Bosch sorgt sich um drastischen Stellenabbau: „Brauchen wir erst 20 Prozent Arbeitslosigkeit?“
Bei Bosch geht die große Sorge um einen drastischen Stellenabbau in Deutschland um. Der Betriebsrat hat sich nun mit dem Konzern auf Verhandlungen geeinigt.
Stuttgart - Autozulieferer in Deutschland haben ganz besonders unter der Transformation zur E-Mobilität zu leiden, ergab kürzlich eine Analyse des Wirtschaftsprüfungsunternehmens Ernst & Young (EY). Davon ist selbst der größte Autozulieferer der Welt nicht ausgenommen. Bosch-Chef Stefan Hartung hatte einen Stellenabbau angekündigt und erklärt, dass es in mehreren „Bereichen sukzessiv weniger Mitarbeiter“ geben werde. Als Grund für diese Ankündigung kann zum einen die veränderte Anforderung beim Bau von Komponenten für E-Autos angeführt werden, zum anderen aber auch, dass Bosch bestimmte Fertigungsschritte ins europäische Ausland verlagern will.
Deshalb fürchten die Bosch-Mitarbeiter in Deutschland um ihre Jobs und forderten eine „große Zukunftsvereinbarung“. Zu diesem Zweck hatte der Gesamtbetriebsrat der Zulieferersparte des Stuttgarter Technologiekonzerns am 28. Februar zu einer außerplanmäßigen Betriebsversammlung aufgerufen, an der rund 17.000 Mitarbeiter aus verschiedenen Bundesländern teilnahmen. Die heftigen Proteste zeigten offenbar Wirkung. Wie die Automobilwoche berichtet, haben sich der Gesamtbetriebsrat und Bosch auf Gespräche in Bezug auf die Zukunft der deutschen Standorte geeinigt. Eine Abwendung des angekündigten Stellenabbaus ist das zwar nicht, den Mitarbeitern sollen aber Perspektiven geboten werden.
Acht von zehn Jobs in der Zulieferersparte von Bosch in Deutschland hängen am Verbrenner
Dass die Autozulieferer ganz besonders unter der Transformation zur E-Mobilität leiden, liegt daran, dass ein Großteil der Arbeitsplätze noch immer am Verbrenner hängt. Deshalb begrüßten die schwäbischen Autozulieferer die EU-Entscheidung, „auch in Zukunft Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor zuzulassen“. Laut dem Bosch-Betriebsrat hängen in der Zulieferersparte des Konzerns bei den rund 27.000 Mitarbeitern an den deutschen Standorten acht von zehn Jobs am Verbrenner. Bosch hatte zwar angekündigt, so lange wie möglich noch Komponenten für den Verbrennungsmotor produzieren zu wollen, die E-Mobilität ist allerdings auch bei den Stuttgartern gesetzt.
Name | Robert Bosch GmbH |
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Gründungsjahr | 1886 |
Gründer | Robert Bosch |
Hauptsitz | Stuttgart, Baden-Württemberg |
Branche | Automobilzulieferer, Elektrowerkzeuge, Haushaltsgeräte |
Produkte (Auswahl) | Bremsen, Einspritzsysteme, Elektrowerkzeuge, Haushaltsgeräte, Fahrerassistenzsysteme, Industrietechnik |
Mitarbeiter | 420.300 (Ende 2022) |
Umsatz | 88,4 Milliarden Euro (2022) |
Dass sich der Betriebsrat und die Bosch-Geschäftsführung nun auf Gespräche auf Augenhöhe geeinigt haben, ist demnach eine gute Nachricht für die deutschen Mitarbeiter. „Die jüngst unterzeichnete Vereinbarung beinhaltet unter anderem den Prozess für die Erarbeitung und die Entwicklung von Zukunfts- und Zielbildern für die deutschen Bosch-Mobility-Solutions-Standorte“, sagte eine Bosch-Sprecherin der Automobilwoche. Das Ziel sei demnach, nachhaltige Perspektiven für die Mitarbeiter zu schaffen und zugleich die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens zu sichern. Bosch hatte bereits angekündigt, im Rahmen der Transformation rund 80.000 Mitarbeiter umschulen zu wollen, befürchtet wird jedoch, dass die Produktion zunehmend ins Ausland verlagert wird.
Bosch-Betriebsrat kritisiert, dass EU nur wirtschaftlich schwächere Regionen bei Transformation unterstützt
Diese Befürchtung von Mitarbeitern und Betriebsrat bei Bosch kommt nicht von ungefähr. Der Konzern hat, wie viele andere Unternehmen der deutschen Wirtschaft, bereits in der Vergangenheit bestimmte Produktionsschritte ins Ausland verlagert. Vermutet wird aktuell, dass die Komponenten für die E-Mobilität – die in Zukunft einen Großteil der Produktion in der Zulieferersparte ausmachen werden – nicht in Deutschland, sondern in Tschechien angesiedelt werden sollen. Die ehemalige Bosch-Arbeitsdirektorin Filiz Albrecht hatte im Februar noch erklärt, dass die Geschäftsführung weiterhin hinter dem Standort Deutschland stehe und alles daran setze, die „Beschäftigung in Deutschland so weit wie möglich zu sichern“.

Laut dem Bericht der Automobilwoche hat Bosch in Stuttgart-Feuerbach und auch in Bamberg (Bayern) und Homburg (Saarland) mit der Produktion von Komponenten für die Brennstoffzelle begonnen. Diese werden allerdings deutlich weniger Kapazitätsraum einnehmen als die Komponenten für die E-Mobilität. Der Betriebsrat kritisierte zudem deutlich, dass die EU vorrangig wirtschaftlich schwächere Regionen bei der Transformation unterstütze und etablierte Industriestandorte auf sich allein gestellt seien. „Brauchen wir in Stuttgart erst 20 Prozent Arbeitslosigkeit?“, hatte Betriebsratschef Frank Sell gefragt. Mit der Einigung bekommt er nun zumindest das geforderte Gespräch mit der Geschäftsführung auf Augenhöhe.