Tesla fühlt sich weiterhin überlegen – Konkurrenz „nicht einmal durch ein Teleskop“ erkennbar
Im Krisenjahr 2022 hat E-Autobauer Tesla erneut Rekorde gebrochen. Bei der Vorstellung der Zahlen sparte Konzernchef Elon Musk nicht mit Superlativen und erklärte, den Mitwerbern weiterhin überlegen zu sein.
Stuttgart/Austin - Obwohl das Jahr 2022 von mehreren Krisen geprägt war, konnten die großen Autohersteller ihre Gewinne größtenteils sogar noch steigern. Mercedes-Benz verdoppelte den Konzerngewinn im dritten Quartal sogar. E-Auto-Primus Tesla hat am vergangenen Mittwoch, 25. Januar, seine Jahresbilanz vorgelegt. Tesla brach erneut Rekorde, Elon Musk erwartet aber eine „schwierige Rezession.“ Obwohl das Unternehmen des umstrittenen Visionärs wirtschaftlich auf Kurs ist, haben die Eskapaden von Musk nach der Übernahme des Kurznachrichtendienstes Twitter auch bei Tesla für Probleme gesorgt. Auch ein E-Auto-Rekordfahrer aus Karlsruhe will die Marke wechseln.
Zudem hat auch die anhaltende Kritik am Autopiloten von Tesla die Reputation des US-Unternehmens geschädigt. Der Tesla-Autopilot könnte in Europa sogar unzulässig sein und Elon Musk hatte erst vor wenigen Tagen vor Gericht eingeräumt, dass ein Werbevideo für die Technologie gestellt war. Die Auslieferungsrekorde und auch die seit 2017 stetig angestiegenen Gewinnmargen sprechen aber eine andere Sprache. Bei der Vorstellung der Zahlen sparte Konzernchef Musk deshalb auch nicht mit Superlativen und erklärte, dass man den deutschen Autoherstellern nach wie vor überlegen sei. Einen gewissen Konkurrenzdruck spürt der Unternehmer offenbar nur aus China.
Tesla übertrifft bei operativer Rendite Mercedes, BMW und Audi – nur Porsche hat höhere Margen
Tesla hat im Jahr 2022 laut dem Manager Magazin auch bei den Margen die Traditionskonzerne BMW, Mercedes-Benz und auch VW-Tochter Audi hinter sich gelassen, musste sich in diesem Aspekt aber dem Stuttgarter Sportwagenbauer Porsche geschlagen geben. Der Tesla-Chef hatte aber bereits in der Vergangenheit erklärt, die Konkurrenz weniger in etablierten Autoherstellern, sondern eher in Tech-Unternehmen wie Apple und Microsoft zu sehen. Von den deutschen Traditionsunternehmen sieht sich Musk ohnehin nicht gefährdet. Vor der Jahreskonferenz habe er noch einmal mit dem Autopilot-Team zusammengesessen. Dort könne man die Konkurrenz „nicht einmal durch ein Teleskop“ erkennen, so groß sei deren Rückstand, erklärte der umstrittene Visionär großspurig.
Eine solche Aussage verwundert allerdings nicht nur wegen der anhaltenden Kritik am Tesla-Autopiloten „Full Self Driving“ (FSD), sondern auch, weil gerade die deutschen Autohersteller in diesem Bereich große Fortschritte machen. Mercedes-Benz hat als erster Autohersteller überhaupt die Freigabe für das autonome Fahren der Stufe 3 erhalten. In einer Pressemitteilung vom 26. Januar verkündete der älteste Autohersteller der Welt, als erstes Unternehmen der Welt auch die Freigabe für die Stufe 3 auf dem US-Markt erhalten zu haben. Dem Manager Magazin zufolge stuft eine US-Testorganisation neben dem Mercedes-Autopiloten auch die Systeme von Ford und General Motors als dem FSD von Tesla überlegen ein.
Tesla-Chef sieht Konkurrenz in China, zeigt sich aber dennoch siegessicher
Elon Musk scheint das aber nicht weiter zu interessieren. Er erklärte bei der Vorstellung der Zahlen, dass die verbesserte Beta-Version 2 des Autopiloten inzwischen an mehr als 400.000 US-Kunden ausgeliefert worden sei. Vor der wachsenden Konkurrenz, die auch für die europäischen Hersteller immer größer wird, ist allerdings auch das US-Unternehmen nicht gefeit. Aufgrund der chinesischen Autobauer sollten sogar Mercedes und BMW „beunruhigt sein“, hatte ein Experte erklärt. Musk sieht in der Autoindustrie der Volksrepublik offenbar ebenfalls eine ernstzunehmende Konkurrenz. „Sie sind wahrscheinlich am ehesten an uns dran“, erklärte der Tesla-Chef, zeigte sich dann aber doch siegessicher. „Aber wir gewinnen auch in China.“

Die große Produktionsanlage von Tesla in China, die Gigafactory in der Wirtschaftsmetropole Shanghai, hatte zuletzt aber mit einigen Problemen zu kämpfen. Durch die „Zero-Covid“-Politik wurde das Viertel, indem sich die Fabrik befindet, immer wieder abgeriegelt. Tesla-Mitarbeiter mussten zeitweise auf dem Fabrikboden schlafen, um die Produktion aufrechtzuerhalten. Nach der Aufgabe der strengen Corona-Maßnahmen und dem erneuten Ausbruch der Lungenkrankheit in China halten die Probleme allerdings an. Die beiden neueren Autofabriken von Tesla, die „Giga Berlin“ im deutschen Grünheide und die „Giga Texas“ am Hauptsitz in Austin, mussten deshalb die Produktionsausfälle der chinesischen Fabrik abfedern – was offenbar gut gelungen ist.