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„Volkswagen wäre nicht mehr nötig gewesen“: Auto-Pionier von 1925 wieder auf schwäbischem Boden

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Von: Julian Baumann

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Das Exemplar des 1925 gebauten SHW-Wagens ohne Dach, im Zeppelin Museum in Friedrichshafen.
Der SHW-Wagen aus dem Jahr 1925 ist als langfristige Leihgabe zurück im Zeppelin Museum in Friedrichshafen. © Zeppelin Museum

Eine schwäbische Autokonstruktion aus dem Jahr 1925 ist nach Hause zurückgekehrt: Seit dem 30. März steht der SHW-Wagen wieder in Friedrichshafen – wenn auch auf Leihbasis.

Friedrichshafen - In Baden-Württemberg wurde bekanntermaßen das Automobil erfunden: Die drei Ingenieure Gottlieb Daimler, Carl Benz und Wilhelm Maybach legten den Grundstein für das heute vorherrschende Fortbewegungsmittel und auch für den heutigen Autokonzern Mercedes-Benz. Mit Porsche, Bosch, Mahle und der ZF Friedrichshafen haben jedoch noch weitere Weltunternehmen der Autoindustrie ihren Sitz in dem südwestdeutschen Bundesland. Nach Friedrichshafen ist am Donnerstag (30. März) zudem eine ganz besondere Autokonstruktion aus der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg zurückgekehrt.

Die Stadt Friedrichshafen am Bodensee ist weltweit vor allem für die Luftschiffe der Firma Zeppelin bekannt, doch auch die Automobilindustrie spielt in der Geschichte der Stadt eine große Rolle. Im Zeppelin Museum am Ufer des Bodensees steht seit Donnerstag der SHW Wagen, der im Jahr 1925 vom heute noch bestehenden Autozulieferer Schwäbische Hüttenwerke (SHW) aus Aalen in Böblingen gefertigt wurde. Als Leihgabe des Deutschen Museums in München wird der Kleinwagen langfristig in das Portfolio des Museums aufgenommen.

Zwischen Maybach Zeppelin und Gaylord Zeppelin: SHW-Wagen von 1925 zurück in Friedrichshafen

Mit einem Getriebe der ZF Friedrichshafen und einer Aluminium-Karosserie der Luftschiffbau Zeppelin GmbH (LZ) spiegelt der SHW-Wagen ein Stück Industriegeschichte der Stadt Friedrichshafen wider. Seit 1937 befindet sich der Prototyp in Besitz des Deutschen Museums in München und kehrte am 30. März als langfristige Leihgabe zurück in die Zeppelin-Stadt. „In idealer Weise ergänzt er den Maybach Zeppelin von 1938 und den Gaylord Zeppelin von 1957 zu einer geschlossenen Friedrichshafener Automobilgeschichte“, sagte Jürgen Bleibler, Leiter der Abteilung Zeppelin und Techniksammlung, einer Pressemitteilung des Zeppelin Museums zufolge.

Die von Bleibler angesprochenen Maybach Zeppelin und Gaylord Zeppelin sind nicht etwa Luftschiffe, wie man anhand des Namens vermuten könnte, sondern frühe Automodelle. Der Maybach Zeppelin wurde vom damaligen Maybach Motorenbau in Friedrichshafen gebaut, heute entstehen die Maybach-Derivate unter der Tochtermarke Mercedes-Maybach bei Mercedes-Benz. Der Gaylord-Zeppelin Gladiator ist ein ganz besonderes Modell, das einzige jemals gebaute Fahrzeug des luxuriösen Sportwagens steht im Zeppelin Museum. Zwischen diesen beiden bedeutenden Automodellen reiht sich derzeit der SHW-Wagen ein, der laut Mitteilung ab 26. Mai in die Ausstellung Into the Deep. Minen der Zukunft verlegt werden soll.

Autokonstruktion in Baden-Württemberg lange vor dem Volkswagen – Projekt scheiterte

Eine „ganz merkwürdige, neuartige und viel Aufsehen erregende Kleinwagenkonstruktion“, nannte die Allgemeine Automobilzeitung einen Prototypen des SHW-Wagens, der im Jahr 1925 in Berlin vorgestellt wurde. Zum damaligen Zeitpunkt war das Automobil zwar bereits erfunden und auch die erste Fahrt absolviert, die Gründung der DaimlerBenz AG geschah aber erst ein Jahr später und bis zur Gründung der Volkswagen AG sollten noch über zehn Jahre vergehen. Nach dem Ende der Hochrüstung des Krieges Anfang der 1920er Jahre fand beim Luftfahrtunternehmen Zeppelin eine Umorientierung auf neue Marktsegmente statt, für die der SHW-Wagen ganz besonders aussagekräftig war. Da sich kein Hersteller für eine Serienfertigung fand, wurde das Projekt 1925 nach nur drei gebauten Prototypen aufgegeben.

Bei dem SHW-Wagen, der nun im Zeppelin Museum in Friedrichshafen zu bestaunen ist, handelt es sich um das persönliche Exemplar von Werksdirektor Wunibald Kamm. Dieser hatte Jahre nach der Liquidierung des Projektes noch bereut, nicht nachdrücklicher auf die Realisierung des SHW-Wagens hingewirkt zu haben. „Einiges war bei uns schon damals besser als es heute gelöst ist, vor allem auch die unübertreffliche Einfachheit als Grundlage für den billigen Bau“, sagte er laut einem von Uwe Fliegauf in der Schrift Momente. Beiträge zur Landeskunde Baden-Württemberg veröffentlichten Beitrag. „Der Volkswagen wäre nicht mehr nötig gewesen.“

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