Elon Musk zwingt Mitarbeiter zurück ins Büro, doch für die gibt es gar keinen Platz

Die Mitarbeiter von Tesla staunten wohl nicht schlecht, als sie wieder im Büro aufschlugen. Elon Musk zwingt sie zurück, doch es mangelt an Platz.
Stuttgart/Fremont - Elon Musk ist als Visionär bekannt, der mit seinen Ideen sowohl die Autobranche, als Chef des E-Autobauers Tesla, als auch die Raumfahrt, mit seinem Unternehmen SpaceX, zu revolutionieren versucht. In Bezug auf das Arbeitsleben ist der reichste Mensch der Welt aber offenbar altmodisch eingestellt. Elon Musk drohte den Tesla-Mitarbeitern mit Kündigung, sollten sie weiter im Homeoffice bleiben. Mit dieser Ankündigung scheuchte der Tesla-Chef die Angestellten aus der Verwaltung in einer internen Mail Anfang Juni zurück in die Büros.
Dass die Mitarbeiter von Autoherstellern wie Mercedes-Benz, BMW oder eben auch Tesla ihre Arbeit am Fließband nicht von zu Hause aus leisten können, versteht sich von selbst. Deshalb hatte Elon Musk eben auch die Bürobelegschaft zurück an den Arbeitsplatz beordert. Entweder man arbeite ab sofort mindestens 40 Stunden pro Woche im Büro, oder Tesla gehe davon aus, man habe das Unternehmen verlassen, lautete die Aussage des Visionärs. Auf die Rückkehr der Angestellten ist das Unternehmen aber offenbar gar nicht vorbereitet.
Tesla hat große Probleme mit Rückkehr der Mitarbeiter ins Büro
Durch die Corona-Pandemie hat sich die Arbeitswelt deutlich gewandelt. Viele Unternehmen haben Gefallen am Homeoffice gefunden und stellenweise sogar ganze Büroräume aufgegeben. Der Personalchef des Softwareunternehmens SAP sagte, es gehe den Mitarbeitern besser als jemals zuvor und auch Mercedes-Chef Ola Källenius erklärte, die Pandemie werde die Arbeitswelt für immer verändern. Umso verwunderlicher ist es, dass ausgerechnet Elon Musk offenbar wenig von der Homeoffice-Situation hält. Dem Ruf zurück ins Büro, beziehungsweise dem Befehl des Tesla-Chefs, folgten natürlich auch die meisten Angestellten, da gerade in den USA das Direktionsrecht des Arbeitgebers gilt und sich die Mitarbeiter nicht auf Tarifverträge berufen können.
Wie mehrere Angestellte der Tesla-Fabrik in Fremont (Kalifornien) gegenüber dem Portal The Information erklärten, kam der Marschbefehl zurück an den Arbeitsplatz für den Standort eher unerwartet. Mitarbeiter, die mit dem Auto zur Arbeit erschienen, hätten Probleme gehabt, vor der Fabrik überhaupt einen Parkplatz zu finden. Deshalb mussten laut dem Bericht viele einen Shuttle-Service von einem weiter entfernten Standort zur Fabrik nehmen.

Vor Ort habe es für die Büroangestellten jedoch auch nicht genug Sitzplätze oder Schreibtische gegeben. Da es sich ohne Schreibtisch und Sitzmöglichkeit eher schlecht arbeiten lässt, waren die Führungskräfte des Standorts gezwungen, sich über den Befehl von Elon Musk hinwegzusetzen und schickten einzelne Mitarbeiter doch wieder ins Homeoffice.
Tesla-Boss Elon Musk hat offenbar keinen Überblick über die Verhältnisse in den einzelnen Fabriken
In dem Bericht heißt es weiter, dass selbst die Mitarbeiter, die in der Tesla-Fabrik in Fremont einen Schreibtisch ergattern konnten, nicht wirklich zum Arbeiten imstande waren. Aufgrund der vielen Rückkehrer sei das WLAN in der Fabrik regelrecht zusammengebrochen. Die Produktionsanlage in Fremont ist das älteste Tesla-Werk überhaupt. Der Autobauer übernahm die Fabrik im Jahr 2010 von Toyota. Während der Corona-Pandemie ist das Unternehmen massiv gewachsen, gerade in den Verwaltungsbereichen waren viele Mitarbeiter die vergangenen zwei Jahre aber offenbar im Homeoffice tätig. Deshalb wurden in Fremont wohl gar nicht erst entsprechende Arbeitsplätze eingerichtet.
Für das Platzproblem bringt The Information auch den Grund an, dass Elon Musk seinen Rückkehr-Befehl wohl ohne Rücksprache mit seiner Betriebsorganisation durchgesetzt hat. Demnach hat der Tesla-Boss, obwohl er als Chefingenieur unmittelbar in die Produktion der E-Autos eingebunden ist, offenbar keinen wirklichen Überblick über die Arbeitssituation vor Ort. Dass die Verwaltung von Tesla überbesetzt ist, ist dem Chef aber wohl bekannt. Elon Musk kündigte vor wenigen Wochen an, rund 10 Prozent der Belegschaft entlassen zu wollen. Der Stellenabbau bei Tesla hat offenbar bereits begonnen.
Bei den zuletzt eröffneten Fabriken von Tesla, der Giga Berlin in Grünheide und der Giga Texas am Firmensitz in Austin, ist zu wenig Platz für die Angestellten wahrscheinlich eher kein Problem. Die Ende März eröffnete Giga Berlin befindet sich noch immer im Hochlauf und soll im finalen Stand etwa 12.000 Mitarbeiter in verschiedenen Positionen beschäftigen. Aktuell seien aber nur etwa 4.500 Menschen in Grünheide angestellt, sagte eine Gewerkschafterin kürzlich dem Spiegel. Zudem bemerke die Gewerkschaft, dass viele Angestellte Tesla wieder verlassen, um zu ihren alten Arbeitgebern zurückzukehren. Schuld daran seien unter anderem die ungleichen Löhne.