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„Einfacher als ein Supermarkteinkauf“: Mann zeigt auf, wie verzweifelt Tesla in Berlin nach Mitarbeitern sucht  

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Von: Julian Baumann

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Tesla sucht für die Fabrik in Grünheide bei Berlin nach Mitarbeitern. Ein polnischer Journalist zeigte auf, wie einfach es geht, einen Job beim E-Autobauer zu ergattern.

Stuttgart/Grünheide - Die Marke Tesla ist seit jeher stark umstritten. Auf der einen Seite wird das Unternehmen dafür gefeiert, die E-Mobilität in der Neuzeit salonfähig gemacht zu haben, auf der anderen wird aber der Führungsstil von Tech-Milliardär Elon Musk stark kritisiert. Auch in Bezug auf die im März 2022 eröffnete „Giga Berlin“ in Brandenburg scheiden sich nach wie vor die Geister. Im November hatte Tesla den 1.000 Arbeitslosen am Standort eingestellt und auch sonst bietet Tesla in Grünheide verschiedene Jobs, Ausbildungsstellen und Praktika. Die Arbeitsbedingungen in der bisher einzigen Tesla-Fabrik auf dem europäischen Kontinent sind allerdings immer wieder Gegenstand von Kritik.

Beispielsweise klagten Tesla-Mitarbeiter kürzlich über eine „knallharte Ausbeutung“. Ein Autor der polnischen Ausgabe des Wirtschaftsmagazins Business Insider hat sich dazu entschlossen, selbst einmal eine Bewerbung bei Tesla zu wagen. Da sich Grünheide in unmittelbarer Nähe zur polnischen Grenze befindet, wirbt der E-Autobauer auch aktiv um Fachkräfte aus dem Nachbarland. „Ich habe versucht, einen Job bei Elon Musk zu bekommen“, betitelt er seinen Bericht. „Es ist einfacher als in einem Supermarkt einzukaufen.“

Tesla Berlin: Pole bekommt Jobangebot und wird nicht mal nach Erfahrung gefragt – „Habe keine“

Obwohl es vor der Ansiedlung von Tesla im brandenburgischen Grünheide vonseiten zahlreicher Umweltschützer viel Kritik gab, erklärten die Behörden die große Autofabrik für eine wichtige Chance für die Region. Laut Mateusz Madekski stammen die meisten der rund 9.000 Arbeiter in der deutschen Tesla-Fabrik aber aus Polen. Der Autor von Business Insider hatte sich laut seinem Bericht in Facebook-Gruppen nach freien Stellen informiert und schließlich beschlossen, eine der dort aufgeführten Nummern anzurufen. Er sei davon überzeugt gewesen, einen langen und komplizierten Bewerbungsprozess vor sich zu haben. „Einen Job bei einem der berühmtesten Unternehmen der Welt bekommt man schließlich nicht über Nacht, oder?“

Arbeiter gehen über das Werksgelände der Tesla Gigafactory Berlin-Brandenburg vom US-Elektroautobauer Tesla.
Tesla sucht am deutschen Produktionsstandort nach Mitarbeitern. Einen Job zu ergattern ist offenbar gar nicht so kompliziert. © Patrick Pleul/dpa

Ein ehemaliger Recruiter hatte erklärt, über welche Frage Bewerber bei Tesla besonders oft stolpern. Mateusz Madekski wurden allerdings nicht einmal klassische Bewerbungsfragen gestellt, wie er berichtet. Eine Frau habe ihn am Telefon gefragt, ob er Deutsch spreche und die Sprache auf einer „kommunikativen Ebene“ beherrsche. Als er diese Frage bejahte, dachte er nach eigenen Angaben, am Anfang eines Bewerbungsgespräches zu stehen, stand aber offenbar bereits am Ende. „Wir brauchen dringend Leute, Sie können am Montag anfangen“, habe es geheißen. „Ich habe den Einstellungsprozess durchlaufen und wurde nicht einmal nach meiner Erfahrung in der Automobilindustrie gefragt“, schreibt er. „Ich habe keine.“

Gehälter bei Tesla: Für polnische Verhältnisse gut, für deutsche nur Mindestlohn

Dass Tesla am deutschen Produktionsstandort dringend mehr Personal benötigt, ist kein Geheimnis. Obwohl noch kein offizieller Antrag vorliegt, hat das US-Unternehmen bereits mit einem Ausbau der Fabrikanlage begonnen. Im finalen Ausbaustand soll die Fabrik rund 12.000 Menschen beschäftigen und jährlich 500.000 E-Autos produzieren. Neben dem Ruf als führender Hersteller von batterieelektrischen Fahrzeugen sind allerdings für Bewerber auch die Gehälter bei Tesla in Grünheide ausschlaggebend. Mateusz Madekski hatte zwar ohne lange Bewerbungsphase und ohne jemals einen Tesla gefahren zu haben, eine Stelle in Grünheide ergattert, von dem angebotenen Gehalt war er aber nicht gerade überzeugt.

Laut seinem Bericht habe ihm der E-Autobauer etwa 1.900 Euro pro Monat angeboten. Aus polnischer Sicht sei das ein gutes Gehalt, aus deutscher könne aber gesagt werden, dass Tesla schlicht nicht weniger bezahlen dürfe. Obwohl sich bei Tesla in Grünheide der US-Einfluss stark bemerkbar macht, muss sich der Konzern dennoch an deutsche Regeln halten. Dazu zählt eben auch der gesetzliche Mindestlohn, der im Oktober 2022 auf 12 Euro pro Stunde angehoben wurde. Auch sonst seien die Bedingungen für polnische Arbeiter „nicht schlecht“, schreibt der Autor. „Unter Berücksichtigung der Standards der deutschen Automobilindustrie sind sie jedoch geradezu furchtbar.“

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