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Experte sieht keine Zukunft für Wasserstoffantrieb - „Zeitfenster so gut wie geschlossen“

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Von: Julian Baumann

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Nahaufnahme des Mercedes-Benz GLC F-Cell mit Brennstoffzelle und Elektromotor.
Ein Experte sieht für den Wasserstoff-Antrieb keine Zukunft im Straßenverkehr. © Stephan Ortmanns/Mercedes-Benz

Wasserstoffautos werden immer wieder als Alternative zur E-Mobilität gehandelt. Ein Experte sieht für den Antrieb aber keine Zukunft mehr.

Stuttgart - In der Autoindustrie setzen inzwischen fast alle Hersteller auf das E-Auto. Mercedes-Benz will ab 2030 nur noch batteriebetriebene Modelle bauen, BMW und VW werden sich so schnell wohl nicht vom Verbrenner lösen können oder wollen. Der Stuttgarter Sportwagenbauer Porsche arbeitet dagegen als einziger namhafter Hersteller an einer Alternative zum E-Auto. Porsche will mit einem synthetischen Kraftstoff die Verbrenner retten.

Eine mögliche Alternative zu den inzwischen sehr beliebten E-Autos konnte sich bislang nicht wirklich durchsetzen. Der seit Ende 2021 wirtschaftlich unabhängige Lkw-Hersteller Daimler Truck setzt bei den großen Nutzfahrzeugen auf eine Doppelstrategie aus Wasserstoff und Elektro. Der Autobauer Mercedes-Benz hat die einst vielversprechende E-Auto-Alternative dagegen aufgegeben. Ein Forscher am Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI sieht die Transformation der Autoindustrie zur E-Mobilität bereits so weit fortgeschritten, dass Wasserstoff nicht mehr aufholen kann.

E-Auto-Alternative Wasserstoff - Experte: „Im Straßenverkehr können wir nicht warten“

Mercedes-Benz arbeitete lange Zeit an der Brennstoffzelle und galt in diesem Bereich als Pionier. Aktuell werden aber nur zwei Brennstoffzellenautos auf dem Markt verkauft - der Toyota Mirai und der Hyundai Nexo. Der Forscher Patrick Plötz sieht im Wasserstoff-Antrieb auch keine Zukunft für den Straßenverkehr, wie er in einem Ende Januar im Wirtschaftsjournal Nature Electronics erschienenen Kommentar erklärte. „Wasserstoff wird in der Industrie, in der Schifffahrt und bei synthetischen Flugkraftstoffen eine wichtige Rolle spielen“, so Plötz. „Im Straßenverkehr können wir aber nicht auf die Wasserstofftechnologie warten, sondern sollten uns jetzt auf batterieelektrische Fahrzeuge im Personen- und Güterverkehr konzentrieren.“

Anmerkung der Redaktion

Dieser Artikel wurde ursprünglich am 17. Februar 2022 veröffentlicht. Da er für unsere Leser noch immer Relevanz besitzt, hat die Redaktion ihn aktualisiert.

Zu Beginn des aktuellen E-Auto-Booms, als die Leistungen der batteriebetriebenen Modelle noch deutlich niedriger waren, galt der Wasserstoffantrieb auch für den Automarkt als ernstzunehmende Alternative. „Als batterieelektrische Fahrzeuge eine begrenzte Reichweite von weniger als 150 km hatten und das Aufladen einige Stunden dauerte, gab es ein wichtiges und großes Marktsegment für Brennstoffzellenfahrzeuge: den Langstreckenverkehr“, erklärt Patrick Plötz in dem Kommentar. „Heute bieten batterieelektrische Fahrzeuge etwa 400 km realistische Reichweite, und die neueste Generation verwendet 800-V-Batterien, die in etwa 15 Minuten für eine Reichweite von 200 km aufgeladen werden können.“

Batterietechnologie und Infrastruktur als Argumente gegen einen Wasserstoff-Antrieb

Inzwischen haben sich die technischen Leistungen der E-Auto-Modelle deutlich verbessert. Mercedes-Benz kündigte mit dem EQXX bereits ein E-Auto mit einer Reichweite von 1.000 Kilometern an. Zudem wird weltweit auch die Infrastruktur an Ladesäulen immer weiter ausgebaut. Tesla hat beispielsweise das eigene Supercharger-Netzwerk auch für Modelle anderer Hersteller freigegeben. Laut Patrick Plötz sind das die Hauptargumente, die den Wasserstoff-Antrieb als E-Auto-Alternative zunichtemachen. „Das Zeitfenster für Wasserstoffautos, um einen relevanten Marktanteil zu erreichen, ist so gut wie geschlossen.“ Eine deutsche Erfindung könnte dem Wasserstoffauto aber doch noch zum Durchbruch verhelfen.

In seinem Kommentar in Nature Electronics argumentiert der Forscher zudem, dass auch im Lkw-Sektor die batteriebetriebenen Modelle als vielversprechendste gelten. Daimler Truck setzt beispielsweise bei Kurzstecken auf die Batterie, bei Langstrecken aber auf Wasserstoff. Zudem hat auch Tesla einen vollelektrischen Lkw angekündigt. Reine Brennstoffzellen-Lastwagen würden dagegen bislang nur im Testbetrieb fahren und seien auch noch nicht kommerziell verfügbar, so Patrick Plötz.

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