Ex-Tesla-Manager erklärt, wie Elon Musk wirklich tickt: „Stets professionell aber überhaupt nicht sozial“
Elon Musk gilt nicht unbedingt als ein einfacher Chef. Ein ehemaliger Tesla-Manager erklärte nun, wie das umstrittene Genie im Arbeitsumfeld wirklich tickt.
Stuttgart/Seattle - Tesla-Boss Elon Musk gilt als genialer Visionär, der beinahe im Alleingang den E-Autos zu neuer Popularität verholfen hat und zudem mit SpaceX auch engagierte Pläne wie die Besiedelung des Mars vorantreibt. Der derzeit reichste Mensch der Welt ist allerdings auch sehr umstritten. Vor wenigen Wochen trieb der Tesla-Chef die Angestellten vom Home-Office zurück in die Büros und kündigte zudem an, rund zehn Prozent der weltweiten Belegschaft des E-Autobauers abbauen zu wollen. In einem Podcast sprach ein ehemaliger Manager bei Tesla, wie es war, mit dem mächtigen CEO zusammenzuarbeiten.
Elon Musk zeigt sich auf Twitter eigentlich sehr mitteilungsfreudig. So berichtet er neben Themen zu seinen Unternehmen Tesla und SpaceX beispielsweise auch von Videospielen, Schokomilch und was ihm sonst gerade noch so einfällt. Bekannt ist auch, dass der Milliardär inzwischen neun Kinder von verschiedenen Frauen hat. Mit einer Angestellten soll er Zwillinge bekommen haben. Aus den Werken und Büros von Tesla dringen dagegen eher weniger Informationen über den Firmenchef an die Öffentlichkeit. Im Podcast „The Iced Coffee Hour“ erzählte der ehemalige Tesla-Gebietsmanager Carl Medlock, dass er insgesamt zwar gerne mit Elon Musk zusammengearbeitet habe, der Tesla-Boss aber unberechenbar gewesen sei.
Ex-Tesla-Manager berichtet von Kontaktaufnahme - „ich wusste nicht, wer sie waren“
In der am 7. August auf Youtube hochgeladenen Episode des Podcasts „The Iced Coffee Hour“ erklärt Carl Medlock zunächst, wie er überhaupt zu Tesla gekommen war. Er habe in der Region um die Großstadt Seattle als Autohändler gearbeitet und Tesla sei auf der Suche nach einem Meistertechniker gewesen, der Erfahrungen mit der Führung eines Autohauses und der Arbeit an hochwertigen Autos hatte. Da er nach eigenen Angaben der einzige war, der in der Region Seattle diese Anforderungen erfüllte, wandte sich Tesla an ihn. „Ich wusste nicht, wer sie waren“, erinnert er sich im Podcast. „Tesla? Das musste ich erstmal googeln.“
Da sein Autohaus in Seattle eigentlich gut lief, hatte Carl Medlock zunächst nicht die Absicht, den Job zu wechseln. Tesla bot ihm allerdings ein Gehalt von 120.000 Dollar (ungefähr 118.400 Euro). Das liegt deutlich über den Gehältern bei Tesla in Deutschland. Dort verdient ein Teamleiter beispielsweise rund 58.000 Euro im Jahr. Medlock wurde hingegen als Gebietsmanager für Kalifornien eingestellt, übte diese Position von 2009 bis 2013 aus und war damit ein wichtiger Bestandteil der frühen Geschichte des heutigen Branchenprimus.
Damit war Carl Medlock bereits bei Tesla angestellt, als nur der Roadster auf dem Markt war und sich das Unternehmen auf die Produktion der Limousine Model S vorbereitete. In diesem Zusammenhang enthüllte der ehemalige Tesla-Manager im Podcast ein Detail, das wohl nicht jedem bekannt sein dürfte. „Der ursprüngliche Tesla Model S-Prototyp war eigentlich eine S500 von Mercedes-Benz, die mit einem Roadster Antriebsstrang versehen war.“ Auch Elon Musk sagte kürzlich in einem Interview: „Mercedes hat Tesla gerettet“. Über den Tesla-Chef hatte Carl Medlock ebenfalls einige interessante Anekdoten zu erzählen.
Tesla-Boss Elon Musk ist „wirklich ein netter Kerl“ aber mit strengem Führungsstil
Elon Musk arbeitet nach eigenen Angaben rund um die Uhr und sprach sich auch bereits dafür aus, die Wochenstunden der Angestellten deutlich zu erhöhen. Carl Medlock erzählt im Podcast allerdings von einer Begebenheit, als er den Tesla-Chef in seinem Büro ohnmächtig auf dem Tisch liegend vorfand. „Ich machte ein Foto und dachte: ‚Oh mein Gott, dafür wirst du gefeuert.‘ Also löschte ich es sofort wieder“, erinnert er sich. Über seinen ehemaligen Chef hat Medlock aber grundsätzlich positives zu berichten. „Er ist eigentlich ein wirklich netter Kerl“, sagt er. „Er ist unglaublich intelligent.“ Zudem habe sich Musk auch nicht wie eine Berühmtheit verhalten.
Als Chef führe Elon Musk aber dennoch einen sehr strengen Führungsstil und könne auch sehr einschüchternd wirken, erzählt Carl Medlock. „Wenn Elon jeden Arbeitsschritt eines Mitarbeiters beobachtete, war das ein Zeichen dafür, dass die Person bald nicht mehr für ihn arbeiten würde.“ Kürzlich erzählte auch ein ehemaliger Tesla-Mitarbeiter von bestimmten Warnzeichen vor seiner Kündigung. In der Ende März in Grünheide bei Berlin eröffneten Tesla-Fabrik ist der Stellenabbau offenbar ebenfalls im Gange.
„Er ist kein Freund von Widerrede“: Ex-Tesla-Manager über Meetings mit Elon Musk
Solche Warnzeichen gab es laut Medlock allerdings nicht in jedem Fall. Er sei an einem seiner ersten Arbeitstage in einer Besprechung gewesen, bei der jemand nicht Musks Meinung gewesen sei. Diesen Mitarbeiter habe er danach nie wieder gesehen. „Man streitet nicht mit ihm“, sagte er. „Wenn Elon am Ende eines Meetings aufsteht und sagt: ‚Das ist die Richtung, in die wir gehen werden‘, dann steht man von seinem Stuhl auf und geht besser in diese Richtung. Denn er ist kein Freund von Widerrede – er lässt einen einfach gehen.“
In solchen Meetings habe der Tesla-Chef auch niemals Zeit für Smalltalks verschwendet, sondern sei stets direkt zur Sache gekommen. Auch sonst habe er Elon Musk nie dabei gesehen, wie er mit seinen Angestellten plauderte. „Er redete mit dir, wenn er mit dir reden musste, aber er neigte nie dazu, nebenbei mit jemandem zu plauschen.“ Elon Musk sei stets „sehr professionell“ gewesen, sagt der ehemalige Tesla-Manager, aber „überhaupt nicht sozial.“ Den menschlichen Teil des großen Visionärs darf bei Tesla wohl niemand sehen. „Wenn er mit seinen Kindern zusammen war, respektierte jeder diese Zeit“, erklärt Medlock. Dann hatte niemand Zugang zu ihm.