssen sich die Autohersteller und demnach auch die Zulieferer noch stärker auf die Transformation zur E-Mobilität konzentrieren. In der Branche wird teilweise jedoch noch immer bezweifelt, dass ein vollkommener Umstieg derart schnell bewerkstelligt werden kann. Im Exklusiv-Interview mit BW24 erklärte Mercedes-Strategiechefin Carolin Strauß, dass allein in Europa mittlerweile rund 300.000 Ladepunkte für E-Autos bereitständen, weltweit seien es sogar 700.000. Die ZF Friedrichshafen bezweifelt allerdings, dass das Ladenetz in Europa und in Deutschland bis 2035 ausreicht, um E-Autos überall sicher mit Strom laden zu können, berichtet der SWR.

Gerade im ländlichen Raum ist das Netzwerk an Ladesäulen auch in Deutschland noch nicht weit genug ausgebaut. Die ZF spricht sich deshalb dafür aus, Plug-in-Hybride als Zwischenlösung auch nach 2035 noch zu erlauben. „Plug-in-Hybride ab 2035 de facto zu verbieten, ist keine kluge Strategie“, machte ein Sprecher des schwäbischen Autozulieferers deutlich. In Kalifornien werde beispielsweise trotz eines vermeintlichen Mandats für Null-Emissions-Fahrzeuge eine Ausnahme für Plug-in-Hybride mit hoher elektrischer Reichweite diskutiert. Auch der Renault-Entwicklungschef sagte bereits, alles auf E-Autos zu setzen, sei riskant. „Generell werden wir alles dafür tun, dass uns zumindest der Plug-in-Hybrid auch nach 2035 erhalten bleibt“, so seine Anmerkung.

ZF Friedrichshafen kann mit EU-Beschluss leben - wenn Verbot nicht noch früher in Kraft tritt

Als einer der größten Autozulieferer der Welt beliefert die ZF Friedrichshafen auch Großkonzerne wie Mercedes-Benz oder BMW mit Plug-in-Hybrid-Antrieben. Mit dem Münchner Konzern hat das Unternehmen vom Bodensee einen Milliardenauftrag abgeschlossen. Obwohl sich die ZF inzwischen stark auf E-Mobilität und Software verlagert, verzeichnet der Konzern dem SWR zufolge noch immer wachsende Umsätze mit Komponenten für den Verbrennungsmotor. Mit dem Beschluss der EU-Kommission kann das Unternehmen aber leben, erklärte der Sprecher. Zumindest, sofern die einzelnen EU-Mitgliedstaaten den Beschluss nicht weiter verschärfen und das Verbot dadurch noch früher in Kraft tritt.

Neben dem de facto Verbot der Plug-in-Hybride ab 2035 bemängelte die ZF Friedrichshafen aber auch die daraus resultierenden Folgen für synthetische Kraftstoffe wie den E-Fuels. Porsche will mit den E-Fuels den Verbrenner retten, diese Absicht steht nun aber möglicherweise auf der Kippe. „Gerade für die Bestandsflotte ist eine CO₂-Minderung nur über E-Fuels möglich, weshalb wir diese als interessante Ergänzung und Übergangslösung zur Elektrifizierung sehen“, erklärte die ZF laut dem Handelsblatt. Andere Autozulieferer dürften von der EU-Entscheidung allerdings noch stärker betroffen sein. Mahle aus Stuttgart stellt beispielsweise seit jeher Kolben, Zylinder und Ventilsteuerungen für Verbrennungsmotoren her, die durch das Verbot ab 2035 obsolet werden könnten.

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