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Gigafactory bei Berlin: Auto-Papst sieht Tesla als „Vorbild für alle anderen“

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Von: Julian Baumann

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Mehrere Elektrofahrzeuge vom Typ Model Y stehen zur Eröffnung der Tesla Gigafactory Berlin Brandenburg auf einem Band.
Laut Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer hat Tesla mit der Produktion bei Berlin neue Standards gesetzt. © Patrick Pleul/dpa & Nicolas Blandin/dpa (Fotomontage: BW24).

Laut Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer setzt Tesla mit der Gigafactory bei Berlin neue Standards in der Autoindustrie, an denen sich auch die etablierten Konzerne messen lassen müssen.

Stuttgart/Grünheide - Autos aus deutscher Produktion werden weltweit sehr geschätzt. Mit den Traditionskonzernen Mercedes-Benz, VW und BMW und den großen Autozulieferern Bosch, Continental und ZF Friedrichshafen haben auch mehrere der wichtigsten Unternehmen der weltweiten Autoindustrie ihren Hauptsitz in der Bundesrepublik. Seit Ende März produziert auch der E-Auto-Pionier Tesla in Deutschland. Tesla eröffnete die Gigafactory in Grünheide und lieferte erste Modelle „Made in Germany“ aus. Trotz mehrerer Komplikationen und Protesten von Umweltschützern entstand das Produktionswerk bei Berlin in Rekordzeit. Ein spektakulärer Drohnenflug zeigt die Tesla-Fabrik bei Berlin.

In Grünheide produziert Tesla das Model Y für den europäischen Markt und dringt dadurch direkt ins Hoheitsgebiet der etablierten deutschen Autohersteller vor. Tesla-Doc Ove Krüger prüfte ein Model Y aus Grünheide und fand einige Mängel. Laut dem bekannten Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer, Direktor der Center Automotive Research in Duisburg, setzt Tesla mit dem Produktionswerk dennoch neue Maßstäbe in der Autoproduktion, wie er im Interview mit rbb24 sagte.

Tesla-Fabrik bei Berlin könnte laut Auto-Papst Mitte 2023 die Kapazitätsauslastung erreichen

Bei der Eröffnung der „Giga Berlin“ in Grünheide (Brandenburg) übergab Tesla-Boss Elon Musk die ersten 30 in Deutschland produzierten Model Y an die Vorbesteller. Wie schnell die Produktion vorangeht, lässt sich auch anhand des bereits genannten Checks von Tesla-Experte Ove Kröger vermuten. Er prüfte etwas mehr als zwei Wochen nach der Eröffnung ein Model Y, das bereits die Nummer 2.100 trug. Die Produktion steht aber noch am Anfang und die hochmodernen Maschinen werden noch feinjustiert. „Das dauert eine gewisse Zeit“, erklärte Ferdinand Dudenhöffer gegenüber rbb24. „Ich denke, Mitte nächsten Jahres wird man in die Kapazitätsauslastung gehen können.“

In der Produktionsanlage bei Berlin sollen, wie auch in der Tesla-Gigafactory in Shanghai (China), jährlich rund 500.000 E-Autos vom Band laufen. „Tesla hat ein hohes Tempo bei seiner Fabrikation und der Automatisierung“, so Dudenhöffer. „Das hängt auch damit zusammen, dass man ganze Teile viel schneller baut als andere.“ Während viele andere Autobauer unterschiedliche Bleche miteinander verschweißen müssten, habe Tesla in Grünheide die größte Gießmaschine der Branche, führt der Experte weiter aus. Zudem habe das US-Unternehmen noch weitere Methoden, schneller und effizienter zu produzieren. „Was in Grünheide entsteht, ist äußerst beachtenswert.“

Tesla legt bei Produktionsgeschwindigkeit vor, profitiert aber auch von deutscher Erfahrung

Die großen deutschen Autokonzerne haben sich inzwischen auch mehr oder weniger deutlich auf die Produktion von E-Autos verlagert. Mercedes-Benz will ab 2030 beispielsweise nur noch batteriebetriebene Modelle bauen. Laut Ferdinand Dudenhöffer liegt Tesla bei der Geschwindigkeit der Autoproduktion aber deutlich vor den deutschen Autobauern. „Tesla baut die schnellsten Fabriken, mit großer Eleganz bei der Automatisierung“, sagte er. „Deshalb werden sie sowas wie ein Vorbild für alle anderen.“ Eine schnelle Autoproduktion ist aber nur wenig wert, wenn die Qualität darunter leidet. Seit der Eröffnung der „Giga Berlin“ melden Tesla-Kunden immer wieder Verarbeitungsmängel bei den Modellen.

Das sei für ein neues Werk mit neuen Maschinen aber nicht ungewöhnlich, erklärte Ferdinand Dudenhöffer gegenüber rbb24. Die beste Qualität beim Tesla-Model 3 komme derzeit noch aus dem Werk in Shanghai. „Aber ich gehe davon aus, dass das Grünheider Werk das toppen kann, wenn es richtig eingefahren ist“, sagte der Experte. Zumal Tesla am deutschen Standort auch Ingenieure und Spezialisten beschäftigt, die das Know-How aus den etablierten Autokonzernen mitbringen. Der Chef des Mercedes-Werks in Berlin ging 2020 zu Tesla.

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