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„Wir sind wütend“: Tesla soll Mitarbeiter entlassen haben, weil sie Gewerkschaft gründen wollten 

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Von: Julian Baumann

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Laut einem Bericht soll Tesla mehrere Mitarbeiter entlassen haben, die eine Gewerkschaft gründen wollen. Der E-Autobauer streitet einen Zusammenhang ab.

Stuttgart/Buffalo - Dass es bei Tesla mitunter anders zugeht, als bei den anderen wichtigen Autokonzernen, dürfte inzwischen bekannt sein. Eine US-Journalistin teilte nach 3 Jahren Recherche Elon Musks größte Fehler bei Tesla. Auch am ersten europäischen Standort des US-Herstellers, der Gigafabrik in Grünheide bei Berlin, gibt es immer wieder Probleme. So klagten Tesla-Mitarbeiter am Standort beispielsweise über eine „knallharte Ausbeutung“ und zuvor war Unmut in Bezug auf ungleiche Löhne aufgekommen.

Während die IG Metall die Interessen der Mitarbeiter bei Mercedes-Benz und Co. vertritt, hat es die Gewerkschaft in Grünheide deutlich schwieriger. Der Betriebsrat der Giga Berlin hat sich sogar über die Einmischung der IG Metall beschwert. Am Standort in Buffalo (New York) soll der E-Autobauer über 30 Mitarbeiter entlassen haben, die sich zuvor getroffen hatten, um eine eigene Gewerkschaft zu gründen. Laut der Nachrichtenagentur Reuters streitet Tesla einen Zusammenhang zwischen den Kündigungen und der vermeintlichen Gründungsabsicht einer Gewerkschaft ab.

Tesla: Mitarbeiter wollten eigene Gewerkschaft gründen – Autobauer kündigt über 30 Personen

Tesla-Chef Elon Musk hat nicht nur was gegen die Öffentlichkeitsarbeit, weswegen der Autokonzern de facto keine Pressestellen hat, sondern im Besonderen auch gegen Gewerkschaften. Deshalb verwundert es wenig, dass die IG Metall in Berlin-Grünheide nur schwer Fuß fassen kann. Dort sorgt der US-Einfluss auch auf deutschem Boden für deutliche Probleme. Reuters hatte vor wenigen Tagen berichtet, dass Mitarbeiter des Autopiloten-Werks von Tesla im US-Bundesstaat New York die Absicht hätten, eine eigene Gewerkschaft zu gründen. Weil der E-Auto-Branchenprimus von der Kampagne Wind bekommen hatte, sollen über 30 Angestellte des Werkes bereits Anfang Februar gekündigt worden sein.

Mitarbeiter gehen über einen Parkplatz in Richtung der Tesla Gigafactory Berlin-Brandenburg vom US-Elektroautobauer Tesla.
Der E-Autobauer Tesla soll über 30 Mitarbeiter entlassen haben, weil sie eine eigene Gewerkschaft gründen wollten. (Symbolfoto) © Patrick Pleul/dpa

„Ich fühle mich überrumpelt, ich bekam Covid und war nicht im Büro, dann musste ich einen Trauerurlaub nehmen“, erklärt Adrian Berek, einer der entlassenen Mitarbeiter und Mitglied des Organisationskomitees, laut dem Spiegel in einer Erklärung. „Ich kehrte zur Arbeit zurück, mir wurde gesagt, dass ich die Erwartungen übertreffe, und dann kam der Mittwoch.“ An besagtem Mittwoch haben die Tesla-Mitarbeiter laut einer Beschwerde der Gewerkschaft Workers United Upstate New York an die Arbeitsbehörde NLRB eine Mail des Autoherstellers erhalten, in denen neue Richtlinien bekannt gegeben wurden. Demnach sei es den Angestellten nicht erlaubt, Sitzungen am Arbeitsplatz ohne Zustimmung aller Teilnehmer aufzuzeichnen.

Tesla bestreitet Zusammenhang – Organisationskomitee sieht sich bestärkt: „Das wird uns nicht aufhalten“

Aufgrund dieser Mail vermuten die Mitglieder des Organisationskomitees auch, dass ihre Kündigung mit der Kampagne für eine eigene Tesla-Gewerkschaft am Standort zusammenhängt. „Ich habe das starke Gefühl, dass dies eine Vergeltungsmaßnahme für die Ankündigung des Komitees ist“, erklärt Adrian Berek. Tesla selbst streitet einen Zusammenhang Reuters zufolge dagegen vehement ab. Die gekündigten Mitarbeiter seien bereits am 3. Februar und damit lange vor der Bekanntgabe des Komitees bei der Durchsicht von Arbeitsergebnissen ermittelt worden. „Auf die Aktivitäten des Komitees wurden wir erst zehn Tage später aufmerksam“, erklärte Tesla.

Die Gewerkschaft Workers United Upstate New York erklärte die Entlassungen dagegen für inakzeptabel. Die Erwartungen an die Mitarbeiter von Tesla seien „unfair, unerreichbar, zweideutig und ändern sich ständig“. Dem Bericht zufolge wurden allerdings nicht alle Mitglieder des Komitees zur Gründung einer Tesla-Gewerkschaft am Standort Buffalo gekündigt und die verbleibenden Mitarbeiter bestärkt die Reaktion des Autobauers noch zusätzlich. „Wir sind wütend. Das wird uns nicht aufhalten“, erklärte die Tesla-Angestellte Sara Costantino, die an den Vorbereitungen zur Gründung einer Gewerkschaft beteiligt war. „Sie wollen, dass wir Angst haben, aber ich glaube, sie haben gerade eine Stampede ausgelöst. Aber ich glaube, wir werden uns trotzdem durchsetzen.“

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