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Stuttgarter Autozulieferer Mahle setzt auf E-Fuels: „Es wird noch lange Verbrennungsmotoren geben“

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Von: Julian Baumann

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In der Debatte um den Antrieb der Zukunft will sich Mahle nicht auf eine Möglichkeit beschränken. Neben E-Motoren setzt der Stuttgarter Autozulieferer auch auf saubere Verbrenner.

Stuttgart - Der oft titulierte Wandel in der Autoindustrie betrifft nicht nur die Autohersteller, sondern auch die Zulieferer. Dementsprechend rüsten sich auch die großen schwäbischen Autozulieferer Bosch, ZF und Mahle für das E-Auto-Zeitalter. Konzerne wie die ZF Friedrichshafen und Mahle sind als Hersteller von Komponenten für Verbrennungsmotoren besonders von der Umstellung betroffen. Während die ZF davon ausgeht, dass klassische Getriebe in naher Zukunft ganz aussterben werden, halten Bosch und Mahle weiterhin an Verbrennungsmotoren fest und wollen sie nachhaltig und klimafreundlich betreiben.

Mahle hat deshalb bereits vor einiger Zeit zusammen mit Porsche den Einfluss von synthetischen Kraftstoffen auf seine Komponenten untersucht und sich als „E-Fuels ready“ erklärt. Der Stuttgarter Sportwagenbauer produziert den Kraftstoff aus Solar- und Windenergie seit Dezember 2022 in Chile und will damit die Verbrenner-Bestandsflotte klimaneutral antreiben. Dieses Ziel verfolgt auch Mahle. „Auf dem globalen Markt wird es noch lange Verbrennungsmotoren geben“, sagte eine Konzernsprecherin gegenüber BW24. „Wir müssen daher technologieoffen alle Wege nutzen, um die Mobilität schnellstmöglich so nachhaltig und umweltfreundlich wie möglich zu gestalten.“

E-Mobilität gesetzt: Mahle will mit allen Mitteln aber auch die Verbrenner-Flotte klimaneutral betreiben

Auch Mahle kann sich dem Wandel in der Autoindustrie nicht entziehen. Die Umstrukturierung hat den Stuttgarter Konzern in den vergangenen Jahren – unterstützt durch die Folgen der Corona-Pandemie auf die Wirtschaft – massiv in die roten Zahlen gestürzt, inzwischen hat das Traditionsunternehmen aber die Geschäftsfelder für Elektroantriebe erschlossen. Mahle stellte im vergangenen Jahr beispielsweise einen ausdauernden E-Motor mit Spitzenleistung vor. „Die E-Mobilität ist gesetzt, deshalb sind Elektrifizierung und Thermomanagement die Strategiefelder unseres Konzerns“, erklärte die Sprecherin unserer Redaktion. „Wir glauben allerdings auch, dass man für die Verbrennerfahrzeuge, die es für viele weitere Jahre auf den Straßen dieser Welt geben wird, alle Mittel nutzen muss, diese schnellstmöglich klimaneutral zu betreiben.“

Das Logo des Autozulieferers Mahle ist an der Zentrale des Unternehmens zu sehen, im Vordergrund wird ein Auto mit E-Fuels betankt.
Der Autozulieferer Mahle spricht sich für E-Fuels aus, damit sollen Verbrennungsmotoren klimafreundlich angetrieben werden. © Marijan Murat/dpa & Tom Weller/dpa (Fotomontage: BW24)

Zu diesen Mitteln gehören neben Wasserstoff eben auch die E-Fuels, die laut Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) auch nach 2035 den klimaneutralen Gebrauch von Verbrennungsmotoren gewährleisten sollen. Mahle-Chef Arnd Franz hatte gegenüber der Automobilwoche die Bestrebungen nach einer größeren Technologieoffenheit unterstützt. „Mit E-Fuels sind Beschäftigungseffekte verbunden, die wir nicht ignorieren dürfen“, erklärte er. „Europa tut gut daran, klare Indikationen zu geben, dass es ein Markt für nachhaltige Kraftstoffe ist.“ In die Forderung nach einer Technologieoffenheit spielt bei den Unternehmen auch hinein, dass in der Autoindustrie nach wie vor viele Arbeitsplätze am Verbrenner hängen. „Technologieoffenheit birgt auch positive Beschäftigungseffekte“, sagte die Konzernsprecherin.

Autozulieferer Mahle spricht sich wie Bosch für eine Technologieoffenheit aus

Während sich die großen Autohersteller wie Mercedes-Benz ab 2030 und auch der VW-Konzern ab 2033 ausschließlich auf E-Autos konzentrieren wollen, halten gerade die schwäbischen Autozulieferer die Fahne der Technologieoffenheit nach oben. „Wir haben drei klare Strategiefelder: die Elektrifizierung, das Thermomanagement – das für die E-Mobilität eine große Rolle spielt – sowie hocheffiziente, saubere Verbrennungsmotoren, hier besonders der Einsatz von Wasserstoff und anderer klimaneutraler Kraftstoffe“, sagte die Mahle-Sprecherin gegenüber BW24. Ein Bosch-Manager bezeichnete das Verbrenner-Aus in der EU kürzlich als „Riesenfehler“.

Mercedes-Strategiechefin Carolin Strauß hatte im BW24-Interview erklärt, dass sowohl Wasserstoff als auch E-Fuels in ihrer Gesamtbilanz deutlich schlechter abschneiden als die Batterieelektrik. Gerade die Produktion synthetischer Kraftstoffe ist derzeit noch sehr kostenintensiv, E-Fuels könnten 10 Euro pro Liter kosten, hieß es in der Vergangenheit. Mahle ist sich allerdings sicher, dass die Preise durch das Hochfahren der Produktion und eine niedrigere Besteuerung künftig deutlich sinken werden. „Wir halten E-Fuel-Preise von langfristig deutlich weniger als zwei Euro für machbar“, sagte Arnd Franz gegenüber der Automobilwoche. Auch Porsche lässt sich bei den E-Fuels von der EU-Entscheidung nicht beirren.

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