Deutsche Premium-Autohersteller haben große Qualitätsprobleme – laut Studie
Laut einer US-Studie treten gerade bei den deutschen Premium-Automarken und auch bei Tesla besonders oft Qualitätsmängel auf. Dafür haben die Ersteller aber eine Begründung.
Stuttgart/Troy - Die Qualität deutscher Autos von Traditionsherstellern wie Mercedes-Benz, BMW oder auch den Marken des VW-Konzerns ist weltweit sehr gefragt. Laut dem ADAC nimmt die Qualität von neuen Autos aber immer weiter ab – auch bei den deutschen Marken. Wie zuverlässig ältere Fabrikate der deutschen Premiumhersteller auch Jahre nach der Produktion noch sind, zeigt eine Mercedes-E-Klasse aus dem Jahr 1993, die in Albanien noch immer als Taxi unterwegs ist. Das Problem der neuen Fabrikate nahezu aller Autohersteller ist jedoch, dass die Software inzwischen so wichtig ist wie der Motor.
Eben aufgrund der Menge an hochsensibler Software bescheinigt eine US-Studie Modellen von Mercedes-Benz, VW, aber auch Tesla und Co. einen deutlichen Qualitätsverlust innerhalb kürzester Zeit. Das in Troy (Michigan) ansässige Analysehaus J.D. Power hat in der jährlich erscheinenden Studie zur Qualität der Fahrzeuge auf dem US-Markt Modelle verschiedener Marken Baujahr 2020 untersucht. Tesla war zum ersten Mal in der Studie vertreten, da das Analysehaus nach eigener Aussage aber nicht die Freigabe für die Einsicht von Kundendaten enthielt, blieb der E-Autobauer in der Wertung größtenteils außen vor.
Premium-Autohersteller aus Deutschland liegen bei der Qualität laut US-Studie unter dem Durchschnitt
Da der US-Markt auch für die deutschen Premiumhersteller ein wichtiger Absatzmarkt ist, ist die Studie von J.D. Power nicht unerheblich. Eine Pressemitteilung zu den Ergebnissen beginnt aber immerhin mit einer guten Nachricht. Demnach liegt der Branchendurchschnitt bei 186 Problemen pro 100 Fahrzeugen, was eine Verbesserung gegenüber dem Vorjahresbericht darstelle. Dass ausgerechnet die deutschen Premiummarken in den Kriterien Qualitätsbestand, Komponentenaustausch und anhaltende Attraktivität nicht gut abschlossen, hat einen speziellen Grund. „Premiummarken verfügen normalerweise über mehr Technologie, was die Komplexität und die damit verbundene Wahrscheinlichkeit zusätzlicher Probleme erhöht“, heißt es in der Mitteilung.

Basierend auf der Anzahl an aufgetretenen Problemen pro 100 Fahrzeugen schafft es von den deutschen Premiummarken lediglich BMW ganz knapp über den Branchendurchschnitt und liegt damit auf dem 15. Platz. Sogar Porsche schafft es mit 208 Problemen auf 100 Fahrzeuge lediglich auf den 20. Platz, Volkswagen (Platz 24) und Mercedes-Benz (Platz 27) positionieren sich im Ranking von J.D. Power noch weiter hinten. Ganz besonders abgeschlagen ist die Ingolstädter VW-Premiummarke Audi, die auf dem drittletzten Platz aller untersuchten Marken auf dem US-Markt landete. Dahinter folgen lediglich die Marken Lincoln und Land Rover, bei deren Fahrzeugen offenbar besonders viele Mängel auftreten.
Nicht nur deutsche Hersteller: Auch US-Autokonzerne im Ranking weit abgeschlagen
Bei der Anzahl der aufgetretenen Probleme pro 100 Fahrzeuge schneiden die deutschen Premiummarken demnach enttäuschend ab. Die J.D. Power-Studie positioniert unter den Premium-Herstellern die Toyota-Tochter Lexus an der Spitze und unter den Massenfahrzeugen die südkoreanische Marke Kia. Demnach sind nicht nur die deutschen Marken auf dem US-Markt anfällig für Probleme, sondern auch die eigenen Marken. Kleinere Marken wie Buick positionieren sich noch vergleichsweise weit oben, General Motors ist jedoch auch nur im Mittelfeld zu finden und Chrysler und Ford ebenfalls weit abgeschlagen. Tesla wäre bei einer vollständigen Berücksichtigung auf dem 28. Platz gelandet.
Laut der Mitteilung soll die Studie die Marken aber nicht diffamieren, sondern den Autoherstellern „helfen, bessere Fahrzeuge zu entwerfen und zu bauen, um den Test der Zeit zu bestehen und einen höheren Wiederverkaufswert zu fördern“. In einem Segment, dem der kleineren SUV, sind in den Top 3 mit dem BMW X2, dem Mercedes-Benz GLC und dem BMW X1 zudem nur deutsche Marken vertreten. Das Ergebnis der Studie von J. D. Power dürfte für die deutschen Premiumhersteller nicht erfreulich sein. Laut den Autoren der Studie hängt das Ranking aber nicht mehr wirklich von der Qualität der Auto-Modelle, sondern vielmehr von der Fehleranfälligkeit der Software ab.