Tesla stellt in Berlin Tausende Mitarbeiter ein und feuert dann die, die nicht gut genug sind
Der Fachkräftemangel geht auch am Tesla-Standort Grünheide bei Berlin nicht spurlos vorbei. Das US-Unternehmen trotzt ihm mit fragwürdigen Methoden.
Stuttgart/Grünheide - Seit Tesla im März 2022 die „Giga Berlin“ im brandenburgischen Grünheide eröffnet hat, reißen die Schlagzeilen zur ersten und bislang einzigen europäischen Autofabrik des US-Autokonzerns nicht ab. Tesla-Mitarbeiter klagten über eine „knallharte Ausbeutung“ und der Betriebsrat in Grünheide kritisierte die Einmischung der Arbeitergewerkschaft IG Metall scharf. Insgesamt wird die Personalpolitik des Unternehmens von Elon Musk immer wieder stark kritisiert. Auch am deutschen Standort von Tesla sorgt der US-Einfluss für Probleme.
Auf der anderen Seite der Medaille steht allerdings, dass Tesla in Grünheide bereits im vergangenen Jahr über 1.000 Arbeitslose eingestellt hatte und vor wenigen Tagen verkündete, am Standort inzwischen über 10.000 Mitarbeiter zu beschäftigen. Obwohl Fachkräfte in Deutschland derzeit Mangelware sind, hat Tesla dieses Problem offenbar nicht. Dass der US-Konzern den Problemen trotzen kann, ist aber einer fragwürdigen Methode geschuldet, die man sonst nur aus den USA kennt.
Tesla stellt viele Mitarbeiter ein und sortiert dann aus, sagt Autoexperte Dudenhöffer
Mit über 10.000 Angestellten ist Tesla mit Abstand der größte private Arbeitgeber in Brandenburg und im Begriff, die Autofabrik in Grünheide noch weiter auszubauen. Dafür benötigt der US-Konzern allerdings auch das entsprechende Personal, weswegen mutmaßlich zu der sogenannten „Hire and Fire“-Methode gegriffen wird. „Ein hohes Tempo erreicht man auch dadurch, dass man Leute schnell einstellt, weil man sie gerade braucht und dann vielleicht nicht immer diejenigen einstellt, mit denen man länger zusammenarbeiten will“, erklärte Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer dem Portal rbb24. „Man nimmt relativ viele und geht in die Strategie über, dass man sagt: die, die schlecht sind, werden uns wieder verlassen.“

Dass Tesla bei der Einstellung neuer Angestellter nicht wirklich wählerisch ist, zeigte auch ein Selbstversuch eines Journalisten aus Polen. Da die polnische Grenze nicht weit vom deutschen Tesla-Standort entfernt ist, werden offenbar gerne Arbeiter aus dem Nachbarland rekrutiert. Einen Job bei Tesla in Berlin zu bekommen sei „einfacher als ein Supermarkt-Einkauf“, hatte der Journalist der polnischen Ausgabe von Business Insider erklärt, der den Job erhielt, obwohl er nach eigenen Angaben keinerlei Erfahrungen vorweisen konnte. Genauso schnell wie Tesla neue Mitarbeiter einstellt, werden andere aber offenbar auch wieder entlassen, wie rbb24 aus Mitarbeiterkreisen erfahren haben will.
Tesla-Personalpolitik: Chancen für Arbeitslose und Quereinsteiger – aber hohe Fluktuation
Die Personalpolitik von Tesla ist wie bereits angesprochen ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite herrscht in Grünheide laut übereinstimmenden Berichten eine hohe Fluktuation, auf der anderen bietet der US-Konzern aber auch Langzeitarbeitslosen oder Quereinsteigern eine Chance, bei dem führenden Hersteller von E-Autos eine Anstellung zu finden. Die Gehälter von Tesla in Deutschland können vielleicht nicht mit denen von Mercedes-Benz oder Porsche mithalten, gerade für Arbeiter aus Polen ist die Vergütung aber durchaus lukrativ. Ungleiche Löhne sorgen bei Tesla in Grünheide aber immer wieder für Probleme.
In Bezug auf Fachkräfte wie Ingenieure oder Softwarespezialisten konkurriert Tesla in Grünheide mit den etablierten deutschen Autoherstellern, die aktuell mitten in der Transformation stecken. Den Berichten zufolge können die Arbeitsbedingungen beim US-Unternehmen aber nicht mit deutschen Standards mithalten. Daher ist es fraglich, ob Tesla die Fachkräfte auch langfristig an sich binden kann. Tesla bietet in Grünheide allerdings auch verschiedene Ausbildungsstellen und Praktika und versucht demnach, auch selbst Fachkräfte auszubilden.