Ex-Siemens-Chef über Elon Musk: „Rief mitten in der Nacht an und schrie mich an“

Der ehemalige Siemens-CEO Joe Kaeser sprach in einem Podcast über Tesla-Chef Elon Musk, den er nach eigenen Angaben aus den Anfangstagen des E-Autobauers „relativ gut“ kennt.
Stuttgart/Austin - Durch die Twitter-Übernahme durch den Tesla-Chef und dem stark kritisierten Vorgehen bei der Entlassung von Mitarbeitern ist Elon Musk derzeit - nicht zum ersten Mal - in aller Munde. Deshalb wurde auch der ehemalige Siemens-Chef Joe Kaeser als Gast im OMR-Podcast gefragt, ob er die Machenschaften des Tech-Milliardärs verfolge und ob er ihn einmal selbst getroffen habe. „Ja, ich kenne ihn relativ gut, muss ich sagen“, sagte Kaeser, der seit 2021 auch im Aufsichtsrat von Daimler Truck sitzt und diesen Posten bis 2021 auch bei Mercedes-Benz innehatte.
„Wir haben uns durch einen gemeinsamen engen Freund von uns kennengelernt“, schilderte Joe Kaeser das erste Zusammentreffen mit Musk. „Der [der gemeinsame Freund, Anm.d.Red.] war einer der ersten Chefs von Tesla, als das alles anfing.“
Tesla: Gemeinsamer Freund soll Joe Kaeser und Elon Musk miteinander bekannt gemacht haben
Elon Musk wird inzwischen allgemein als Gründer von Tesla bezeichnet - und darf sich laut einem Gerichtsentscheid auch so bezeichnen - CEO ist der Unternehmer aber erst seit dem Jahr 2008. Wenn der gemeinsame Freund von Musk und Kaeser zuvor CEO des E-Autobauers war, müsste es sich dabei um Martin Eberhard handeln, der bis zum 13. August 2007 Chef von Tesla war. Möglicherweise meinte der ehemalige Siemens-Chef aber auch einen der anderen frühen Führungskräfte des E-Autobauers, wie beispielsweise Jeffrey B. Straubel, der bis 2019 CTO bei Tesla war. Joe Kaeser führte aus, dass dieser Freund ihn eines Tages angerufen habe und gesagt habe: „Du, pass mal auf, ich habe da einen, der will Elektroautos bauen, hat aber keine Ahnung wie das geht.“
Dass gerade die Anfangszeit beim heutigen Branchenprimus nicht gerade einfach war, ist inzwischen bekannt. Elon Musk hatte vor Gericht über eine schwierige Zeit bei Tesla ausgepackt und auch einen eventuellen Nachfolger durchscheinen lassen. Zudem hatte der Tesla-Chef in einem früheren Interview zugegeben, dass Mercedes-Benz Tesla damals gerettet hatte. Laut den Ausführungen von Joe Kaeser hatte Tesla damals auch Siemens gebeten, dem noch jungen Unternehmen bei der Digitalisierung und dem Bau einer Fabrik zu helfen. „Ich habe gesagt, klar, das kann ich vermitteln“, so der Ex-Siemens-Chef. „Und so ging das dann los.“
Ex-Siemens-Chef über Tesla-CEO Elon Musk: Zwischen „Genie und Wahnsinn gibt es keinen Puffer“
Da Joe Kaeser im OMR-Podcast erklärt, Elon Musk habe den gemeinsamen Freund „in den Anfangszeiten“ entlassen, liegt der Verdacht nahe, dass tatsächlich Martin Eberhard gemeint ist. „Elon Musk wollte keine Automatisierung der Fabriken“, nennt Kaeser als damaligen Kündigungsgrund des gemeinsamen Freundes. „Er sagte, ‚das ist doch alles Blödsinn, die sollen besser arbeiten‘“. Die ersten Berührungspunkte seien also gewesen, als Tesla in den Anfangstagen eine erste Autofabrik in den USA bauen wollte. Ein Berührungspunkt mit dem Tesla-Chef ist Kaeser aber offenbar besonders in Erinnerung geblieben. „Ich kann mich erinnern, als er mich mitten in der Nacht anrief und anschrie“, schildert er im Podcast. „Ich hatte den Eindruck, ich hätte das Handy weglegen können, und hätte ihn über den Atlantik immer noch gehört.“
Weil das Hochfahren seiner Auto-Produktion nicht funktioniert habe, habe Elon Musk dem damaligen Siemens-Chef am Telefon befohlen „seinen Arsch herzubewegen“ (‚get your ass over here‘). Eine spontane USA-Reise sei für ihn damals nicht möglich gewesen, erklärte Joe Kaeser. Er habe sich aber nach dem Problem erkundigt. „Da kam heraus, dass eine organisierte Fertigung mit seiner Art, mit Menschen und Problemen umzugehen, nicht möglich war.“ Schließlich habe er es aber doch hinbekommen. „Inzwischen laufen die Tesla-Fabriken mit einem guten Digitalisierungssystem von Siemens - auch die in Grünheide“, so Kaeser.
„Elon Musk ist eine unglaublich interessante Persönlichkeit“, sagte Joe Kaeser im OMR-Podcast und verwies auf eine Art Trennlinie beim Tesla-Chef. „Oberhalb der Linie ist er ein Genie“, führte er aus. „Unterhalb der Linie ist es ein totales Chaos.“ Zwischen dieser Trennlinie zwischen „Genie und Wahnsinn gibt es keinen Puffer“, so Kaeser weiter. „Er ist entweder genial unterwegs oder in einer Weise, bei der man sich wundern muss, dass solche Leute überhaupt Erfolg haben können.“